laut.de-Kritik

Ein Denkmal für die beste europäische Rap-Crew aller Zeiten.

Review von

"Ces't toujours le meme qui porte la croix" - ohne Frage. Und I AM sind die unbestrittenen Monarchen im französischen Hip Hop-Absolutismus. Viele haben es versucht und an ihrem Thron gerüttelt, doch niemand konnte ihnen den Platz an der Sonne streitig machen. Kein Booba, kein Oxmo Puccino, auch nicht NTM oder gar MC Solaar. Diese Best Of-Zusammenstellung unterstreicht das ein für allemal. Die Retrospektive der mittlerweile 14-jährigen Karriere der sechs überzeugt als Sammelsurium der Hits aus vier Alben. Und wer hier nicht bei mindestens der Hälfte der 26 Tracks in Nostalgie schwelgt, hat entweder rein gar nichts für die europäische Rap-Szene übrig oder war einer derjenigen, die vergangenes Jahr Pommes Frites nur noch als Freedom Fries bestellt haben.

CD Nummer eins von "Anthology" beinhaltet Klassiker aus dem Debüt "... De La Planete Mars" von 1991 und dem drei Jahre später erschienenen Nachfolgewerk "Ombre Est Lumière". Die Crew aus Marseille begnügt sich dabei nicht mit der müden Aneinanderreihung alter Hits. "Red, Black And Green" entzückt im Sofa Jazz Remix gleich zu Beginn, "Hold-Up Mental" lässt als vergessene B-Seite die Sammlerherzen aufflammen.

Natürlich klingen die darauf folgenden Tracks oldschooliger als gewollt, aber einige dieser Lieder haben Rap-Geschichte geschrieben, nicht nur bei unseren französischen Nachbarn. "Je Danse Le Mia" hat sich in Frankreich über 300.000 Mal verkauft und auch im deutschen Radio die Köpfe nicken lassen.

Diese Single manifestierte die Vormachtstellung I AMs im frankophonen Rap-Zirkus. Neben der Anerkennung, die der Underground ihnen zollt, bekundete schließlich auch der Mainstream sein Interesse. Abseits der florierenden Szene in der Hauptstadt Paris schufen sich Akhenaton, Shurik'n, Kheops, Freeman, Imhotep und Kephren ihren eigenen Planeten.

In der Abgeschiedenheit des südlichen Marseilles entwickelten sie ihren Style aus amerikanischen Beats und asiatischen Instrumentals. 1997 kreierten sie schließlich das Meisterwerk "L'Ecole Du Micro D'Argent", das bis heute als das beste europäische Rap-Album aller Zeiten gilt und auch auf "Anthology" gebührend Platz findet.

Die Best Of-Sammlung bietet ohne Frage eine ganze Reihe von Kaufanreizen. Die Remixe und die fast vergessenen B-Seiten sind dabei ebenso attraktiv wie der brandneue Track "Ou Va La Vie?" mit dem Sänger Moise, der I AMs Fähigkeit, Gänsehaut zu erzeugen, einmal mehr unter Beweis stellt. "L'Ecole Du Micro D'Argent" avancierte zum gefragten Sammlerobjekt, der Silberling sei den Fans schon deshalb ans kollektive Herz gelegt.

Bereits mit ihrem Auftritt beim diesjährigen Splash-Festival schürten I AM pure Nostalgie bei dem einen oder anderen Head. "Anthology" macht genau dort weiter und setzt der wichtigsten europäischen Rap-Crew aller Zeiten ein Denkmal, das sie ohne jeden Zweifel verdient hat.

Trackliste

  1. 1. Red, Black And Green (Sofa Jazz Mix)
  2. 2. Hold Up Mental
  3. 3. Tam-Tam De L'afrique
  4. 4. Attentat
  5. 5. Planete Mars (Homere Mix)
  6. 6. Donne Moi Le Micro
  7. 7. Une Femme Seule
  8. 8. Je Danse Le Mia
  9. 9. Sachet Blanc
  10. 10. Le Feu
  11. 11. Reste Underground
  12. 12. J'aurai Pu Croire
  13. 13. Harley Davidson
  1. 1. L'aimant
  2. 2. La Saga
  3. 3. L'empire Du Côté Obscur
  4. 4. Nées Sous La Même Etoile
  5. 5. L'école Du Micro D'argent (Version Guerrière)
  6. 6. Petit Frère
  7. 7. Independenza
  8. 8. Demain C'est Loin
  9. 9. Noble Art
  10. 10. Revoir Un Printemps
  11. 11. Stratégie D'Un Pion
  12. 12. Où Va La Vie
  13. 13. Bienvenue (Remix)

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