laut.de-Kritik

Solider Hardcore-Groove-Metal mit Gangshouts und Solo-Überdosis.

Review von

13 Jahre Funkstille. 13 Jahre, in denen Biohazard in Zeitlupe verschwanden: Billy Graziadei zwischen Soloprojekten und nostalgischen Brooklyn-Erinnerungen, Evan Seinfeld mit den üblichen Schlagzeilen. Jetzt ist die Band zurück – in Originalbesetzung – und haut einen Comeback-Stampfer raus, der zumindest eins klar macht: Hardcore lebt noch. Und Biohazard übrigens auch.

Nu Metal eroberte damals die Bühnen, und Biohazard legten dafür das Fundament – jetzt versuchen sie, die Kontrolle zurückzuholen. "Divided We Fall" ist dabei wohl die Hardcore Floskel schlechthin – fehlt noch ein "United We Stand" und der Stereotyp steht.

Hat hier einer Floskel gesagt? Der Opener heißt, Achtung, "Fuck The System". Abgesehen von der etwas banal ausgefallenen Track-Benennung lauert hier noch ein musikalischer Leckerbissen. Dystopisches Slayer-Intro trifft auf Groove-Monster frisch aus dem Winterschlaf. Gangshouts inklusive, Hardcore – nicht mehr, nicht weniger. Um so enttäuschender nur, dass die Gitarrensoli eher wie geklaute Guitar Hero-Momente wirken.

"Forsaken" setzt auf Thrash, Groove und Rap-Momente – doch die Gitarrenleichen überschreiten leider auch hier den Groove-Charakter, statt ihn zu tragen. "Eyes On Six" bringt immerhin frischen Wind: Piano, Gitarrenintro, schwer stampfende Drums. "Death Of Me" ist dann endlich wieder ein Song, der groovt: Vocals, die Lemmy gut zu Gesicht gestanden hätten, verzerrte Gitarrenriffs, ein Track, der Zeit zum Stampfen lässt, nicht zum Moshpit-Hampeln.

Leider bleibt die Hoffnung auf echte Highlights kurzlebig: "Word To The Wise" hätte genauso gut auf Metallicas "Hardwired... To Self-Destruct" stehen können – und das ist jetzt wirklich kein sonderliches Kompliment, wenn man Hardcore machen will. "The Fight To Be Free" wirkt wie erzwungen: die Energie, die Spontanität – weg. "War Inside Me" bringt nichts Neues, "S.I.T.F.O.A." überzeugt wenigstens mit spannender Percussion. "Tear Down The Walls" versinkt erneut in emotionslosen Gitarrensoli, "Warriors" startet hymnisch, endet aber in vertrauter Belanglosigkeit.

Ihr merkt: besonders viel zu den einzelnen Songs zu sagen fällt schwer. Am Ende bleibt: solider Hardcore-Groove-Metal mit Gangshouts und Solo-Überdosis. Kein Song steht wirklich allein, das Gesamtwerk wirkt wie ein Alterswerk, das sich bemüht, aber nur teilweise glänzt. Zum Prügeln im Pit taugt "Divided We Fall" – in die Best Of-Playlist schafft es keiner der Tracks. Für Nostalgiker ein nettes Comeback, für Hardcore-Puristen eher durchwachsen.

Trackliste

  1. 1. Fuck The System
  2. 2. Forsaken
  3. 3. Eyes On Six
  4. 4. Death Of Me
  5. 5. Word To The Wise
  6. 6. The Fight To Be Free
  7. 7. War Inside Me
  8. 8. S.I.T.F.O.A.
  9. 9. Tear Down The Walls
  10. 10. I Will Overcome
  11. 11. Warriors

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