laut.de-Biographie
Jamie Cullum
Die Zeitungen beschreiben ihn im Jahr 2004 mit Superlativen wie "Robbie Williams des Jazz" oder auch "David Beckham des Jazz". Das Major-Debüt "Twentysomething" verkauft sich in seiner Heimat England so schnell und so häufig wie keine andere Jazz-CD zuvor und steigt bis auf Platz 5 der Pop-Album-Charts. Wahrlich genug Gründe, den jungen Crooner genauer zu durchleuchten.
Jamie Cullum wächst in einem mulikulturellen (Mutter aus Burma, Vater aus Jerusalem) Umfeld auf. Seine Eltern spielen zusammen mit Großvater und Onkel in der Cover-Band 'The Impacts'. Dort sammelt Jamie erste Erfahrungen als Mann am Klavier. Genervt vom Übungsaufwand hängt er das Tastenspiel aber schnell wieder an den Nagel, um sich der elektrischen Gitarre zu nähern. Ziel: Eddie van Halens Solo auf Michael Jacksonss "Thriller". Zu diesem Zeitpunkt ist Jamie 13 Jahre.
Seine weitere musikalische Sozialisation übernimmt neben Vorbildern wie Nirvana und Soundgarden ebenso die ausführliche Jazzplattensammlung seiner Olds. Angefixt von Oscar Petersons Klavierbehandlung wechselt er sein Instrument abermals und sitzt sich fortan den Po auf dem Klavierhocker platt. In seiner jugendlichen Leichtigkeit steigt er schließlich bei den Jazz-Veteranen der Oxford-Szene ein, um in ihrer Rentnerband den Jazz zu verinnerlichen. "Alles was ich heute kann, habe ich auf der Bühne gelernt" ist sein selbstbewusstes Credo.
Die Universitäts-Jahre verbringt Jamie mit intensiven Studien über englische Literatur und Film. Seine selbstgedrehten Celluloids untermalt er natürlich mit der eigenen Mugge. Nebenher spielt er in Clubs, Bars, Hotels, Hochzeiten und auf Kreuzfahrtschiffen, um sich mit musikalischen Gelegenheitsgeschäften seinen Unterhalt zu verdienen. Mit diesem Geld finanziert er sein erstes, selbst produziertes Album "Heard It All Before", das er auf eigenen Konzerten erfolgreich verdealt.
Der Nachfolger "Pointless Nostalgic" (u.a. mit einem Cover von Radioheads "High And Dry") wird bereits beim Indie-Label Candid veröffentlicht und fällt dem jazzverliebten TV-Moderator Michael Parkinson in die Hände. Seine Samstag-Abend-Show, vergleichbar mit der Beliebtheit von Thomas Gottschalks "Wetten dass ...?", markiert den Wendepunkt seiner Karriere. Parkinson lädt Cullum so oft in seine Show ein, bis sich schließlich zwei Major-Labels um den Crooner balgen. Universal geht als Sieger hervor und produziert das Erfolgsalbum "Twentysomething".
"Fraglos liegt Swing und Jazz meinem Herzen am nächsten. Ich bin aber ebenso mit Rock, Hip Hop, Heavy Metal, Grunge, Dance und Techno aufgewachsen. Ich mag die Strokes, Roni Size und Portishead ebenso wie Miles Davis, mir gefällt DJ Shadow, aber eben auch Thelonious Monk. Deshalb werde ich mich immer auch in andere musikalische Dinge einmischen, das hält frisch".
Dementsprechend performt Jamie Cullum live seine Songs nicht nur als braver Tastenspieler. Er behandelt sein Instrument eher wie eine Liebschaft, zärtlich, streitbar und versöhnlich. Romantisch bis heavy inszeniert er seine Shows, die ihn wahlweise als großen Virtuosen, Entertainer oder durchgeknallten Derwisch entblößen.
"Ich bin früher immer bei Jazzkonzerten gewesen, bei denen mich die Musik begeistert, aber die Show zu Tode gelangweilt hat. Dann ging ich zu den Rockern von The Wedding Presents, bei denen das Showtalent weit über die Musikalität ging. Seitdem versuche ich, beide Welten zu verbinden, den musikalischen Anspruch und das Entertainment".
Den Erfolg von "Twentysomething" kann Cullum im Laufe seiner Karriere nicht mehr toppen. Die fünf Alben, die er bis 2019 veröffentlicht, zeigen aber einen Künstler, der nicht nur konstant Qualität abliefert, sondern auch persönlich an der Musik wächst. So versucht er beispielsweise auf "Taller" von 2019, negative Gedanken abzuschütteln, die er bezüglich seiner geringen Körpergröße hat.
Aber nicht nur die Arbeit an den eigenen Soloalben beschäftigen den Briten. 2008 steuert er die Titelmeldoie zu Clint Eastwoods "Gran Torino" bei - eine Golden-Globe-Nominierung inklusiv. Für Roman Lob schreibt er 2012 den Titel "Standing Still", mit dem der Deutsche beim Eurovision Song Contest den achten Platz belegt.
Anspruch und Unterhaltung gehen bei Jamie Cullum eine geglückte Ehe ein. Es gelingt ihm mühelos, Jazz und Pop unter einem äußerst gut sitzenden Hut zu vereinen. Und in den richtigen Händen bedeutet sogar die Vereinbarkeit von Rihanna- und Cole Porter-Songs kein Ding der Unmöglichkeit.
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