laut.de-Kritik
Das letzte Album eines verkannten Genies.
Review von Kathrin Fink"Last stop for a resolution, end of the line, is it confusion?" Mit diesen Worten beginnt das letzte Album von Elliott Smith. Treffender hätte es der Folk-Sänger, der letztes Jahr Selbstmord beging, nicht formulieren können. "From A Basement On The Hill" ist eine Ansammlung von kleinen, melancholischen Meisterwerken. Jeder Song steht für sich allein - keine Vergleiche, kein besser oder schlechter, einfach nur ehrliche, geradewegs aus der Seele gespielte Musik.
Das Echo zu Beginn von "Coast To Coast" klingt wirklich so, als sei die Platte in einem "Basement" aufgenommen worden. Düstere, verzerrte Gitarren fügen sich Smiths sanfter und doch eindringlicher Stimme. Ein so heftiger wie gleichzeitig zarter und zerbrechlicher Track. "Let's Get Lost" sowie das anschließende "Pretty (Ugly Before)" verwundern mit simpel-süßen Akustikgitarrenklängen, die tränenschweren Texte sind wohl ironisch zu verstehen.
"Don't Go Down" und "Strung Out Again" spielen in der bekannten Elliott Smith-Liga. Langgezerrte, grungige Gitarrenklänge lassen Raum für sanfte und unaufdringliche Stimmeinlagen. Mit "Fond Farewell" erklingt dann mit relaxtem Rhythmus und rein akustischen Melodiebögen einer der vielen Höhepunkte dieser Platte. Der Refrain animiert zum Mitsingen, bevor man sich erinnert, dass es sich hier um eine Smith-Komposition handelt - sehr persönlich, sehr intim, nicht wirklich zur Teilhabe geeignet.
Fröhliches Vogel-Gezwitscher begrüßt einen auf "Ostrich & Chirping", bevor der nahtlose Übergang zu meinem absoluten Lieblingstrack ertönt. "Twilight" geht mit den Zeilen "... you don't deserve to be lonely - but those drugs you got won't make you feel better ..." ziemlich tief unter die Haut. Die Melodie - einmal gehört, kriegt man sie nicht mehr aus den Gehirnwindungen. Wie alle Kompositionen weist auch "Twilight" eine dunkle Seite vor, und trotzdem gelingt es Smith immer wieder, eine verspielte, ja schon fast freudige Note unauffällig darunter zu mischen.
Tatsächlich klingt die hier vorliegende CD über weite Strecken wie ein Abschiedsalbum. Eine leicht depressive Ader vereint die Songs, bestimmt kein Soundtrack für ein nettes Beisammensein. Aber kennen wir das nicht schon von früheren Smith-Platten? Der Unterschied ist, dass wir hier wissen, dass sich Smith gegen Ende der Aufnahmen das Leben nahm. Produzent Rob Schnapf und Elliotts Ex-Freundin Joanna Bolme stellten das Werk fertig. Wäre der sensible Songwriter noch am Leben, würden die Songs dann anders klingen? Ich glaube nicht. "From A Basement On The Hill" ist es eine wundervolle, bitter-süße Platte, aus der man den Gefühlszustand des Künstlers nicht deutlich heraus hören kann. Eindeutig ist aber, dass Elliott Smith sich in musikalischer Würde von dieser Welt verabschiedet hat.
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