laut.de-Kritik
Perlen und Peinlichkeiten gehen da Hand in Hand.
Review von Daniel StraubDer Brite Jamie Odell darf von mit Fug und Recht behaupten, schon Deep House gemacht zu haben, als alle Welt Produzenten harter Beats verehrte. Seit Ende der 90er Jahre promoted er in der Rolle des DJs, Produzenten und Labelbetreiber die sanften Zwischentöne elektronischer Musik. In den letzten Jahren mit wachsendem Erfolg, da ihm die zeitgeistige Sehnsucht nach Tiefe neuerdings entgegen kommt. Mit "Porchlight And Rocking Chairs" erscheint nun sein insgesamt sechstes Album, das erste nach einer siebenjährigen Longplayer-Abstinenz.
Mit "Hold My Hand" trägt Jimpster dann ziemlich dicken Schmalz auf. Die Synthie-Sounds sind genauso wie die Beats in bester Jimpster-Manier sehr ausgewogen und harmonisch abgemischt. Manch einem mag das schon zu wenig prägnant sein, aber so ist eben der Style von Jimpster. Mit den weiblichen Vocals, die er dann noch zu "Hold My Hand" dazupackt, versteigt er sich dann aber doch ein wenig. Es ist einer der schlechten Momente auf "Porchlight And Rocking Chairs". Einer der Momente, in denen Jimpster der Grenze zu belangloser Fahrstuhlmusik erschreckend nahe kommt.
Diese Grenzgängerei kennzeichnet nicht nur die Releases von Jimpster, sondern auch den Output seines Labels Freerange Records. Perlen und Peinlichkeiten gehen da seit jeher Hand in Hand. Wobei auf seinem aktuellen Album "Porchlight And Rocking Chairs" die Perlen in der Überzahl und die Peinlichkeiten glücklicherweise eindeutig in der Unterzahl sind. Wie man mit Vocals arbeiten kann, ohne in klebrigem Schmalz stecken zu bleiben, zeigt Jamie Odell mit Sänger Jonatan Backelie in der ruhigen Balladen-Nummer "Brought To Bare".
Zwar hat der Brite auch ein paar schöne Nummern für den Club mit auf seinen neuen Longplayer gepackt, der Fokus liegt hier jedoch nicht unbedingt. Viel eher kann man sich beim Hören von "Porchlight And Rocking Chairs" da schon in einen Schaukelstuhl auf der Terrasse eines Südstaatenhauses hineindenken. Dem kommt Jimpster durch seine Arbeit am Mischpult entgegen.
Beinahe schon poppig abgemischt, organisiert sich der Sound von Jamie Odell um die Mitten herum. Der starke Kick der Bassdrum ist abgefangen, das harte Zischen der Hi-Hats entschärft. Dafür gewinnen die mittleren Frequenzbereiche als Tummelplatz der Melodien an Bedeutung. Den Erfolg von "Porchlight And Rocking Chairs" dürfte das noch beflügeln. Und wenn die Maxis stärker in Richtung Club geremixt werden, dürften am Ende alle zufrieden sein.
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