laut.de-Kritik
Bon Scotts Vorgänger macht auf AC/DC.
Review von Giuliano BenassiBrutaler geht es kaum. "Founding Member of AD/DC and original Lead Singer" ist von einem gelben Aufkleber zu erfahren, der sich vom Cover deutlich abhebt. Moment mal: War nicht etwa Bon Scott der erste Sänger der australischen Band?
Dave Evans' Website gibt Aufschluss. 1973 ist er tatsächlich Frontmann einer Band mit dem Gitarristen Malcolm Young, der eines Tages seinen kleinen Bruder Angus zu den Proben mitbringt. Die Geschwister ziehen der noch namenlosen Combo im Dezember 1973 das Markenzeichen AC/DC über. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, kostümiert sich jedes Mitglied anders, was auf der Bühne zu lokalem Erfolg führt. Übrig bleibt nach wenigen Monaten nur Angus' Schuluniform. Im Februar 1974 erscheint die eher poppige Single "Can I Sit Next To You Girl / Rockin' In The Parlour", die sich in den australischen Charts platziert. Bei der "furchtbar anstrengenden" (Evans) Tour, die daraufhin folgt, kommt es zu einem handfesten Streit zwischen dem Sänger und dem Manager, der ihn feuert und durch Bon Scott ersetzt.
Evans' Beitrag zur Popularität der Band hält sich also in Grenzen, zumal er nach eigenen Angaben nur zwei Lieder mit Malcolm Young schrieb – die später in geänderter Fassung auf AC/DCs erstem Album "High Voltage" (1975) erschienen. Ansonsten beschränkt sich seine Karriere auf lokale Bands und einen auf DVD gebannten Auftritt mit der australischen AC/DC-Coverband Thunderstruck im Jahr 2000. Warum also die Veröffentlichung dieses späten Solodebüts in Deutschland?
Allein die Kohle reicht als Antwort nicht aus. "Rock'n'Roll ist das, für was ich als Performer stehe. Es gibt mir die unglaubliche Möglichkeit, meine Gefühle und Erfahrungen auf einer ehrlichen Weise mit einem breiten Publikum zu teilen", erzählt Evans in einem Interview.
Nach Einlegen der CD fällt als erstes auf, dass er sich stimmlich zwischen Bon Scott und dessen Nachfolger Brian Johnston bewegt – also rau, dreckig und am Anschlag singt. Leider ist das nicht die einzige Gemeinsamkeit mit AC/DC – seine Begleitband gibt sich jede erdenkliche Mühe, genauso wie die Vorbilder zu klingen. Wie gut die Young-Brüder sind, kommt im direkten Vergleich zum Vorschein: Schaffen sie es, ihren wenigen Akkorden einen unverwechselbaren Schliff zu geben, können Evans und Konsorten nicht mitreißen.
Zwar sind AC/DC-Lyrics kaum Nobelpreis verdächtig, dennoch schaffen es "Highway To Hell", "Let There Be Rock" oder "Rock'n'Roll Ain't Noise Pollution", das Publikum jedes Mal aufs Neue zu begeistern. Das gelingt "Sinner" nicht, obwohl die Stücke viele Zitate enthalten. "I don't know why she came but she sure taught me how" heißt es etwa in "Take Me Down Under", kaum anders als in "You Shook Me All Night Long". Razor's edge livin'", verkündet Evans in "Sinner", "Shake your foundations" in "Only The Good Die Young", "Can you hear the thunder? The thunder down under" im abschließenden Stück.
Der Aufkleber halt also nicht, was er verspricht. Da hört man sich lieber Geordie an – die Band, in der Brian Johnson spielte, bevor er zu AC/DC ging. Oder natürlich das Original.
1 Kommentar
Der Artikel findet meine volle Zustimmung.
Dave Evans, den man eigentlich auch Dave "Plagiator" Evans nennen könnte schafft es nicht annährend an das Oroginal heran, wennauch seine CD-Covers immer das nette und wie ich beschämende, im sinne von für ihn peinlichen, gelben Auskleber bekannter Aufschrift zeigen.
Inhaltlich kann man beinahe von Plagiat sprechen, teilweise covert er auch von vorne bis hinten.
Fazit ist also, dass Dave Evans, der Möchtegernrocker mit seinen schönen SCHildchen versucht durch AC/DCs Ruhm, den er nicht im geringsten mit impliziert hat seine billigen Cover und Plagiate zu vermarkten.
->It's a long way to the top if you wanna
rock'n'roll Dave but you don't
reach the top at all!