laut.de-Kritik

Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat' ich dir.

Review von

Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat' ich Dir. Das Trinkermotto ist bei Fury In The Slaughterhouse Programm. In ihrem schönen Song "Bar Des Boulistes", in dem es heißt: "For a beer drinking german it’s hard to exist with french wine junkies at the bar des boulistes" steht der Widerspruch zwischen französischem Savoir Vivre und deftig-deutschem Trinkertum im Mittelpunkt. Fury haben es sich auf die Fahnen geschrieben, beide alkoholischen Weltanschauungen unter einen Hut zu bringen. So unterteilen sie ihr akustisches Doppelpack in eine Wein-CD (Chateau Fury) und einen Bier-Part (Furyburger).

Den Anfang macht der Wein. Insgesamt gut gelaunt gaben die Furys im Dezember 2004 in Hannover eine geschmackvolle Auswahl aus ihrer reichhaltigen Diskographie zum Besten, die nun auf zwei CDs zu hören ist. Wie auf den Konzerten setzt der 93-Hit "Every Generation Got Its Own Disease" gleich zu Anfang ein Ausrufezeichen. Der weitere Verlauf gleicht einer musikalischen Zeitreise, und vielleicht wäre mancher Fan sogar gerne mal woanders ausgestiegen, um beispielsweise auch "Radio Orchid" aus demselben Jahr rein akustisch zu hören. Jeden kann man eben nie zufrieden stellen ...

Schade nur, dass sich die Furys nicht die Mühe machten, mit einer ordentlichen Abmischung den Konzertcharakter der Doppel-CD zu erhalten. So muss sich der geneigte Fan über weite Strecken mit lieblos ein- und ausgeblendeten Songs abfinden. Erstaunlich gut funktionieren Fury In The Slaughterhouse indes akustisch. Die reduzierte Elektrik tut dem Soundkostüm sehr, sehr gut und verbreitet an einigen Stellen eine rauchig-melancholische Country- und Western-Stimmung ("Afternoon In The Cemetary").

Etwas zackiger rumpelt der Bier-Part durch die Boxen. "Cry It Out" eröffnet CD Nummer zwei fast schon im Renntempo. Nicht alles ist dabei Gold, was da leuchtend gelb im Glase schimmert. "Around My World in 80 Days" versprüht auch im Akustik-Gewandt lediglich den drögen Charme der Lüneburger Heide im tristen novemberlichen Grau. Begleitet von Jubelrufen tönt das schöne "When I'm Dead And Gone". Ganz mit dem gospelartigen Charakter der Originalversion gesegnet, rumpeln sich Fury zum Höhepunkt, dem das abschließende "Won't Forget These Days" nicht annähernd das Wa ... äh Bier reichen kann.

Fury In The Slaughterhouse können mit ihrer stimmungsvollen Retrospektive überzeugen, auch wenn die Idee eines Unplugged-Albums ausgelutschter kaum sein könnte. Bleibt zum Schluss nur noch die Frage, weshalb auf die Wein-CD das Bier folgt? Bier auf Wein, das lass sein. Sonst: Kopfschmerz. Aber diesen verbreitet "Grand Cru Classé" zu keiner Zeit.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Every Generation Got Its Own Disease
  2. 2. Afternoon In The Cemetary
  3. 3. Bar De Boulistes
  4. 4. Candle In Your Window
  5. 5. Fly, Sadness Fly
  6. 6. Rainy April Day
  7. 7. Killing Fountains
  8. 8. Trapped Today, Trapped Tomorrow
  9. 9. Eleonore
  10. 10. Out On The Weekend
  11. 11. Down There
  12. 12. Hello And Goodbye
  13. 13. Time To Wonder

CD 2

  1. 1. Cry It Out
  2. 2. Dancing In The Sunshine Of The Dark
  3. 3. Around My World In 80 Days
  4. 4. Welcome To The Other World
  5. 5. Nada Es
  6. 6. Pure Love
  7. 7. Goodbye So Long
  8. 8. When I'm Dead And Gone
  9. 9. Won't Forget These Days
  10. 10. Reprise

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