laut.de-Kritik

Es ist noch kein Sufjan Stevens vom Himmel gefallen.

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Überall Scheren: Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht an die weit geöffnete Schere zwischen Arm und Reich erinnert werden. Auch die werkimmanente Schere des Sam Beam, besser bekannt als Iron & Wine, öffnet sich seit Jahren beständig. Puristischer Wohnzimmer-Folk und experimenteller Freak-Folk driften immer mehr auseinander.

So kommt es, dass Beams langsam-herzliches 2002er Debüt "The Creek Drank The Cradle" heute kaum mehr demselben Autor zuzuordnen ist. Natürlich streichelt einen auch neun Jahre später noch das träumerische Timbre des musizierenden Filmwissenschaftlers um die Ohren. Jedoch ist "Kiss Each Other Clean" nichts für rückwärtsgewandte Romantiker.

Das für Iron & Wine typisch naturzentrierte und assoziative Storytelling muss man auf seinem vierten Longplayer zwar nicht missen, jedoch verortet er es völlig neu. Unter den zahlreichen Schichten des Albums verbergen sich Einflüsse, die von Funk bis hin zu Ethio-Jazzer Mulatu Astatke reichen. Des Weiteren benennt Sam Bean die Fleetwood Mac-Besetzung der späten 70er – die Buckingham/Nicks-Ära – als Inspiration.

Den heterogenen, synthiegestützten Sounds, die ihren Höhepunkt in "Monkeys Uptown" oder "Big Burned Hand" finden, stehen aber auch bodenständige Songs gegenüber. Mehrstimmiger Gesang und geradliniger Folk, wie man ihn in "Half Moon" zu Ohren bekommt, reiben einem die oben genannte Schere geradezu unter die Nase.

Sie ist es auch, mit der sich Sam Beam ins eigene Fleisch schneidet. "Kiss Each Other Clean" wächst zwar bei mehrmaligem Hören enorm, wirkt aber dennoch zu versprengt, zuweilen gar beliebig. Auch wenn Iron & Wine offensichtlich in einem Übergangsstadium stecken, findet sich ausreichend musikalische Brillanz – eine Einzelbetrachtung verschiedener Songs des Albums fiele deutlich positiver aus. Es ist eben noch kein Sufjan Stevens vom Himmel gefallen.

Trackliste

  1. 1. Walking Far From Home
  2. 2. Me And Lazarus
  3. 3. Tree By The River
  4. 4. Monkeys Uptown
  5. 5. Half Moon
  6. 6. Rabbit Will Run
  7. 7. Godless Brother In Love
  8. 8. Big Burned Hand
  9. 9. Glad Man Singing
  10. 10. Your Fake Name Is Good Enough For Me

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1 Kommentar

  • Vor 13 Jahren

    Hää? Wasn' das für 'ne Kritik? Also da hätte das Album schon etwas mehr verdient, als circa 4 lieblos dahingeschluderte Zeilen.

    Mir gefällts, übrigens. Teilweise großartige Songs, allerdings mit 2-3 belangloseren Nummern, die aber der insgesamten Qualität keinen großen Abbruch tun.