laut.de-Kritik

Shirleys Stimme strebt hinauf in ungewohnte Regionen.

Review von

"Vielleicht hätte die Plattenfirma weniger Zeitdruck auf die Band verüben, Shirley Manson schön die Hand im Schritt lassen und Butch Vig noch ein paar Monate weiter am Sound tüfteln sollen. Wer weiß?"

Das ist nicht nett. Nachlesbar in der LAUT-Kritik zur letzten Garbage-CD. Nicht viel mehr als 900 Zeichen belangloses Geschwätz mit eben diesem krönenden Abschluss. Der Tatsache, dass unter dem "Artikel" der Name des Autors fehlt, habe ich wohl die ausbleibenden Gegenschläge zu verdanken.

"Vielleicht hätte der Chefredakteur weniger Zeitdruck auf die Redaktion verüben, Sascha Oriwall schön den Stift im Po stecken lassen und ein anderer Autor die Platte rezensieren sollen." Na danke.

Spielen wir eine Runde Tabu. Vor mir liegt "Beautifulgarbage", der neueste Garbage-Output. Auf der imaginären Karte meines Spiels stehen zehn Ausdrücke, die ich bei meiner Album-Kritik nicht verwenden darf:

- Hitpotenzial
- steril
- perfekt abgemischt
- überproduziert
- räkeln
- typisch Garbage
- betörende Stimme
- Femme fatale
- Glamourwelt
- makelloser Pop
- lasziv

Puh. Auf den ersten Blick scheint es mir einfacher, eine Flasche Asti Spumante ohne Absetzen leer zu trinken. Auch wenn das ungleich unangenehmer sein dürfte.

"Androgyny" kennt man ja bereits aus Funk und Fernsehen. Bis auf die stark an Madonna erinnernde Abgehacktes-Sample-Show birgt die erste Singleauskopplung keine wirkliche Überraschung. Den allerersten Song des Albums darf man vorher getrost überskippen, da haben wir aus der Manson/Vig-Schmiede schon Besseres gehört. "Can't Cry These Tears" hat was. Erinnert mich irgendwie an die 60er. Aber das Gefühl habe ich bei vielen Teilen der Platte. Shirleys Stimme strebt hinauf in ungewohnte Regionen. Auch das hat was, aber das hatten wir schon. "Cup Of Coffee" oder "Drive You Home" sind die Quoten-Schmachts, trotzdem klingt es immer wieder entzückend melancholisch, wenn Shirley ins Mikro säuselt (ätsch, das darf ich schreiben). Lied Nummer sechs, zwei Minuten achtzehn: habe eben Hole gehört. Ehrlich. Da war Courtney in meinem Kopfhörer.

Auch auf dem Silberling zu finden sind astreine Popperlen wie "Cherry Lips" (kein Kommentar zum Untertitel) oder "Untouchable". Muss man sich sonst immer mit heimlich-peinlichen Lieblingsliedern aus dem Hause Britney, Christina, Destiny's Child oder sonst einem dieser Möchtegernen verstecken, übernimmt jetzt das Ober-Girlie Shirley Manson persönlich das Ruder. Danke, ehrlich.

"Parade" ist ganz schön schnell, viel schneller als das darauf folgende "Nobody Loves You". Der Titel dieses Tracks klingt wie eine Reminiszenz an Portishead. Die Samples und die schleppende Trägheit des Songs tun ihr übriges und verstärken die Erinnerung an das Bristoler Meisterwerk noch, aber Shirley Manson ist nicht Beth Gibbons und Butch Vig nicht Geoff Barrow. Garbage bleiben sich eben treu. Die ganze Platte über.

Und ich kann nicht mehr. Aber wenn schon, dann bitte richtig verlieren:

Alles in allem ein *piep* und an manchen Stellen leider wieder einmal *piep* Studiowerk. Dank des *piep* einiger Songs wird uns die *piep* der schottischen *piep* durch unsere tägliche Radiobeschallung begleiten. Die *piep* Shirley *piep* sich durch ihre *piep* *piep* und beschert uns ihre Vorstellung von *piep*. Eben *piep*.

"A special thanks is sent out to Garbage fans everywhere."

Das ist nett. Nachlesbar im Booklet der neuen Garbage-CD. Genau so nett gemeint kommt auch der musikalische Inhalt besagter Scheibe daher. Fazit der Kritik: schön, aber nix Neues. Und diesmal steht mein Name drunter ...

Trackliste

  1. 1. Shut Your Mouth
  2. 2. Androgyny
  3. 3. Can't Cry These Tears
  4. 4. Til The Day I Die
  5. 5. Cup Of Coffee
  6. 6. Silence Is Golden
  7. 7. Cherry Lips (Go Babay Go!)
  8. 8. Breaking Up The Girl
  9. 9. Drive You Home
  10. 10. Parade
  11. 11. Nobody Loves You
  12. 12. Untouchable
  13. 13. So Like A Rose

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