laut.de-Kritik

Clarke und Bell machen alles falsch, was man falsch machen kann.

Review von

Erasures "World Be Gone" geht in seine dritte Runde und langsam setzt ein wenig Übersättigung ein. Nachdem im März mit "World Beyond" eine Klassiküberarbeitung des Albums folgte, gibt es nun mit "World Be Live" einen Livemittschnitt der dazugehörigen Tour. Aufgenommen an zwei Tagen im Hammersmith Apollo im Februar dieses Jahres, bietet dieser einen Querschnitt aus der Karriere der beiden Engländer.

Live-Alben stehen nicht immer im besten Ruf, werden häufig als unnütz angesehen. Es gibt jedoch nicht wenige, die die Karriere des jeweiligen Acts angeschoben haben, einen komplett neuen Blickwinkel auf die Musik ermöglichten oder schlichtweg einen hohen Stellenwert in der Fangemeinde erhielten. "World Be Live" gehört zu keiner Sorte.

Man muss Bell und Clarke zugute halten, dass sie hier deutlich ohne Overdubs arbeiten. Die Songauswahl reiht zudem ein Highlight an das nächste und verdeutlicht noch einmal, auf wie viele Hits die Band trotz langanhaltender kommerzieller Flaute zurück greifen kann. "World Be Gone" war 2017 das erste Top Ten-Album in zwanzig Jahren.

Von "Oh L'Amour" über "Always" zu "A Little Respect". Dazwischen finden Erasure noch Zeit, Blondies "Atomic" zu covern oder eher unbekanntere Songs wie "Mad As We Are" oder das hervorragende "Phantom Bride" in die Playlist einzubauen. Ein Song vom Album-Highlight "The Innocents", auf dem sich mit "Ship Of Fools" auch einer der besten Songs der 1980er befindet. Doch all diese Lieder verlieren auf "World Be Live" ihr Leben, gemeuchelt vom Klang der Aufnahmen.

Der Sound stellt eine einzige Katastrophe dar und vermiest jede auch nur ansatzweise aufkommende Emotion. Matschig und stumpf wie ein mäßiges Bootleg aus den 1980ern. Die Drums und die hinter ihnen brummelnden Synthesizer bilden nie eine Einheit. Dazu klingt Andy Bell so dumpf, als hätte ihm jemand ein Handtuch über das Mikro gelegt. Während der Songs wirkt er zahnlos, die Ansagen versteht man nicht. Die Songs selbst bleiben bis auf winzige Änderungen ihren Studiovorlagen treu.

So taugt Erasures "World Be Live" höchstens als Erinnerung für den Hardcore-Fan. Doch wer einfach ein Livealbum von Erasure besitzen möchte, sollte zu den weitaus interessanteren und um Längen besser abgemischten Akustik- und Country-Alben "On The Road To Nashville" und "Union Street" greifen.

Trackliste

  1. 1. Oh L'Amour
  2. 2. Ship Of Fools
  3. 3. Breathe
  4. 4. Mad As We Are
  5. 5. Just A Little Love
  6. 6. In My Arms
  7. 7. Chains Of Love
  8. 8. Sacred
  9. 9. Sweet Summer Loving
  10. 10. I Love Saturday
  11. 11. Victim Of Love
  12. 12. Phantom Bride
  13. 13. World Be Gone
  14. 14. Who Needs Love (Like That)
  15. 15. Take Me Out Of Myself
  16. 16. Blue Savannah
  17. 17. Atomic
  18. 18. Drama!
  19. 19. Stop!
  20. 20. Love You To The Sky
  21. 21. Always
  22. 22. Here I Go Impossible Again
  23. 23. Sometimes
  24. 24. A Little Respect

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