laut.de-Kritik
Erdige Country- und Bluessongs aus dem Corn Belt.
Review von Daniel StraubDer Mittlere Westen der USA ist das Herz dieses großen Landes. Obwohl längst kein Agrarstaat mehr, sehen die Amerikaner den Corn-Belt, wie die Staaten entlang der großen Seen bis hinunter nach Missouri genannt werden, als das Rückgrat der Nation an. Unaufgeregte Bodenständigkeit ist hier zu Hause. Der aus Iowa stammende Songwriter Kelly Pardekooper darf als mustergültiger Bewohner des Corn-Belt gelten. Sein Album "Haymaker Heart" feiert die Schönheit einfacher Arrangements und versprüht eine wohlige Erdigkeit, der man sich nicht entziehen mag.
Es sind keine großen Geschichten, die Pardekooper erzählt. Nichts Glamouröses schwingt in seinen Liedern mit. Kein Hauch von gewichtiger Selbstdarstellung durchzieht seine Songs. Er richtet sein Auge auf die kleinen Ereignisse, singt von den feinen Unterschieden oder auch mal von der Langeweile des Lebens im Mittleren Westen. Dazu genügen dem spätberufenen Musiker zunächst einmal seine Stimme und eine umgeschnallte Akustikgitarre.
Knapp 30 Lenze zählte Pardekooper, als er sich entschloss, seine bisher im verborgenen kultivierte Leidenschaft für Musik öffentlich zu machen. Und selbst jetzt noch setzt der Mann alles daran, sich als Anti-These zu den gängigen Popstar-Klischees in Szene zu setzen. Ob all der Bescheidenheit gerät die Musik von "Haymaker Heart" beinahe in Vergessenheit, wo doch schon der Opener "Not In Iowa" wie ein wehmütig-verträumter Abgesang auf seine Heimat klingt und damit in jedem David Lynch-Film voll punkten könnte.
Melancholisch bleibt Kelly Pardekoopers Songwriting auch, wenn er sich zur Verstärkung die Musiker der Devil's House Band ins Studio holt, und sich der rohe Country in erdig-warmen Blues-Akkordfolgen aufzulösen beginnt. In Momenten entspannter Grooves wie bei "Your Caboose" oder "All Over Now" stellt sich der Mann aus Iowa in eine Reihe mit Größen vom Schlage eines Neil Young.
Wem die zwölf Songs von "Haymaker Heart" nicht genug sind, der sollte seine Augen offen halten, denn dieser Tage kommt Pardekooper für einige Konzerttermine nach Europa. Wer reinhören möchte, was die amerikanische Country-Szene abseits der standardisierten Massenproduktionen noch zu bieten hat, dem sei der gute Pardekooper ans Herz gelegt.
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