laut.de-Kritik

Da werden Jungs zu Männern und Männer zu Tieren.

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Seit zehn Jahren beackern die Kalifornier von Five Finger Death Punch die Musiklandschaft. Dabei stechen sie mit ihrem groovigen Sound aus Nu- und Alternative-Metal aus dem Einheitsbrei der Charts hervor, so richtig auf dem Schirm haben sie jedoch (bislang) nur wenige.

"Got Your Six" soll dies ändern, und der Titeltrack bietet schon mal einen verdammt guten Auftakt: Stampfende Gitarrenwände überrollen den Hörer, Shouter Ivan brüllt ganz ordentlich durch die drei Minuten. Das Tempo prescht in Marschgeschwindigkeit voran: Drummer Jeremy bearbeitet seine Felle, als hätten sie eine ordentliche Tracht Prügel mehr als verdient.

"Jekyll And Hyde" knüpft mit einem Refrain, der dazu einlädt, mitgegrölt zu werden, genau dort an. Obwohl einfach strukturiert liefern Five Finger Death Punch mit Song Nummer zwei dank catchy Riffs und dem unwiderstehlichen Groove - der zuweilen einen strengen Disturbed-Geruch mit sich führt - einen der besten Tracks ab.

Spätestens mit "No Sudden Movement" werden Jungs zu Männern und Männer zu Tieren - der Testosteron-geschwängerte Sound lässt das Blut in Wallung geraten und spontan kupferdrahtdicke Haare aus der Brust wachsen. Entsprechend breitschultrig fahren die 'Death Punches' dann allerdings "Question Everything" ein wenig gegen die Wand. Die Produktion ist immer noch wuchtig und gut abgemischt, der unmotivierte Sing-Sang stört jedoch, und spätestens beim Refrain machen sich die ersten Verschleißerscheinungen breit.

Die obligatorischen Balladen könnten die intonierten Muskelverhärtungen auf "Got Your Six" ein wenig auflockern: "Diggin' My Own Grave" pumpt sich prächtig auf, wirkt dann aber wie ein Fremdkörper ("I know there's nothing I could change and I regret the things I've didn't say").

Besser machen sie es bei "Meet My Maker". Wie ein ekstatischer Gorilla im 'Rage'-Modus feiern Five Finger Death Punch hier eine Gewaltorgie vom feinsten, das alte Verse-Chorus-Verse-Spielchen wird mit frischen Riffs unterfüttert und bleibt noch eine geraume Zeit im Cortex kleben. "Boots And Blood", das Finale der kurzen und knackigen Langgrille, bietet dem Hörer dann eine nihilistische Gleichgültigkeitsorgie in d-Moll - zuletzt habe ich so viele 'Fuck' in einem Song bei den Murderdolls gehört. Oh yeah!

Der ganz großen Wurf ist den Kung-Fu-Metallern mit der aktuellen Platte und ihren doch einigen Füllern nicht gelungen. Fans erhalten aber erneut eine massive Produktion, die sich gut in das Portfolio der Mannen um Ivan einreiht.

Trackliste

  1. 1. Got Your Six
  2. 2. Jekyll And Hyde
  3. 3. Wash It All Away
  4. 4. Ain't My Last Dance
  5. 5. My Nemesis
  6. 6. No Sudden Movement
  7. 7. Question Everything
  8. 8. Hell To Pay
  9. 9. Diggin' My Own Grave
  10. 10. Meet My Maker
  11. 11. Boots And Blood

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2 Kommentare

  • Vor 9 Jahren

    Ganz fetzig. Bissl was zum Abspacken für den Herbst. "Jekyll and Hyde" gefällt mir bisher ganz gut. Mal schauen, was da noch so kommt.

  • Vor 9 Jahren

    Kann es sein, das "Jekyll & Hyde" der bisher schwächste Song der Bandkarriere ist? Bei all der bockstarken Konkurrenz auf dem Album wundert mich die Wahl gerade dieses Songs als Singleauskopplung doch sehr. Der clawfingermäßige Einstieg geht ja noch, aber der Chorusriff ist meiner Meinung nach stinklangweilig... Aber für den Rest gilt mal wieder "leider geil" - trotz des martialischen Dicke-Hose-Geprolles