laut.de-Kritik
New Wave Polka Grunge: Der Wahnsinn lauert in allen Ecken.
Review von Michael EdeleDie alten Ägypter hatten ja - quasi als Hobby - die Angewohnheit, ihren Leichen das Hirn aus der Nase rauszuziehen, damit man als einbalsamiertes Dörrfleisch im Jenseits mehr her macht. Außerdem lebt es sich ohne Hirn deutlich befreiter. Sowohl im Jenseits, als auch auf RTL II. Einen ähnlichen Ansatz wählen Between The Buried And Me. Sie zwirbeln einen das Hirn zwar nicht aus dem Zinken, dafür aber über die Ohren aus dem Schädel.
Schräg geht es gleich mit "Specular Reflection" los. Klavier, Hörner, Chöre - klingt alles eher nach Filmmusik zu einem David Lynch-Streifen, bis nach wenigen Sekunden gewohnt brachial - und dabei nicht weniger schräg - die Band einsetzt.
Grenzen existieren für Between The Buried And Me nach wie vor nicht. Musikalisch spannt man den Bogen von extremstem Metal der Marke Dillinger Escape Plan bis hin zu fragilen, sanften Tönen à la Chroma Key und legt dabei interstellare Räume zurück. Passend zum lyrischen Konzept, das sich um zwei menschliche Charaktere dreht, die auf zwei Millionen Lichtjahre voneinander entfernten Planeten leben. Dort treffen sie Entscheidungen, die ihr Leben und möglicherweise das ganze Universum verändern.
Anspruchsvoller Stoff, der zur nicht minder anspruchsvollen Musik passt und auf dem nächsten Album seine Fortsetzung finden wird. Nicht ganz leicht zu verdauen, was wieder den Bogen zurück zur Musik spannt. Der Wahnsinn lauert in allen Ecken. Hört euch nur die Polka-Runde in "Augment Of Rebirth" an!. Um ihn in all seiner Pracht auszuleben, kommt gerade mal "Lunar Wilderness" mit weniger als zehn Minuten über die Zielgerade.
Die Jungs aus Raleigh haben mit "The Parallax: Hypersleep Dialogues" ein extrem vielschichtiges und abwechslungsreiches Album geschaffen, das einige Zeit braucht, um erschlossen zu werden. Auch wenn der Begriff "New Wave Polka Grunge" von der Band noch auf "Colors" gemünzt war - auf die neue Scheibe trifft er genauso zu.
6 Kommentare
ist es wieder etwas "eingängiger" - für deren verhältnisse - wie das letzte album oder vertrakter wie "colors"?
Es muss "extremstem Metal" heißen.
@Hmm (« Es muss "extremstem Metal" heißen. »):
überzeugt.
Es übrigens eine EP, kein ganzes Album. Danach soll ein ganzes Album folgen.
"...Die Jungs aus Raleigh haben mit "The Parallax: Hypersleep Dialogues" ein extrem vielschichtiges und abwechslungsreiches Album geschaffen..."... bei 3 liedern ist das allerdings schon eine leistung !
"Ich habe Angst vor Xylophonen, das ist die Musik die man hört wenn Skelette tanzen!"