laut.de-Kritik
Das Jubiläumsalbum der DDR-Heroen ist "kein Remake, sondern ein neuer Film!"
Review von Kai KoppAn "Am Fenster" ist anno 1978 niemand vorbei gekommen. Auch wer Citys Bandgeschichte nicht permanent verfolgte, erinnert sich nach den ersten Takten an ihre typischen Erkennungsmerkmale: Joro Gogows Geigenspiel als äußerst ungewöhnliche Instrumentierung in der Rockwelt, Toni Krahls rauchige Stimme, die sich nach wie vor trotzig politisch anhört, und das ehrliche (Kraut-) Rockumfeld, in dem alles statt findet.
"Am Fenster 2" ist das Jubiläumsalbum zum 30. Geburtstag von City. "Wir sehen es als Fortsetzung von 'Am Fenster' und von all unseren guten Seiten". Dazu gehören "urwüchsiger Rock ebenso wie sanfte Balladen, stille Liebesgeschichten so sehr wie druckvolle Statements".
"Kein Remake sondern ein neuer Film", postuliert Toni zu Recht und stellt bei "Wege" seine Quasi-Rap-Qualitäten unter Beweis. Zusammen mit Das Department, die an der Produktion des Songs beteiligt sind, zaubern sie eine astreine Kraut-Hop-Ballade in die Hörmuschel. Des weiteren steuert Heinz Rudolf Kunze insgesamt fünf Texte zu dem Album bei. Damit hat sich die Gästeliste erledigt, denn City setzen auf ihre bandeigenen Qualitäten. Toni Krahl (Gesang), Fritz Puppel (Gitarre), Klaus Selmke (Schlagzeug), Joro Gogow (Bass, Violine) und Manfred Hennig (Tasten) können sich das auch leisten, denn sie rocken nach wie vor das Haus in druckvoller Manier.
Ehrliche Brat-Gitarren-Riffs, straighte Rockgrooves, die lyrische Geige und immer wieder Tonis markante Stimme sorgen auch zum Perlenjubiläum für gute Laune. Mit Blick auf die Sommerfestivals finde ich es indes schade, kein Ossi zu sein: "Wir treten vor allem im Osten auf, nehmen aber jede Gelegenheit wahr, wenn wir zu größeren Festivals im Westen eingeladen werden".
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