laut.de-Kritik
Gibt es ein Leben nach 'Lemontree'?
Review von Gurly SchmidtDas vierte Album der Band aus dem Schwabenländle ist da. Bekannt geworden mit einer einzigen Single, die die Welt umsegelte, wollen die Jungs nun zum zweiten Mal beweisen, dass es ein Leben nach "Lemontree" gibt. Vor allem ein Leben nachdem Intercord in EMI überging und Fool's Garden ohne Plattenvertrag dastanden: Passend zur Situation ist das Album betitelt: "For Sale" heißt es und will gekauft werden.
Ungewohnt ruhig mutet der Einstiegssong "Who are you" an, erweist sich aber als Gänsehaut generierendes Portal in die Klangwelt der schwäbischen Popper: Streicherklänge, dramatische Pausen, unerwartete Harmoniewechsel und Falkengeschrei verleihen diesem Song eine erstaunliche Überzeugungskraft. Bestens geeignet für Dämmerungsauftritte in großen Stadien - Pink Floyd lässt grüßen.
"Allright" rückt die Band wieder in den bekannten Schunkelrhythmus hinein, stark inspiriert von den Britpop-Ikonen Blur in ihrer "The Great Escape"-Phase: Ich hab's ausprobiert: Der Text "He lives in a house a very big house - in the country" (-> "Country House") ist auf die Musik von "Allright" fast problemlos mitzusingen. Trotz der Anlehnungen ist der Song mitreißend kraftvoll und überzeugend - eigenwillige englische Rechtschreibung miteinbegriffen.
"Suzy" ist die erste Single-Auskopplung und wieder können wir eine Verwandschaft feststellen: Die Harmoniegesänge der Beatles finden (nicht nur) hier ihre Verarbeitung und machen das Stück zu einem eingängigen Ohrwurm. Leider muss an dieser Stelle gesagt werden, dass die Texte eher einem Lehrbuch für Englisch, 7. Klasse ähneln, als lyrischen Meisterstücken: "Heaven's not above tonight but hundred feet below". Hmpf.
Die Stücke vier bis sechs benötigen keiner Erwähnung: gähnende Langweile macht sich breit. Erst wieder Song Nummer sieben "It can happen" weckt einen auf: Gedudel à la Boygroup - ich kann die Tanzformation bildlich vor mir sehen... Ein Highlight aber ist "In the name": Ein richtig gut produzierter, eingängiger Song mit brilliantem Rhythmuseinsatz, einfach gestrickt aber eben deshalb gut. Erst mit "Noone's Song" kommt die Gänsehaut wieder zurück, die seit dem ersten Stück verschwunden war - das Orchester gibt auch hier sein Bestes.
Alles in allem eine etwas seltsame Zusammenstellung mit einigen Songs, die halblebig die Lücken zwischen den wirklichen Leckerbissen füllen. So hangelt man sich durch die Platte, freut sich über die guten Stücke, die ungefähr die Hälfte der Scheibe ausmachen und ärgert sich ein wenig über den Rest, der zwar nicht gerade schlecht, aber irgendwie seelenlos bis schmalzig wirkt. Potenzial ist vorhanden, nur reicht es eben nicht für 14 Songs.
1 Kommentar mit 2 Antworten
fools garden! diese band wird wohl seit jahrzehnten mit lemon tree (dt. limonenbaum) gleichgesetzt. eines ist sicher: sie können mehr. doch beweisen sie gerade das auf diesem albung? ich denke nicht! leider leider schöpfen die 5 jungs um den charismatischen volker hinkel ihr potential nicht aus 3/5 punkten
"lemon tree (dt. limonenbaum)"
endlich hat das leidige suchen nach einer passenden übersetzung ein ende. danke dafür!
Lass ab.
Der ganze Account plus Kommentarhistorie der personifizierte Hilfeschrei nach Zuwendung. Völlig egal, wer dahinter steckt: Such dir Hilfe, sind schon viele an ihrer sozialen Isolation krepiert...