laut.de-Kritik
Klimawandel, Artensterben und ein Himmelfahrtskommando.
Review von Yan VogelDie Entdeckung neuer Welten gehört zu den urtümlichen Antriebskräften der Menschheit. Sinnbildlich steht hier der Seefahrer, der nicht selten von imperialem Gestus getrieben ganze Nationen unterjochte. Im 20. Jahrhundert löste die Raumfahrt die Seefahrt ab und dient seitdem als Projektionsfläche für Kunst.
Cult Of Luna machen dabei nicht den Fehler, sich allzu sehr an den Puls der Zeit anzubiedern, sondern begeben sich auf die Reise zu den großen Momenten der Sci-Fi-Vertonung - vor allem die der Siebziger und Achtziger. Das Sextett verwendet deren schaurige Synthies für den einzig richtigen Zweck: die Vertonung von Kälte, Unendlichkeit und Lebensunwirtlichkeit. Anders als in einer Kriegsverherrlichung wie Star Wars erklingt hier kein pompöser Orchester-Kleister.
Nach dem maschinellen, an Fritz Langs "Metropolis" angelehnten Vorgänger "Vertikal" greifen die Schweden nun nach den Sternen. Die Kollaboration mit der New Yorker Sängerin Julie Christmas stellt dabei ein Novum in der bisherigen Historie von Cult Of Luna dar. Sie liefert eine Hammerleistung ab, die die beiden etatmäßigen Vokalisten Johannes Persson und Fredrik Kihlberg zusätzlich motiviert haben dürfte.
So erstrahlt der Post Metal von Cult Of Luna in der Tradition von Neurosis, Isis oder The Ocean in sämtlichen Spektralfarben: Die Stimmen transportieren nicht nur Text, sondern kommen als gleichwertige Instrumente zum Einsatz.
Christmas lotet dabei sämtliche Extreme aus: Sie singt liebliche Popphrasen, schmeichelt wie ein Psychopath, jault den Mond an, zündet Dicke-Eier-Shouts oder wütet wie ein Berserker durch die Hörgänge.
Der Traum von Unendlichkeit beginnt mit
"A Greater Call". Nach einem sphärischen Beginn reißt eine Kaskade aus Growls und Julies Melodie aus dem Hypersleep, während einen das darauffolgende Sludge-Riff in die Umlaufbahn eines düsteren Mondes katapultiert. "Chevron" setzt die Odyssee fort, getragen von Christmas' lieblicher Stimme, die sirenenhafth umschmeichelt und das nahende Ende verkündet. Sehr abwechslungsreich gehalten, gleicht das Stück im Gegensatz zum Crescendo-Aufbau des Openers einem turbulenten Parabelflug, der in der Schwerelosigkeit endet.
"The Wreck Of S.S. Needle", das Solostück der Sängerin, strandet mit einer Achtziger-Horror-Synthie-Passage hoffnungslos im Nichts. Der vor purer Verzweifelung schier berstende Refrain steht im Gegensatz zum umheimlich dahin schleichenden Aufbau.
"Approaching Transition" kommt als einziges Stück mit männlichem Klargesang: Eine in endloser Weite verhallende Doom-Ballade, mit verschlepptem Tempo und melancholischer Synthesizer-Linie. "Cygnus" zieht einen endgültig in die Singularität eines schwarzen Loches. Musikalisch extrem abwechslungsreich gestaltet, bildet der Track den perfekten Abschluss im ewigen Kampf zwischen Agonie und Extase.
Die Sehnsucht nach fernen Welten - gerade angesichts des desaströsen Klimawandels und Artensterbens: Cult Of Luna liefern für ein mögliches Himmelfahrtskommando den perfekten Soundtrack. Neben dem durch arktische Kälte stapfenden Ihsahn und den britischen Atomisten von Mogwai das nächste Postrock/Metalrock-Highlight im April.
9 Kommentare mit 67 Antworten
Ist doch immer wieder interessant, wie viel die Musik ausmacht, auf die jemand seine Stimme bettet...
Konnte weder ihrer Hauptband "Made out of Babies" noch der Postrock-Supergroup "Battle of Mice" allzu viel abgewinnen, obwohl letztes Jahrzehnt sehr begeistert von den Red Sparowes, Dub Trio oder Peeping Tom gewesen. Das Solo-Album von Fr. Christmas habe ich noch nicht gehört, werde das nach der Mondkult-Kollabo aber definitiv nachholen!
Das Werk fühlt sich an wie ein 180 Tage-Tauchgang durch den Marianengraben in einem russischen U-Boot Mitte der 80er. Ich hoffe, Caxide, Harris & Meyer haben hier sehr genau zugehört und rufen vor dem nächsten Palms-Album außer in Sacramento evtl zusätzlich in New York an.
liebe red sparowes und ihre vertonten weltuntergangsszenarien.. von nem split mit made out of babies/battle of mice wusste ich allerdings nichts. werd ich nachholen, nachdem mich madame auf "mariner" so geflasht hat. schönes bild übrigens, das mit dem russischen u-boot in den untiefen des marianengrabens.
Die Split-EP hab ich z.B. gar nicht gehört. Das Album "A Day of nights" wurde vor 10 Jahren von ziemlich vielen Metal-Medien extrem gepusht, wusste (damals) aber überhaupt nicht zu zünden bei mir.
Und das Solo-Album soll Julie Christmas ja angeblich abseits ihrers inzwischen angestammten Post-Metal Kosmos zeigen.
Das meinte ich mit "auf welche Musik man seine Stimme bettet":
Ein Graham allein macht noch keine Red Sparowes, ein Tomino noch kein Dub Trio/Peeping Tom. Entsprechend hätte ich Julie auf ner "echten" Sparowes-Platte, auf ner Isis' oder, wie eben jetzt geschehen, auf ner Cult of Luna lieber gehört.
Scheinbar haben Graham und Christmas die Platte zwar zusammen begonnen, aufgrund eines Streits aber dann getrennt voneinander fertig aufgenommen. Das behandelt sie wohl auch thematisch: Konflikte und Zerwürfnisse. Dieses Thema finde ich ironischerweise auf Platten von Bands, die ihre Musik als Kollektiv aufnehmen, authentischer umgesetzt als von diesen zwei, die scheinbar wirklich -auch musikalisch- nicht so gut miteinander können.
Julie führt den Cult Of Luna-Sound zu neuen Ufern und pusht die Band noch mal zu Höchstleistungen nach Vertikal, das mich doch eher kalt ließ. Aber das hier ist wieder mitreißend und intensiv und das bisher beste Metalalbum in diesem Jahr.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Ging mir ähnlich, aus dem Cult wähnte ich lange die Luft raus. Letztes Album, was mich zumindest teilweise vereinnahmte, war "Eternal Kingdom" von...2008?
Die aktuelle Platte mit Fr. Christmas hat meine "Best of Post-Metal"-Playlist um mindestens 2 Stücke bereichert und erinnert stellenweise an die Intensität von Isis' "Panopticon", was für mich immer noch als erste Referenz im Post Metal-Sumpf zählt.
Die Stimmung ist aber schon anders als bei Isis. Maschineller, abgehobener, schon fast Godflesh-like, gerade in Approaching Transition.
Vielleicht Industrial-Post-Metal, aber den Begriff gibt es noch nicht.
Klar, die Stimmung auf "Mariner" ist eine völlig andere als auf "Panopticon". Habe versucht, das in meinem Beitrag oben durch den U-Boot Vergleich zu beschreiben.
Während mir "Panopticon" eher naturalistische, landschaftsaffine Kopfkinofilme zeigt, ist "Mariner" eindeutig der industriell-maschinelle Zwilling... aber die Intensität, mit der mich das Album in seinen Bann zieht, mir die auf ihm herrschende Stimmung geradezu auferlegt - das finde ich schon vergleichbar mit meinen ersten Monaten mit "Panopticon" damals.
Daher ja auch der von mir geteilte Eindruck "Bestes Metal-Album 2016" bis jetzt...
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich frage mich, was da 2016 überhaupt noch kommen soll.
Außer Tool.
Gojira?
Deren Letzte war aber auch nicht mehr so der Bringer.
Mastodon?
Waren nie mein Fall. Ich sage Vektor.
Weiß ich doch. Opeth?
Nee. Klingen mittlerweile wie Jethro Tull. Hoffentlich hauen Godflesh dieses Jahr was raus. Da weiß man, was man hat.
Fand deren letztes Album wiederum nur mäßig.
Meshuggah?
Neurosis?
So Streetcleaner 2.0, aber immer noch recht unspaßig und effektiv. Wünsche mir trotzdem wieder was melodischeres von denen.
Ja. Meshuggah und Neurosis traue ich immer was zu.
Ist das Wunschdenken oder sind tatsächlich für 2016 noch Alben von Mastodon, Meshuggah UND Neurosis angesetzt?
Witzig. Wenn die nicht alle was völlig anderes machen, wird dieses Jahr sowas wie meine musikalisch-psychische Regression in harter und progressiver Musik
Meinerseits komplettes Wunschdenken Aber Zeit wärs bei all denen allemal...
Wenn wir schon beim Wunschdenken sind: Was neues von Converge, Aerogramme oder Katatonia wär auch nett
Und Judas Priest.
Gut, doubleJ ist vom Wunschdenken schon beim Träumen angelangt. Wenn das so ist, kann ich hier auch "Isis plus Julie Christmas!" oder "Oceansize plus Chelsea Wolfe!" einschmeißen...
Ohne Scherz: Freunde der späten Aereogramme sind doch meines Wissens mit The Unwinding Hours ganz gut bedient, auch wenn mir persönlich ein Schlag in die Fresse zwischen "A Story in white" und "Sleep & Release" deutlich lieber wäre.
Katatonia war für mich immer so unter "ferner liefen", Converge hatten mich vor allem in der eigenen musikalischen "komplexer, schneller, lauter!"-Phase, welche zeitlich überwiegend während "Jane Doe" und "You fail me" stattfand.
Danach zwar in neueres Zeugs rein gehört, wusste mich aber aufgrund fehlendem emotionalem "I can relate"-Moment zu der Zeit irgendwie nicht mehr zu begeistern. Ganz ähnlich wie bspw. DEP nach "Miss Machine", was ich aber obskurerweise einem sich nur mir erschließendem magischen Zusammenspiel aus Weinman und Pennie zuschreibe, welches nach "Miss Machine" eben nicht mehr gegeben war.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Meine Fresse! Viel zu gut das Ding... ♥
Jenzo, Wallah, ich grüße dich! Lass dich doch mal wieder im Chat blicken, hm?
https://webchat.quakenet.org/
Channel: #gromky
... Spaß beiseite, ich urteil nochmal über deine knapp bemessenen Ressourcen die Beteiligung an unserem Kindergarten hier betreffend sobald ich die Entwicklungsaufgabe Reproduktion ebenfalls bewältigt habe.
Topic: Besser es hat spät(er) gezündet als nie, aber nach der einhelligen Meinung der hiesigen üblichen Verdächtigen war zu vermuten, dass dir das exquisit rein geht.
Nach wie vor mein persönlicher (Post-)Metal-Thron des Jahres. Zu toppen wäre dies bloß gewesen, wären Isis 2005 bereits auf dieselbe Idee gekommen. Da aber erst Cult of Luna 2015/16 drauf kommen mussten (bzw. Red Sparowes-Graham zeigen mussten, wie sowas tatsächlich gemacht wird, nachdem der für seine Verhältnisse übel verkackt hatte, imho) ist es nun erst viele Jahre später genau die Post Metal + female vocals-Platte, die ich mir seit Jahren erträumt hab!
Bombe!
jedem, der cult of luna, isis etc. mag, ist dieses unfassbar gute album von dieser zu unrecht so unbekannten band zu empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=8TqxXZ1h5I…
durfte sie schon 2mal live sehen, jeweils als vorband von mono und jeweils mit ner krank geilen performance, u.a. mit ner spärlich bekleideten lady, die sich wie medusa über die bühne schlängelte, und einem frontmann, der wie ein berserker schrie und wütete. und ganz im kontrast dazu, aber immer perfekt übergeleitet, gibt es hypnotische passagen und passagen mit latentem, stetig zunehmendem spannungsaufbau, alles in einnehmender atmosphäre verpackt.
Was mich daran am meisten stört ist die Beschreibung der Live-Show. Wofür nochmal gleich die spärlich bekleidete Lady? Hat die irgendwie Anteil an der komponierten/performten Musik? Warum dann also??
Das musikalische "Alleinstellungsmerkmal" ist definitiv der Tempowechsel. Während Isis und CoL ja eigentlich zu 95% in diesem "zermalmenden, mahlenden" Tempo bleiben, auch bei den härteren Parts, treten IZAH häufiger mal aufs Gaspedal und klingen dabei wie eine leichter zu verdauende Version von The Ocean, imo.
Weiß nicht, ob's an der Untergrund-Produktion liegt, aber die Growls sind mir an manchen stellen zu gepresst, geknödelt. Wirkt halt furchtbar angestrengt im Vergleich zu bspw. Aaron Turner. Die cleanen Gesangspassagen dagegen stehen ihm eigentlich ausgesprochen gut, dachte sofort an die Zeit, in der sich Callisto noch nen echten Sänger dazu nahmen.
Insgesamt ein Tip, den ich in Auge und Ohr behalten werde, danke dafür!
@Souli: Ich schließe mich deinem Rant einfach mal an.
@IZAH: Erinnert mich inklusive Spoken-Word Anteilen an ein paar Stellen an Arktika. Entdeckung des Tages für mich.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
@soulburn: warum so kleinlich?? hab die band wiederentdeckt und mich halt an die auftritte erinnert, wo ich bei den schnelleren und härteren passagen echt abging wie bei sonst eher bei metalbands, die auf groove und math-gedöns setzen. die performance des frontmanns und die tanzeinlagen der lady haben da gut zu beigetragen, das hat alles einfach perfekt gepasst. aber son persönlicher flashback taugt nicht zur beurteilung der musik und war bisl unglücklich formuliert, den schuh zieh ich mir an.
hast die musik recht treffend beschrieben. die clean vocals sind auch sehr stark, das "gepresste", vermeintlich "angestrengte" growling wirkt auf mich aber passend und durchaus natürlich, weil es unterdrückte wut perfekt zum ausdruck bringt, für die neben dem rausschreien auch die schnelleren, musikalisch extremeren ausbrüche ein ventil bieten. cult of luna und isis bedienen definitiv eine vielfältigere emotionale bandbreite, dementsprechend offen für interpretationen sind die growls für mich, die sind eben nicht nur reine aggression.
du hast callisto genannt. ne bekannte hat mir vor zeiten mal ein album von denen empfohlen, das ich angehört hab und zu dem ich mir die lyrics genehmigt hab. musikalisch wars ansprechend, aber lyrisch iwi ein overkill an christlichen plattitüden mit nem leichten missionierungsbeigeschmack. aber diese momentaufnahme sagt vermutlich wenig über die diskographie der band aus und liegt auch was zurück. wäre offen für ne gegendarstellung ^^
Hoert doch mal in die beiden Sumac-Alben rein, ihr Butterhoernchen.
@Baude
Soviel zum Thema du versuchst dein früheres Alleshörertum so gut es zu verstecken, was?
Die Alben sind extrem geil. Außerdem hab ich Sumac vor ein paar Wochen in HH gesehen. Hat sich definitiv gelohnt. Vor allem, weil das nur nen Apfel und n Ei gekostet hat.
Gerne nochmal.
+ geht
Jo, lauch, spendiert der Kommentarfunktion mal den Edith-button. Auch sollte jemand die Sumac-Alben rezensieren. Aber nicht der Berger !!!
What One becomes, erster Track überzeugt schonmal mit krankem Intro und Groove. Track zwei verliert sich im Nichts - und kommt meshuggahartig zurück. Rest sehr solide.
moody: Ich befinde mich gerade in einer Phase, in der das wohl nicht so gut klappt.
Schon live in Deutschland unterwegs? Wegen Turner dann wohl, die kamen ja "nur" via Profound Lore. Interessant, dachte, sie waeren noch geringer bekannt.
Dogma: Das Ende von 'Image of Control'!
@Baude
Das waren glaube ich nur 4 Dates in DE? Und die Hamburger Location ist auch klein.
Naja, ich finde ja die SIND noch unbekannt in DE, aber ich versuche Sachen die Turner oder Cook verzapfen relativ regelmäßig zu verfolgen. Ich hatte auch wesentlich mehr Besucher erwartet, schon allein deswegen weil Turner und Cook keine unbeschriebenen Blätter in der Musikwelt sind.
Allerdings kennt keiner aus meinem Bekanntenkreis weder Isis noch Russian Circles. Ich verbuche den Kram deswegen irgendwie als Nische.
@Baude: Hab' es gerade wieder auf den Ohren. Ist ganz nett - aber da knallen z.B. Sigur Ros noch mehr
Sigur Rós und knallen.
Neue Russian Circles läuft hier aber tatsächlich öfters.
Ich hoffe, Popplagid (untitled 8 von '( )') und Glosoli sind dir bekannt. Es gibt wenige Songs die mehr "knallen", imho.
Brennisteinn knallt halt auch schon ziemlich.
Ich nehme einfach mal an, dem Herrn Red. sowie den beteiligten Diskutierenden ist das Komplettwerk von Sigur Ros durchaus geläufig.
Ich bin mir sogar sicher zu wissen was du mit "knallen" meinst, auch wenn ich persönlich genau dieses Adjektiv für Sigur Ros unpassend finde. "Knallen" tut ne Wurfkette aus Abrissbirnen - musikalische Pendants hierzu wären für mich die auch schon genannten Meshuggah, The Ocean...
Sigur Ros sind eher wie ein Maelstrom. Fluten dich mit ihrem Kram bist du beinahe schon völlig darin aufgelöst bist, bevor du nur noch mitgeschliffen und nachhaltig über alle Ecken und Kanten im Untergrund ihrer Musik hinweg zerrieben wirst.
Und das "destruktive Moment" ist dabei ja nur eine von vielen Gefühlsregungen, die Sigur Ros provozieren - viel zu oft klingen die auch gar nicht nach knallen i.S.d. Abrissbirne o.ä., sondern nach aufgehen wollen und ersaufen in Harmoniesucht, Wohlgefühl und Schönklang. Das will einfach nicht "knallen", sorry.
Ach, und Sumac durchdringt mich wie Lösungsmittel semipermeable Membrane, sollte klar sein, hm?
...und bzgl. der Callisto-Diskussion: Bin hier voll kalt erwischt worden!
Gerade bei denen hab ich echt nie so drauf gehört. Hab in dem Stil/mit cleanem Sänger auch nur die Providence von 2009. Der Sänger erinnerte mich an spätere Cave In und ich fand das Gesamtpaket Postmetal + Clean Vox damals schlüssig und gelungen auf der Platte, stellenweise nur bissl zu jammerlappig vom Sänger.
Gerade mal 10 Minuten Zeit genommen und Lyrics überflogen, das ist ja beinahe noch ärgerlicher als bei OM. Zumindest kann es mir den Spaß an dem Album/der Band sehr viel schneller vermiesen als bei OM...
@Morphi: Der Sound ist erdiger / direkter geworden, was eher zu "knallen" passt, kommt aber eben nicht an die "Urgewalt" heran, die sie auf früheren Werken (manchmal) entfesseln, wie es Souli so schön beschreibt. (Insgesamt hat mich das letzte Album dennoch / gerade wegen dem Wandel überzeugt.)
@Souli: Ich bezog mich nicht auf das Gesamtwerk. Mir kam lediglich beim Hören der Musik / Lesen von Baude die Assoziation zu Glosoli (und dass ich es verdammt bereue, bei meinem Sigur Ros-Konzert in den Rängen gehockt zu haben und nicht vor der Bühne restlos zermalen worden zu sein...).
Du hast also natürlich vollkommen recht mit dem Teil deiner Darstellung, wo mensch recht haben kann. Rest ist m(subjektiven, izkla)Mn auch sehr treffend - so differenziert bin ich leider nicht in meiner Rezeption / Repräsentation / Darstellung.
Sigur Ros gehört zu den Sachen, die ich aus persönlicher Betroffenheit heraus nicht uneindeutig oder zumindest ausreichend beleuchtet und gehuldigt hier stehen lassen kann.
Aber an Morphos Kveikur-Einwurf musste ich auch bei deiner Beschreibung von knallen denken. Wenn sie knallen (auch da finde ich es insgesamt eher mäandernd, die Reverb-Gitarren erschaffen einen wahnwitzigen Sog...), dann wohl am ehesten in den nachtschwarzen, spärlich eingestreuten Einschlägen auf Kveikur. Was mal wieder zeigt, wie sehr es der Kontrast machen kann - Sigur Ros-Einschläge wirken auf diese Weise heftiger und bedrohlicher als der next ramdom Blastbeat-Part deiner local Grindcore-Truppe, imho.
Die Musik ist klasse, aber der Gesang geht mir immer gewaltig auf die Nerven.
Das gute alte Sängerproblem, das mir bereits den Zugang zu Bands wie Haken oder Tool versperrt hat.
Ja, an Haken bin ich deswegen auch gescheitert. MJKs Gesang geht noch klar. Außerdem ist die Musik viel zu geil. Ich geb einfach Souli die Schuld
Hm, isländische Künstlerinnen und Künstler haben bei mir so was wie einen Narrenfreifahrtschein. Läuft irgendwo völlig "außer Konkurrenz", Musik klingt häufig einfach wie von nichts beeinflusst, was man irgendwo her kennt und das ist ok so. Das muss schon so sein, was die da so machen, was der Jonsi da so macht. Sollen alle einfach so weitermachen.
Gescheite Rezis könnte ich für diese Sparte selbstverständlich nicht schreiben, höchstens für EMP o.ä., wobei die da doch sicher gar nicht stattfinden.
...und links vorbei an Haken verläuft bei mir der Schmale Grat zwischen "Sänger ist kacke, aber Musik ist zu gu um sich's nicht zu geben" und "NOPE". An Tool musste ich mich auch erst mal so über ein Jahr hinweg immer wieder reinknien, bis es klick gemacht hat.
Der Sänger ist wohl der Haken bei Haken =/. I like bad puns.
Dass Leute den Gesang von MJK nicht vertragen, geht mir aber auch garnicht ein.
@Moody: Meinst Sigur Ros?
Gesang fand ich zu Anfang eigentlich nicht abschreckend und zählt aus heutiger Sicht zu dem besten und intensivsten, was ich im Riesenpool "Rock" kenne. Da werden tatsächlich Emotionen erschaffen, transportiert, vermittelt.
Bei Tool war es echt eher das Gesamtpaket, was so überfordernd und zunächst abschreckend war. Du raffst, das ist was gutes, aber du raffst lange nicht, warum. Die Aufforderung, sich damit auseinandersetzen zu müssen. Die Musik, die nicht zum Punkt zu kommen schien. Die kryptischen Lyrics, nix reimt sich, die Bilder im Booklet und die schickigen Videos dazu...
Als pickliger 12/13-Jähriger mit Pendelohr zwischen Nirvana und Metallica war ich es echt "simpler" gewohnt und wusste lange nicht, was "die überhaupt wollen", als mein älterer Cousin (von dem ich natürlich auch Nirvana etc. hatte) damit ankam. Er hatte zuerst das Video von "Sober" gesehen, nachts nach 23 Uhr auf MTV, völlig verbotenerweise (Ja, Seitenhieb auf die Red-Liste "Beste MTV-Videos". Holzhammerstyle, pois!).
Ich denke "strömen" und "fließen" trifft es bei Sigur Rós besser und bei Brennistein, Glosoli oder Untitled 8 scheinen sich die Songs zu "entladen". Who cares? Hauptsache die Musik gibt was her. Mit der Kveikur konnte ich aber wieder deutlich mehr anfangen.
Bin da ganz bei Souli. Wenn mensch nix komplexeres als Nirvanas Interpretation von Popmusik oder die White Stripes (in meinem Fall) gewohnt ist, kommt mensch erstmal nicht mit Wings for Marie klar...
Da freut mensch sich, wenn nach 5 Minuten der Ausbruch kommt, wundert sich nach 30 Sekunden warum es schon wieder vorbei ist und wird nur noch ratloser, wenn in Pt. II so in etwa garnichts mehr passieren will. Als ich den Wechsel in der Bassmelodie/Rhythmus/Betonung nach dem Solo in Pt. II bewusst wahrnehmen konnte, war das dann schon ein Aha-Moment.
Vor Augen geführt zu bekommen, was eigentlich alles in Lateralus abgeht, hilft auch sehr, bzw. hat es mich dann ungemein in den Bann gezogen, wie da Symbolik, krumme Zahlen und Lebensphilosophie in ein Stück gegossen werden.
Ironischerweise ist es dann aber auch die Einstiegsdroge für progressivere Musik, die eineN anfixt und im Vergleich nur wenig ebenbürtiges findet.
*fangirlmodusaus*
@Dogma
Ja, ich meine Sigur Ros
Bezüglich Tool: MJKs Gesang geht noch klar, aber die Lyrics und Musik spielen definitiv dei tragende Rolle, weshalb ich so ein großer Tool-Fan bin.
@Souli
Ich kann deine Geschichte bezüglich Tool gut nachvollziehen, nur hatte ich damals keinen Ansprechpartner, der mir irgendwas gezeigt hat.
Alles andere bezüglich Tool unterschreibe ich voll und ganz, weil unsere musikalische Entwicklung im Teenageralter anscheinend ähnlich ablief. (Du weißt, welche Posts ich meine )
"Ironischerweise ist es dann aber auch die Einstiegsdroge für progressivere Musik, die eineN anfixt und im Vergleich nur wenig ebenbürtiges findet."
Signed. Meinte moody ja auch neulich erst wieder. Tool hat da auch bei mir so viele Genregrenzen geöffnet und Hörgewohnheiten erweitert, ohne dass in den folgenden 20 Jahren selektiven und intensiven Musikhörens noch allzu viel "ebenbürtiges" dazu gekommen wäre.
fans among fans... That's what lazy sunday afternoons are made for
@moody
Ja, und daher nochmal: signed.
Dogma, schwing mal deinen Arsch in den Chat jetzt:
https://webchat.quakenet.org/
Channel ist #gromky
Herzlichst,
Ihr mittlerer Rechtsgelehrter
Ich bin bei der Diskussion für heute definitiv raus. Muss noch Livemusik gucken
Sorry Leute.
Ne zeitlang war ich ja ein bisschen froh dass ich Tool erst so spät (im Bandleben) entdeckt hatte und nicht so ewig auf's nächste Album warten muss, aber jetzt sind es auch schon 8 Jahre Warten oder so, ahhhh.
Gab letzten Monat auf Reddit eine geleakte Playlist von der neuen Tool und für eine Videoinstallation gab es schon Ausschnitte eines neuen Songs. Dürfte vielleicht nicht mehr lange dauern.
Tracklist wollte ich schreiben, aber egal, mir versüßt das hier gerade den Abend: https://revolutionaryarmyoftheinfantjesus.…
Nach dem letzten Stand von der Bandsite, wird es noch sicher ein paar Monate dauern. Ich tippe ja auf 2017. Dann kann laut sie noch ein viertes Mal ins Jahres-Vorchecking packen, zusammen mit den Vinyl-Rereleases von David Bowie.
Klingt realistisch, aber hauptsache es kommt.
@toni
Also wenn hier einer mit RAIJ kommt, dann wohl du... Hatten wir beide es bei laut schon drüber? Hatte auf jeden Fall das Gespräch mal vor Jahren, kenne sie aber von woanders her. Jetzt erst auf die "Beauty..." aufmerksam geworden? Und, wie findste?
Zu Tools neuem Album: Das kommt denke ich auch erst 2017. MJK veröffentlicht ja seine Biographie und geht mit der dann auch wohl erst auf booktour.
Ich hab ne Frage: Klang Neil Fallons Stimme live immer so hoch? Ich hab sein Timbre tiefer in Erinnerung. Also entweder war der Sound gestern so beschissen oder meine Ohren sind dann doch kaputter als ich mir eingestehen möchte.
Achja und n Pick hab ich auch abgestaubt
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Zu RAIJ. Enthält so ziemlich alles, was man von der Band liebt: ätherischer Dark Wave/Dream-Pop, rhythmische, tribalhafte Elemente und so eine Art spirituelle Grundatmosphäre kombiniert mit weltmusikalischen Einflüssen und wunderschönen Pianoballaden. Hab es gestern drei Mal gehört und ist schon eine intensive atmosphärische Klangreise und einer der interessantesten Hörerfahrungen der letzten Jahre. Qualitativ hält es mit den beiden Vorgängern für mich mit.