laut.de-Kritik

Rundum gelungene, emotionale und kraftvolle Popsongs.

Review von

Im Juni 2006 wurde Gianna Nannini 50 Jahre alt, feierte in Italien ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum und blickt nun auf beinahe 20 Studio-Alben zurück. Der Titel ihres neuen Albums "Grazie" ist somit auch als Dankeschön für die Treue ihrer Fans zu verstehen. Man konnte gespannt sein, wie sich dieses Album musikalisch gestalten würde, zwei Jahre nach dem klassisch angehauchten "Perle" mit Neuinterpretationen ihrer Lieblingsstücke.

"Grazie" ist weder die von vielen erhoffte bedingungslose Rückkehr zur Rockmusik, noch erfindet Gianna Nannini sich neu. Braucht sie auch nicht, so lange sie dieses untrügliche Gespür für großartige Melodien immer wieder unter Beweis stellt. Auf ihre eigenwillige und ausdrucksstarke Stimme ist sowieso Verlass.

Auf "Grazie" kommen sowohl E-Gitarren zum Einsatz als auch ein Streichorchester, auch gemeinsam, was sich keineswegs widerspricht. Der tolle Opener – und gleichzeitig die erste Singleauskopplung – "Sei Nell'anima" offenbart bereits die Qualität der Songs. Ein dezenter Gitarrenlauf und ein dezenter Beat, in den sich die tiefe Stimme legt, um schließlich immer mehr anzuheben und zu einem ergreifenden Refrain auszuholen. Das ist die eindrucksvolle Stärke der Italienerin.

Auch Rocken kann sie noch immer, wie in "Possiamo sempre" und "Babbino caro", auch wenn den E-Gitarren hier Streicher zur Seite gestellt werden. Ihre Neigung zu melancholischen Balladen führt sie in den Stücken "L'abbandondo", "Treno bis" und "Alla fine" vor. Hier und da eine dezente Akustikgitarre, dort ein eindringliches Pianospiel. Sehr schön.

Für die angenehme Produktion zeigt übrigens Will Malone verantwortlich, der auch mit Madonna oder Iron Maiden zusammen gearbeitet hat. Textlich bewegt sich Gianna Nannini nach wie vor auf leidenschaftlichen, nachdenklichen und kritischen Pfaden. Die Themen kreisen um die Liebe ("Io"), das Loslassen ("L'abbandono"), die heuchlerischen Machenschaften in der Politik ("Alla fine") oder aber um das schwierige Verhältnis, das sie mit ihrem Vater hat ("Babbino caro").

Gianna Nannini hat wieder einmal alles richtig gemacht. Auf "Grazie" befinden sich zehn rundum gelungene emotionale und kraftvolle Popsongs, die ihre Energie der ergreifenden Stimme der Sängerin und diesen großartigen Melodiebögen zu verdanken haben. Und die Hinwendung zum Pop steht der 50-jährigen Rockröhre und promovierten Philosophin ziemlich gut. Grazie!

Trackliste

  1. 1. Sei Nell'anima
  2. 2. Possiamo Sempre
  3. 3. Abbandono
  4. 4. Grazie
  5. 5. Carezze
  6. 6. Babbino Caro
  7. 7. Treno Bis
  8. 8. Io
  9. 9. Mi Fai Incazzare
  10. 10. Alla Fine

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