laut.de-Kritik
Feiern, bis die Schwarte kracht.
Review von Eberhard DoblerDJ Jeremy Healy und MC Amos sind in der Upper-Class-Feier-Gemeinde von London bis Tokyo keine Unbekannten. Seit über zehn Jahren liefern sie den dazugehörigen Sound-Track. Auf ihrem Debut "Everyone Loves You Everything's Free" ziehen die beiden Veteranen nun düster und melodisch Bilanz. Entsprechend vielfältig sind die musikalischen Einflüsse, die von Dance bis Rock reichen.
"Everyone Loves You Everything's Free" gestaltet sich ziemlich abwechslungsreich. Die Scheibe bietet neben Sample-Patchworks auch echtes Liedgut. Der afro-karibische Ausdruck "Bleachin'" bedeutet übrigens so viel wie: Feiern, bis die Schwarte kracht. Und wer glaubt, der gleichnamige Opener, auf dem das Duo die Computer in Prodigy-Manier losrocken lässt, sei ein Vorgeschmack auf die restlichen Tracks, kann sich nur eingeschränkt freuen.
"Bleachin'" ist vor allem eine knackige Referenz an die Beastie Boys. Die Londoner zerhacken hier "No Sleep Till Brooklyn" und fügen fette Big Beats hinzu. Und auf der ersten Single "Peakin'" adaptieren sie den Fleetwood Mac-Hit "Big Love" an die Neunziger. Zwar verliert die Scheibe dann zunehmend an Biss. Doch zuvor: Asche auf mein Haupt, denn die Nachfolge-Single "Comin' Down'", ein Cover des Bush-Songs "Come Down" (mit freundlicher Mitarbeit von Gavin Rossdale) und "Fragile", ein tränentreibendes Stück, das die Jungs von Buffalo Tom performt haben könnten, sind exzellente Nummern. Bleachin' demonstrieren hier ihre Vorliebe für Gitarren.
Über zehn Jahre Musik, eingekleidet in Big Beats, Samples, Gitarren, melancholische Streicher und mehr - dieser Crossover muss im Studio verdammt viel Spaß gemacht haben. Und obwohl die technischen Möglichkeiten der Neunziger das Album prägen, halten Healy und Amos unterm Strich die musikalische Balance zwischen Kopfgeburt und Bauchprodukt. Hört mal rein!
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