laut.de-Kritik
Spazzcore-Großartigkeiten aus Luxemburg.
Review von Matthias MantheGlobalisierung hat schon ihre guten Seiten. Musikmagazine können dank Weltnetz am pittoresken Bodensee weilen, und die Spazzcore-Großartigkeit der Stunde kommt aus der erweiterten Häuserzeile Rumelange in Luxemburg. Haupt- weil einzige Attraktion: Das örtliche Grubenmuseum. Bleibt genügend Zeit, sich transzenderen Themen zuzuwenden.
Obwohl die Philip K. Dick-Referenz im Bandnamen das vermuten lässt, erforschen Do Androids Dream Of Electric Sheep? aber nicht die empathischen Fähigkeiten von Robotern. Ihre erste Plattenveröffentlichung nutzen sie als Forum für klassische Hardcore-Ethik.
"It's the second middle ages / And I'm waiting for the Renaissance", keift Fronter Philipe hier über wirbelnden Schlagzeug-Kaskaden und fulminanter Bundakrobatik, die sich vor The Fall Of Troys Chaosspasmen nicht zu verstecken brauchen. Man übt exaltierte Sozialkritik und Weltverbessertum, spuckt Galle auf eine Welt voller Religionskriege und Isms, bildet Fronten gegen Maschinenhörigkeit und intellektuellen Stillstand.
Ein eskalatorisches Panikorchester und ein Weckruf der extremen Sorte, dermaßen druckvoll vorgetragen, dass der Spannungsbogen trotz klanglicher Prinzipientreue immer unter Starkstrom steht. Instinkt und Komplexität halten dabei immer schön Händchen und zeugen ein Manifest, das getreu der Devise "Think global, act local!" mit Flammenwerfern gegen Politikverdruss und Lethargie agitiert.
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