laut.de-Kritik

Großes Songwriting vom Wahl-Berliner.

Review von

Irgendwie passt es, dass gerade einmal zwei Wochen zwischen dem Film-Start von "True Grit", dem archaischen Sühne-Western der Coen-Brüder, und der Veröffentlichung von "Last Of The Country Gentlemen" liegen. Schließlich ist Jeff Bridges als Marshall Rooster Cogburn einer der letzten Gentleman des Mittleren Westens, obgleich ein versoffener und besonders knurriger.

Der Texaner Pearson wiederum könnte mit seiner bärtigen Erscheinung locker Teil des Casts von True Grit sein. Gangster, Ranger oder Totengräber. Beide, der Marshall und Pearson, sind Übriggebliebene. Männer aus einer anderen Zeit. Mit Lift To Experience und ihrem Album "The Texas-Jerusalem Crossroads" war Pearson einst ein großes Versprechen des Rock, ehe er nach der verfrühten Auflösung der Band völlig abtauchte.

Pearson igelte sich jobbend in seiner texanischen Heimat ein. Später verzog er erst nach Paris, dann nach Berlin. Bridges könnte diese Rolle des vermeintlich abgestürzten Rockstars mit reichlich Alkohol sicher herrlich ausfüllen, das hat er schon in "Crazy Heart" bewiesen. Tatsächlich wirken die sieben äußerst spartanischen Folk-Songs von "Last Of The Country Gentlemen", die Pearson in Berlin eingespielt hat, wie das reflexive, das unverstellte Resultat einer gebrochenen Biographie.

"Don't cry for me baby", jault Pearson zunächst angeschlagen in "Thou Art Loosed" zu verwobenem Gitarrenpicking, ehe er die Zeile aufrecht-hoffnungsvoll auflöst: "Cause I'm of to save the world". Wer schon den zutiefst melancholischen Selbstbespiegelungen von Robin Proper-Sheppard verfallen ist, wird auch Pearsons kathartischen Kreuzweg im Umgang mit einer gescheiterten, unmöglichen Liebe mit einer schmerzlichen Lust mitanhören.

Dabei überschreiten gleich vier der Songs die Zehn-Minuten-Grenze. Pearson braucht viel Zeit und Ruhe für seine spröde angeordneten Gitarren- und Geigenarrangements, die verwehten Melodien und das Umreißen innerlichster Gedanken und Emotionen. Einzelne Songs oder Textzeilen lassen sich da schwerlich aus dem Gesamtkontext der Trauerarbeit herauslösen.

Auf Albumlänge entsteht dagegen ein Gefühl von Intimität und Wahrhaftigkeit, das Pearson mit großen Songwritern wie Jeff Buckley, Elliott Smith oder Bruce Springsteen (etwa auf dem Album "Nebraska") eint. Pearson hat mit diesem Album jedenfalls "True Grit", echten Mut, bewiesen.

Trackliste

  1. 1. Thou Art Loosed
  2. 2. Sweetheart I Ain't Your Christ
  3. 3. Woman When I've Raised Hell
  4. 4. Honeymoon Is Great, I Wish You Were Her
  5. 5. Sorry With A Song
  6. 6. Country Dumb
  7. 7. Drive Her Out

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