laut.de-Kritik

Psychophaten-Metal: Akustische Rasierhilfe gefällig?

Review von

Ich neige durchaus zur Selbstreflexion und frage mich hin und wieder, ob ich mit gewissen Bands oder Stilen nur deswegen nichts anfangen kann, weil sie dermaßen gehypt werden, dass sie einem quasi auf den Sack gehen müssen. So steh ich mir bei Thema Dir En Grey also selbstkritisch gegenüber und muss dennoch sagen: Mir gehts auf den Sack.

Um die fünf Pappnasen wird ein Kult betrieben, der in einer Szene wie dem Metal einfach nichts zu suchen hat, könnte man meinen. Scheinbar doch, denn die Visual Kei-Hansel dürften kaum wegen ihrer musikalischen Fähigkeiten so angesagt sein.

Okay, schlecht sind die Musiker bei Dir En Grey auf keinen Fall, und sie verstehen es durchaus, ihre Fähigkeiten in anständiges Songwriting umzusetzen. Aber bei Frontzwuckel Kyo kann mir keiner erzählen, dass der Kerl singen oder schreien kann, ohne dass sich bei mir sämtliche Körperbehaarung aufstellt. Was soll das sein? Eine akustische Rasierhilfe? Stimmlich liegt der Kleine nämlich immer irgendwo zwischen jammernd und psychopathisch schreiend. Beides liegt mir überhaupt nicht.

Es erscheint auch ein wenig seltsam, mit einem verhältnismäßig ruhigen Song wie "Conceived Sorrow" einzusteigen, um anschließend mit "Lie Buried With Vengeance" unmissverständlich klar zu machen, dass man Slipknot für das Größte seit der Erfindung der Playstation hält. Daran lässt auch eine Nummer wie "The Deeper Vileness" keinen Zweifel. Wer kein großer Fan der Gummimasken ist, wird hier verständnislos mit den Schultern zucken.

Um so größer ist die Überraschung, wenn die Japaner mit "Agitated Screams Of Maggots" ein Thrash-Brett auffahren, wie es im Buche steht. Das Geschrei von Kyo kratzt immer noch unangenehm im Ohr, aber was die restlichen Jungs an ihren Instrumenten ablassen, ist nicht von schlechten Eltern. Doch leider bleibt der Song neben "Clever Sleazoid" die Ausnahme. "Grief" oder "Repetition Of Hatred" haben ihre guten Momente, sind aber zum Teil ziemlich derbe Korn Rip-Offs.

Die vorläufige Wende aus dem sonstigen Psychopathen-Metal bringt zunächst das japanisch gesungene "Ryoujoki No Ame", das deutlich verstärkt auf Melodie setzt. Wer allerdings annimmt, dass man bei den englischen Songs auch nur ein Wort versteht, befindet sich auf dem Holzweg. Genauso wenig lassen sich die in grau auf schwarz gedruckten Texte in Schriftgroße 5,5 lesen. Auch das folgende "Disabled Complexes" würde ich als ordentlich groovende Rock-Nummer bezeichnen, die mit anständigen Gesang eine gute Single wäre.

"Rotting Root" könnte ich mir sogar gut von Alice In Chains vorstellen - handelt es sich dabei doch um einen wirklich guten Alternative-Track. Ratet aber mal, wer den Song schon nach wenigen Minuten von einer Dimension in die nächste kreischt?

Eine weitere, interessante Facette offenbaren Dir En Grey mit der Ballade "Namamekashiki Ansoku Tamerai Ni Hohoemi". Erstmals kann ich mich sogar mit der Arbeit von Kyo weitgehend anfreunden, bevor es mit den oben bereits erwähnten Titeln wieder in die Psycho-Ecke abdriftet. So bleibt als Fazit nur, dass die Band durchaus Potenzial hat. Das Brimborium, welches um die Japaner veranstalten wird, bleibt aber lächerlich.

Trackliste

  1. 1. Conceived Sorrow
  2. 2. Lie Buried With A Vengeance
  3. 3. The Fatal Believer
  4. 4. Agitated Screams Of Maggots
  5. 5. Grief
  6. 6. Ryoujoku No Ame
  7. 7. Disabled Complexes
  8. 8. Rotting Root
  9. 9. Namamekashiki Ansoku, Tamerai Ni Hohoemi
  10. 10. The Pledge
  11. 11. Repetition Of Hatred
  12. 12. The Deeper Vileness
  13. 13. Clever Sleazoid

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416 Kommentare, davon 22 auf Unterseiten

  • Vor 17 Jahren

    Manchmal frage ich mich echt wie es solche Kritiken überhaupt ins Internet oder sonst wohin schaffen, das ist einfach nur lächerlich. Wahrscheinlich damit Typen die sonst nichts können ihre ganze Wut über die Welt und sonst wen an einer armen unschuldigen Band auslassen können, die weiss Gott überhaupt nichts dafür kann. Anscheinend muss/möchte man Michael Edele genau in diese Schublade hineinquetschen. Ein fieser kleiner Zwerg der Bands grundlos fertig macht, vielleicht nur aus Eifersucht weil er selbst nie so weit kommen könnte wie Dir en grey es jetzt sind, vielleicht auch aus Selbstgefälligkeit...das wird ein Rätsel bleiben.
    Dem Sänger einer Band zu sagen, er könne nicht singen ist genauso wie dem Krtiker zu sagen, dass er nicht schreiben könne...was meiner Meinung nach in diesem Fall auch voll zutrifft.
    Arme, unschuldige, kleine Buchstaben auf eine dermaßen fiese und übertriebene Weise aneinanderzureihen gehört gesetzlich verboten.

  • Vor 17 Jahren

    das nennt sich polemik, fangirl/boi...

  • Vor 17 Jahren

    ich finde das ist die beste kritik seit langem.endlich spricht mal jemand das aus wie j rock wirklich ist.nämlich uninspririert und nur auf style und bühnenschow ausgelegt.vieleicht hübsch anzuschauen,aber musikalisch geradezu vernichtend schlecht.