laut.de-Kritik

Berlin tut auch Amerikanern gut.

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Der Titel seines ersten Albums ist wohl keinem autobigraphischen Hintergrund entsprungen. Schließlich fühlt sich Chelonis R. Jones, wie so viele Musiker der House- und Technoszene, seit Jahren in Berlin zu Hause. Das kreative Umfeld der Metropole scheint ihm bestens zu bekommen. "Dislocated Genius" meint vielleicht eine Art ironische Hommage an seine amerikanische Heimat, wo er mit seinen deepen und minimalen Sounds wirklich ein Genie am falschen Ort wäre.

In Berlin öffnen sich ihm die Türen hingegen gleich dutzendweise. Eine, die er tatsächlich durchschreitet, ist die von Get Physical Music. Das Label von DJ T., M.A.N.D.Y. und Booka Shade ist eines der erfolgreichsten Imprints der letzten Jahre und darf sich zu Gute halten, die Fusion aus Electro, House und Techno maßgeblich vorangetrieben zu haben. Chelonis Ridgeway Jones ist ein Get Physical-Urgestein, der dort 2002 seine ersten Grooves in Vinyl pressen ließ.

"I Don't Know" und "One & One", die sich zu kleinen Club-Hits mauserten, sind nun ebenfalls auf "Discolated Genius" vertreten. Daneben sind mit "Vultures", "Mythologies I & II" sowie "Middle Finger Music" weitere Tracks zu hören, die das Potenzial zum Club-Hit in sich tragen. Dabei sind die "Hits" von Jones jedoch nichts für die Peaktime. Ganz im Gegenteil.

Die souligen Lyrics des Wahl-Berliners in Verbindung mit den stark melancholischen Beimischungen eignen sich eher für die speziellen Momente eines DJ-Sets. Auch wenn "I Don't Know" zweifellos munter nach vorne geht, so bringen vor allem die Lyrics von Chelonis R. Jones jede Menge nachdenkliche Momente in die Tracks.

Diese Ambivalenz aus funkig-deepem Tech-House-Drive und exzentrischer Traurigkeit macht "Dislocated Genius" zu einem Album, das beim ersten Mal hören noch etwas schwer im Ohr liegt, mit der Zeit dann aber eine vorsichtige Leichtigkeit entwickelt, von der man sich gerne tragen lässt. Damit liefert Chelonis R. Jones das beste Get Physical-Release des Jahres ab. Auf Giant Wheel wird demnächst zudem noch der Track "Black Mamba" in geremixter Form erscheinen. Ein weiterer Leckerbissen.

Trackliste

  1. 1. Blackface
  2. 2. Middle Finger Music
  3. 3. Vultures
  4. 4. The Hair
  5. 5. I Don't Know
  6. 6. Mythologies (Myths I & II)
  7. 7. L.A. Matters
  8. 8. Na, Na, Na
  9. 9. Deer In The Headlights (Myth III)
  10. 10. One & One
  11. 11. Debaser
  12. 12. Le Bateau Ivre

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