Porträt

laut.de-Biographie

Faygo

Lebensmittel wegwerfen finden Faygo gar nicht gut. Die französische Roots Reggae-Band hinterfragt die Auswüchse menschlichen Konsums sowie und des Systems dahinter. Der Bandname geht trotzdem nicht auf ein Nahrungsmittel zurück, obwohl eine amerikanische Grapefruit-Limonade so heißt. Er bedeutet: "Hey, wie geht's?" Das Wort stammt aus der Sranantongo-Sprache in Surinam, Südamerika. Romain Mac, der sich Mister Roots nennt, lernt das Land auf einer Weltreise kennen.

Faygo - Blooming Part Two
Faygo Blooming Part Two
Fürs Karma und den Fußabdruck.
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Ein weiteres Fremdwort - "Fawaka" - wird später ebenfalls zum Songtitel (2016) sowie der Name des eigenen Labels. 'Fawaka' bedeutet ebenfalls "Hey, wie geht's?", entstammt aber der Slangsprache Wakamang aus Surinams Hauptstadt Paramaribo. Auf ihrem Label wollen die Musiker französische Reggae-Acts in Frankreich vereinen, die im Untergrund zwar live aktiv sind, aber noch keinen Plattenvertrag haben. Dabei marschieren Faygo vielen Acts voraus, indem sie auf Englisch texten und ausgefeilte Kompositionen mit Ska-Bläsersätzen abliefern. Der französische Blog La Vie En Reggae nennt sie 2016 "eine der Entdeckungen des Jahres".

Was Romain 'Roots' musikalisch am meisten beeindruckt, ist der Welt verbindende Gedanke von Reggae. Auch als die Bewegung noch relativ jung ist, entdeckt er, dass es in Südostasien Dub-Musik gibt: Judean Kong aus Thailand ist auf dem Album "Together" zu hören.

Die französische Reggae-Szene entsteht in den 90er-Jahren infolge des French-Hip Hops. Künstler von Inseln wie Martinique und Guadeloupe, französische Überseegebiete, brauchen kein Visum, um einzureisen. Sie fühlen sich von den Rap-Szenen der Großstädte Marseille, Lyon und Paris angezogen.

Yaniss Odua, Scars oder Tiwony werden zu Größen der neu entstehenden Reggae-Szene - immer mit einem Hauch Hip Hop im Sound, und mit Kooperationen, die in den Rap hineinragen. Dub Incorporation fusionieren Hip Hop, Reggae und Dancehall mit den Sounds ihrer nordafrikanischen Herkunft. Somit gibt es sowohl aus der Karibik als auch Afrika starke Einflüsse auf die Entwicklung der populären Musik. MC Solaar hat senegalesische Roots, auch die Saïan Supa Crew erlangt europaweite Bekanntheit im Rap.

Dutzende Reggae- und Dub-Festivals blühen binnen eines Jahrzehnts auf: Faygo sind im Sommer 2017 Stammgäste. Wer in Europa alte jamaikanische Reggae-Helden der 60er bis 90er Jahre live sehen will, fährt auch 2020 am besten nach Frankreich: Dort haben sie den größten Stellenwert - mehr als in jedem anderen Land, mehr als in ihrer Heimat.

2013 als Trio in d'Ille-et-Vilaine gegründet, erarbeiten sich Faygo im bretonischen Rennes ab 2015 als Sextett rasch einen Platz in der Szene. Je mehr sie gebucht werden, desto mehr reift der Entschluss, sich Verstärkung zu holen. Eine Bläserfraktion und ein weiterer Gitarrist kommen, die Band wächst auf elf Leute an. Die Mitglieder wohnen im ganzen Land verteilt.

Ihr Debütalbum "Harvest" (2016) produzieren Faygo komplett alleine. Nach hunderten Konzerten im Inland wagen sie Ende 2019 den Schritt in Richtung Welt. Viele französische Roots-Acts entfalten ihre Aktivitäten maximal in Belgien, der Schweiz und vielleicht noch Spanien, das liegt durchaus an der Sprachbarriere: Der meiste Reggae aus Frankreich ist in französischer Sprache. Faygo fallen hier aus der Reihe.

Jamaikas Eigenheit seit den Wailers, den Heptones, The Gladiators, The Techniques und vielen anderen - drei Herren singen choral - übernehmen auch Faygo in ihren Refrains. Als Gegengewicht fungieren ausgeprägt Jazzbläser-Arrangements. Dub-Versionen ihrer Titel platzieren Faygo jeweils am Ende ihrer ersten beiden Alben "Harvest" und "Together" (2019).

Inhaltlich prangern Faygo spekulative, mangelhaft recherchierte Meldungen in den Medien an. Faygo appellieren an Toleranz, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Menschlichkeit. Bei aller rhythmischer Vibration steht immer wieder der Wunsch nach Frieden, Teilen von Ressourcen, Schutz der Natur und Open-Mindness gegenüber anderen Kulturen auf der Tagesordnung. Er sei "hungry to learn from every culture", meint Leadsänger Mister Roots in "Fawaka". Ihre Videoclips drehen sie gerne in der Natur, etwa dem Thabor-Park an der französisch-italienischen Grenze.

Jeden Donnerstagabend lädt das mittlerweile zum Sextett geschrumpfte Kollektiv jeden ein, auf der Bühne mit zu improvisieren. Beim Campus-Radio Rennes schwärmen sie: "In Rennes gibt es viel mehr, als man denkt, viele andere Gruppen, die Fans von uns sind und schon mit uns musiziert haben, und die wir danach unter Vertrag nahmen. Wenn wir eine Jam-Session eröffnen, ist beispielsweise eine Rocksteady-Gruppe dabei, die ganz klassisch im Stil des Early Reggae spielt. Auch Les Argonautes beteiligen sich, The Humanizers. Wir versuchen auch aus der Stadt Brest die Garde der Reggae-Leute dazuzuholen".

Alben

Surftipps

  • Eigenes Indie-Label der Gruppe

    Offizielle Seite von Faygos 'Fawaka Productions'.

    https://fawaka-records.fr/
  • Youtube

    Videoclips: Naturparks und Kneipen.

    https://www.youtube.com/channel/UC7dmSANksrSlOHudfjUys2A
  • Offiziell

    Fotos von Auftritten usw.

    https://faygo.fr/
  • Soundcloud

    Faygo streamen.

    https://soundcloud.com/faygo-rennes