laut.de-Kritik
Waschechter deutscher Alternative.
Review von Vicky ButscherViele finden das Wort Alternative peinlich, verstaubt, out of time. Für die Musik von aprilDAZE passts jedoch wie die Faust aufs Auge. Sie machen das, was man sich immer unter waschechtem Alternative vorgestellt hat.
Irgendwie erinnern alle ihre Lieder an irgendwas. Und genau deshalb klingen aprilDAZE über große Strecken ziemlich deutsch. Als ihre musikalischen Vorbilder nennen sie britische Bands wie Placebo oder Radiohead. Ich bezweifele, dass sie deren Maßstäbe erreichen werden, zu doll hört man die Provinzialität deutscher Musik heraus.
Nicht, dass die Band gar keinen eigenen Ideen hätte oder das Album schlecht produziert wäre. Doch erinnert die Musik immer wieder an Versatzstücke aus anderen Songs, das Intro zu "Watching The Walls" lässt mich sogar erschreckt an die Toten Hosen denken, was wohl das Unbritischste ist, was sich der geneigte Empire-Fan vorstellen kann. Weltbewegende Musikgeschichte zu schreiben erwartet bestimmt niemand von einer Band, doch sollte das, was man macht, wenigstens interessant verpackt sein.
Das reicht natürlich nicht aus, ein Album einer jungen deutschen Band zu zerreißen. Denn das Album hat seine Höhepunkte, die das vorhandene Potential der Band deutlich aufzeigen: Als dringender Tip sei hier "Disenchanted" genannt. Da bewegen sich aprilDAZE weg von der typischen Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang-Struktur, die sonst vorherrscht. Auf jeden Fall eine Perle für Liebhaber fragiler Popstücke.
Über das Album verteilt scheinen immer wieder die musikalischen Vorbilder durch, Tom Yorke macht sich auf jeden Fall bemerkbar, kann sich jedoch nie vollständig durchsetzten. Auch der Sänger kippt von der auf der Insel gerade so modernen und durchaus angenehmen Androgynität immer wieder in eine Eddie Vedder-like volle Männerstimme um. Schade, denn diese Mischung passt nicht zusammen.
Guter Anfang, einige schöne Momente, aber dann plätschert sich das Album seinen Weg durch die deutsche Musiklandschaft, und wenn man bei den Singleauskopplungen nicht zielstrebig die Perlen heraus pickt, wird dieser plätschernde Bach wohl versiegen, bevor er die Chance hat mit einem folgenden, eigenständigeren Album zu einem (mit)reißenden Fluss zu werden.
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