laut.de-Kritik
Die Wahl-Kölner kitzeln dein Herzelein ...
Review von Alexander CordasKlee ist schon ein komischer Name. Zum ersten Mal im großen Rampenlicht taucht diese Bezeichnung letztes Jahr in Köln auf, wo "Erinner Dich" als der "offizielle Popkomm-Song" vorgestellt wurde. Wie meist bei solchen Präsentations-Dingern, empfanden die meisten die Vorstellung eines Popkomm-Songs als grausig, und so wanderte die Promo-Scheibe in Ablage B. Was für ein Unrecht! Denn ebenjenes Liedelein offenbarte sich als zuckersüßes Stück Popmusik, das mit elfenhaftem Gesang und naiven Texten aufwarten konnte. Jetzt, fast ein Jahr nach diesem Ignoranten-Desaster, erscheint das komplette Album "Unverwundbar".
Was Paula, Quarks und co. bislang so charmant vorgeführt haben, führen Klee mit "Unverwundbar" weiter: nämlich dass es auch intelligent gemachte deutsche Popmusik gibt, die jenseits der DSDS-Katastrophen ihre Qualitätskreise zieht. Der Albumtitel erscheint als hintersinniges Paradoxon. Klee und insbesondere Sängerin Suzie geben sich alles andere als unverwundbar. Neben den fluffigen Sounds, die märchenhaft durch den Äther strahlen, säuselt die Chanteuse mit einer Mädchenstimme von allerlei Herzschmerz und Melancholie. Bei aller oberflächlichen Traurigkeit, die sie auf dem Tablett vor sich her trägt, bleibt genügend Raum für die Hoffnung, dass alles doch nicht so schlimm ist.
"Erinner Dich" führt mit seinen plakativen Satzfetzen und der sehnsüchtigen Melodie perfekt in das Album ein. Klee kitzeln dein Herzelein und möchten dir sagen, dass, so lange du nur jemanden hast, der deine Hand hält, die böse Welt dir nichts anhaben kann. Mit "Was für ein schöner Tag. Und du weißt, du kannst dich fallen lassen" liefern Klee die Gebrauchsanweisung für "Unverwundbar". Wer sich in die feinen Pop-Melodien fallen lassen kann, wird einen schönen Tag verleben. Wer nicht gerne fällt, wird auch keinen Gefallen an den simpel gestrickten Nummern haben und entnervt sein Ohr abwenden.
Über Stilfragen sind die drei jedoch erhaben. Das beweisen sie auch bei der Auswahl der Coverversion. "Heut Nacht" - im Original von Spliff - passt zur Band wie die Faust aufs Auge. Lief das Original noch Gefahr, die Grenze zum Kitsch zu überschreiten, so veredeln Klee diese Liebeserklärung. Eine Hommage an 2Raumwohnung leuchtet in "Standard Kompakt" durch, wenn die Beats flotter werden und der Text abstrakter.
Zum Abschluss haucht Suzie "Lichtstrahl" in fast perfektem Französisch noch einmal Leben ein, bevor nach über 50 Minuten die träumerischen Klänge verstummen.
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