laut.de-Kritik
Schwebender Klangteppich, gewebt aus der Musik von vier Kontinenten.
Review von Klaus HardtDie äthiopischen Sängerin beschreitet den Weg der Weltmusik unter der Obhut des Altmeisters Bill Laswell konsequent weiter. Auf "Gold & Wax" verweben Gigi und ihr Produzent afrikanische und indische Musik, Jazz und Funk und Drum'n'Bass zu einem schwebenden Klangteppich zusammen.
Der Stilmix lässt sich sofort an der Besetzung ablesen: Bill Laswell am Bass und im Produzentensessel steht sowieso schon für einen Mix aus Funk, Jazz und Elektronik. Karsh Kale, MIDIval PunditZ, Skizz Fernando sorgen für die indischen Einflüsse. Bernie Worrell ist der Inbegriff des funky Keyboardspiels. Aiyd Dieng und Gigi sind Vertreter des schwarzen Kontinents, und Nils Petter Molvaer ist Jazztrompeter, um nur eine Auswahl der mitwirkenden Musiker zu nennen.
Den Stücken dient als Grundlage ein dichter Rhythmusteppich, der oftmals an Drum'n'Bass-Tracks erinnert, die immer eine Mischung von Halftime- und Uptempo-Beats mit vielen Synkopen enthalten. Der wuchtige Bass dröhnt permanent im Hintergrund. Gleich die ersten beiden Stücke "Semena-Worck" und "Anten" sind für diese Stilmittel Paradebeispiele. Das Erstgenannte klingt dabei um einiges natürlicher. Beim zweiten kann man sich nicht mehr so sicher sein, ob da wirklicher einer auf die Trommeln haut oder ob der japanische Helfer eingesprungen ist. Doch Bill Laswell ist ja dafür bekannt, die Sounds der eingespielten Instrumente so zu verändern, dass sie sich nach Computer anhören.
Über den dichten Rhythmus legen sich dann unzählige Sounds von Keyboards, Synthesizern, Gitarren, Blasinstrumenten, Backgroundchören und weitere Perkussionsschnipsel. Bei "Semena-Worck" dominiert ein kräftiger funky Bläsersatz, bei "Anten" eine Akustikgitarre mit offenen Akkorden. Das sanfte "Jerusalem" und "Gomelaleye" enthalten als herausragendes Element die Violine, von der meist langgezogene Phrasen zu hören sind, wie übrigens auch von den Keyboards. "Ambasale" und "Marena-Wotetea" entfernen sich etwas von den Drum'n'Bass-Beats. Stattdessen setzt sich ein wenig mehr Rock-Funk-(um nicht zu sagen Disco)-Rhythmen durch. Bei "Hulu-Dane" dominieren die indischen Einflüsse.
Doch alles steht natürlich im Schatten der Gesangsmelodien von Gigi. Ihre weiche, hohe aber immer noch volle Stimme tobt sich in den weiten, von der Band bereit gestellten Räumen, aus. In vielen Stücken (z. B.: "Anten" oder "Hulu-Dane") dominieren die indischen Tonleitern. Eindeutig afrikanische Wurzeln findet man beispielsweise in "Enoralehu", bei dem Gigi auch mal etwas kräftiger ihre Stimme einsetzt. Die Zuordnung zu einem einzigen musikalischen Hintergrund ist aber kaum möglich, da die afrikanische Sängerin die Stile vermischt.
Schade, dass sie dabei zu gleichförmig bleibt. Die langen tragenden Melodien findet man fasst in jedem Stück. Mal wird sie dabei etwas energischer, mal wieder sanfter; doch eine gewisse Grenze wird nie überschritten. Das Problem der Gleichförmigkeit besteht auch bei den Instrumenten. Die Kompositionen sind sehr ausgetüftelt. Sie enthalten viel, vielleicht manchmal zu viel, so dass einem nach dem vierten Stück, das mit breiter Soundcollage auf einen zukommt, doch etwas die Luft ausgeht. Trotz der Unterschiedlichkeit der Songs und der komplexen Kompositionen plätschert daher die Musik spätestens nach der Hälfte der CD nur noch im Hintergrund der Wahrnehmung. Gigi und der Macher Laswell hätten beim Verweben der Musikstile noch mehr dafür tun können, die Zuhörer bei der Stange zu halten.
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