laut.de-Kritik

Anarchistischer Lofi-Garage-Countryrock aus Finnland!?

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Wer sich den Namen eines Cartoon-Charakters gibt, nimmt sich selber nicht so ernst. Im Fall der Boomhauers ist der Spaß an der Band und dem Musikmachen das hörbare Programm. Das Trio aus Turku in Finnland zelebriert auf seinem zweiten Album einmal mehr den grenzenlosen Rock'n'Roll. Querbeet durch alle Genres des Rocks schaffen es die Jungs Country, Punk, LoFi Garage Rock sowie Balladen zu einer Einheit zu formen.

Das Songwriting des Bandkopfs Saku Krappala ist unorthodox, strotzt aber nur so von Selbstbewusstsein. Dabei nimmt die Combo keine Rücksicht auf gängige Konventionen. Kaum ein Song ist länger als zwei Minuten und die Stilbrüche vollziehen sich auf dieser Scheibe in so rasendem Tempo, dass sich manch einer beim Hören in einer musikalischen Achterbahn wähnen mag.

"Peace Of Mind" stellt den Auftakt dar und kommt daher wie ein Gassenhauer der White Stripes. Doch mit einsetzender Slide-Gitarre und der unverwechselbaren, etwas verwirrten Stimme Sakus grenzen sich die Boomhauers schnell ab und kreieren einen eigenständigen Stil. Der rotzige Touch des Openers schlägt kurz darauf in eine ungestüme Punkrock-Orgie namens "Up On The Roof" um. Doch schon nach 54 Sekunden ist das Brett wieder vorüber und lässt den Hörer etwas unvermittelt zurück. "Good Hunch" schaltet danach etwas zurück und man bekommt ein sattes Schweinerock-Riff serviert. Was sich zusammen mit dem im Hall verschwimmenden Gesang recht viel versprechend anhört, offenbart allerdings schon bald eine Schwäche, die bezeichnend für die meisten Songs des Albums steht. Irgendwo verliert sich das Stück und bleibt unfertig. Es fehlt die sich festsetzende Melodie, eine klare Linie oder die konsequente Weiterentwicklung der Struktur - das, was dem Lied seinen Charakter verleiht.

Die live bestimmt wunderbar funktionierenden Songs bleiben hier, auf CD gebannt, irgendwo auf halber Strecke stehen. Sicherlich zeigt die Band gegenüber dem Debüt-Album ungekannte Fertigkeiten in ruhigen Stücken und ansprechenden Balladen wie "This Town Means Well" oder "Let Your Tears Roll". Doch am Ende bleibt der Eindruck einer Band, die mit sprühender Energie und Kompromisslosigkeit ans Werk geht, aber trotz großartiger Ideen zu oft im Ansatz stecken bleibt oder den Faden verliert. Aber das sehen die Boomhauers bestimmt nicht so eng.

Trackliste

  1. 1. Peace Of Mind
  2. 2. Up On The Roof
  3. 3. Good Hunch
  4. 4. Won't You Do Your Thing
  5. 5. Lake Norman
  6. 6. Where You Belong
  7. 7. This Town Means Well
  8. 8. Load Of Troubles II
  9. 9. Dance With Your Woman
  10. 10. Careless Bird
  11. 11. Cricket
  12. 12. Let Your Tears Roll
  13. 13. John
  14. 14. Hot To Handle
  15. 15. Yeah Baby
  16. 16. Come Closer
  17. 17. Ain't Nothing

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