Porträt

laut.de-Biographie

Coheed And Cambria

Im Jahre 2000 gehen Coheed and Cambria im Staate New York aus der Asche der Poppunk-meets-Progrock-Gruppe Shabuti um Sänger/Gitarrist Claudio Sanchez hervor. Als Neubesetzung rekrutiert er Bassist Mic Todd, Gitarrist Travis Stevens und Drummer Joshua Eppard - bekannt aus dem persönlichen Umfeld der Band. 2001 veröffentlicht der Vierer eine erste EP ("Delirium Trigger"). Live stößt zuweilen noch Keyboarder und Klampfer Dave Parker zum Line-Up.

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Zwei Jahre später veröffentlicht das New Yorker Hardcore-Traditionslabel Equal Vision, das in den Neunzigern wohlklingende Namen wie u.a. 108 und Shift beherbergt, das Debüt von Coheed And Cambria ("The Second Stage Turbine Blade"). Die Emocore-Szene reagiert mit Verwirrung bzw. Euphorie auf die Mixtur aus Thursday und Progressive-Rock-Versatzstücken à la Mars Volta.

Für Konfusion sorgt nicht nur die Musik, sondern auch das aus Sanchez' Hirn entsprungene Fantasycomic-Gesamtkonzept um Band und Platte. Darin agiert das Pärchen Coheed und Cambria in einem endzeitlichen Science Fiction-Szenario, das sich um Parallelwelten, einen interstellaren Virus und um den Kampf gegen Weltraummonster dreht. Wen wundert es, dass sich die Band zu nerdigem Filmmaterial wie "Dune", "Army Of Darkness" und "Evil Dead" bekennt.

Nach dem Release des Albums rocken C&C auf drei US-Touren u.a. mit The Used sowie auf vierzehn Dates der Warped-Tour. Bevor es 2003 auf große Japan-Konzertreise geht, spielen sie mit Produzent Michael Birnbaum (Straylight Run) in Woodstock elf frische Songs ein.

Auf "In Keeping Secrets Of Silent Earth 3" gibt sich die Band erstaunlich gereift, simple Pop-Punk-Songs reihen sich an komplexere Stücke, die den Papa und Gitarrenlehrer durchaus
zu Fragen wie "Sind das Rush?", hinreißen könnten. Die Band zählt Thin Lizzy, Led Zeppelin, Police, Queen und den Rapper Nas als Einflüsse auf. Nach Vertriebsproblemen erblickt das Album einige Monate später als in den USA im Sommer 2004 via Sony auch in Europa das Licht der Welt. Fans und Kritiker rasten schier aus, es geht steil aufwärts, inklusive Rotationen bei MTVIVA und Radio.

Wie Rush oder Queensryche tüfteln C&C mit "Keeping Secrets" ein Konzeptalbum aus, das den dritten Teil der Space Opera bildet. Teil zwei ist das Debüt "The Secound Stage...", Teil vier hört auf den Namen "Good Apollo, I'm Burning Star IV, Vol. One". Der fehlende Teil eins soll irgendwann in ferner Zukunft veröffentlicht werden. Die komplette Saga nennt sich "The Bag Online Adventure Of Coheed And Cambria". Den Durchblick hat hier wahrscheinlich längst keiner mehr. Höchstens noch Sänger Sanchez, der auch für die Comic-Umsetzung des Epos verantwortlich zeichnet.

2006 kommen in der Truppe Meinungsverschiedenheiten offen zu Tage: Josh und Mic wollen nicht mehr touren - alle Deutschland-Gigs im Juni und Juli fallen aus. Für sie springen Matt Williams vom C&C-Vorläufer Jumblehead am Bass und Ex-Samian-Drummer MP ein. Nachdem Letzterer wieder das Weite sucht, gibt Sanchez Anfang November 2006 den endgültigen Ausstieg der Rhythmus-Sektion bekannt - Josh Eppard und Mic Todd gehören der Vergangenheit an. Ganz genau wisse er nicht, weshalb die beiden ausgestiegen seien. Alles habe angefangen, als Josh im Sommer nicht mehr touren wollte. Die gern bemühten musikalischen Differenzen führt er ebenfalls ins Feld.

Ersatz steht aber erneut recht bald Gewehr bei Fuß: Während Matt 2007 wieder aussteigt, beteiligt sich The Dillinger Escape Plan-Drummer Chris Pennie an den Jams, und Michael Todd feiert das Comeback am Bass. Zwischenzeitlich veröffentlicht Sanchez zudem als The Prize Fighter Inferno das ruhige und sehr poppige Solo "My Brother's Blood Machine", für das er wieder fiktionale Charaktere entwirft.

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Nachhaltigkeit und Nachhall halten sich in Grenzen.
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Es vereint Singer/Songwriter-Stücke und Elektronik-basierte Songs. Teilweise ist das Material ganze acht Jahre alt. Zwischen den bisweilen tanzbaren, leise avantgardistischen und zuweilen kitschig schönen Melodien und Sounds scheint sich der Prog-Rock Coheed & Cambrias fast verflüchtigt zu haben. Aber natürlich nur, bis im darauffolgenden Herbst das Volume 2 von C&C-Episode 4 erscheint.

Kurz darauf kommt auch Basser Michael Todd wieder zurück zur Band. Er spielt auch das folgende Album "Year Of The Black Rainbow" ein. 2011 jedoch ist Todd in einen bewaffneten Überfall verwickelt und sitzt erst einmal eine Weile ein. Wenig später trennt sich die Band offiziell von ihm. Den Bass auf den nächsten beiden Kapiteln der Amory Wars-Saga übernimmt Zach Cooper. An die Drums kehrt Josh Eppard zurück.

Während Claudio auf der 2013er Comic Con bekannt gibt, dass die beiden Entourage-Macher Mark Wahlberg und Steven Levinson seine Science Fiction-Story in einen Spielfilm transformieren wollen, setzt er bald darauf einen vorläufigen Schlusspunkt in der musikalischen Version. Das achte Coheed And Cambria-Album "The Color Before The Sun" kappt die Verbindung zum bisherigen Konzept-Songwriting. Rein stilistisch bleibt Claudio sich zwar weitgehend treu, dafür behandeln seine Texte nun keine Orte mehr, "auf die man einen Laserstrahl richten kann". Stattdessen spricht er persönliche Dinge, wie das Vaterwerden direkter, ohne zwischengeschaltete Außerirdische, an.

"Der Grund für das bisherige Konzept war, dass es wie ein Vorhang war, hinter dem man sich verstecken konnte", meint Claudio. "Ich fand es immer sehr schwierig dieser 'Das Herz auf der Zunge'-tragende Songwriter zu sein. Vielleicht war es die Angst vor einer Beurteilung. Es fühlte sich an, als könnte ich mich hinter all diesen fiktiven Charakteren verstecken, so dass mich niemand verurteilen kann. Sie verurteilten vielleicht das Werk, aber es fällt nicht auf mich zurück. Es ist fast, als hätte ich versucht, mich von der Kunst zu distanzieren, wobei ich es dieses Mal begrüßt habe und der Kunst erlaubt habe, ich zu sein." Klingt kompliziert, aber auch irgendwie einleuchtend.

Mit Album Nummer neun kehrt die Gruppe wieder in ihr angestammtes Sonnensystem zurück. Wie gut, dass Heaven's Fence Platz genug bietet, um eine neue Pentalogie aus dem Wuschelkopf zu zaubern. Die Mixtur aus Alternative Rock, Post Hardcore, Metal und Prog bleibt bestehen. In ausufernder Manier produzieren Sanchez und Co. auf "Vaxis – Act I: The Unheavenly Creatures" achtzig Minuten Hitmaterial, dass in der Schnittmenge von Rush, My Chemical Romance und The Mars Volta anzusiedeln ist.

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