laut.de-Biographie
Kwes
Der Wechsel vom Produzenten zum Musiker war für Kwes ein großer Schritt. Der Londoner, der seit Mitte der Nullerjahre mit so unterschiedlichen Künstlern wie Dels (Big Dada), The XX, Speech Debelle und Micachu an Tracks gefeilt hat, tritt 2009 mit der Debütsingle "Hearts in Home/Tissues" erstmals ans Licht der Öffentlichkeit. Aber erst geschlagene zwei Jahre später wagt er sich dann schließlich so richtig vor den Bühnenvorhang.
"Ich könnte meiner Schüchternheit die Schuld dafür geben", überlegt der Jahrgang 1987 im Interview 2012. "Erst in letzter Zeit bin ich dazu übergegangen, mein eigenes Zeug als Musiker und Multiinstrumentalist als weiteres kreatives Outlet zu betrachten. Meine Stimme zu benutzen und über persönliche Dinge zu schreiben ist der ehrlichste – und schwierigste – Weg für mich." Im April 2012 erscheint nach der EP-Premiere "No Need To Run" (2010, XL) die Vier-Songs-EP "Meantime" auf dem allzeit experimentierfreudigen Elektronik-Label Warp. Da scheint der schüchterne Londoner auch hinzugehören, denn sein Popverständnis erlaubt sehr vielseitige Zugänge zur Materie.
Wenn über den mal 2steppigen, mal sehr verspielt-pleebigen Synthlines diese bejahend-melancholische Stimme ertönt, wird von souligem Beatpop über Leftfield Sounddesigns bis Hipster R'n'B gleich ein kleiner Reigen Genres wachgeküsst. Darüber hinaus beherrscht der Multiinstrumentalist aber nicht nur Sequencer-Software, Keyboards und verschrobenen Gesang aus dem Effeff, sondern auch so analoge Klanggeber wie (Bass-)Gitarre, Akkordeon und Drums. Harmonien und Rhythmen rumpeln dabei gern einmal zärtlich gegeneinander oder stolpern über Warp-typisch verwirbelte Found Sounds. Man denke in je 10%-Anteilen an Artful Dodger, Gnarls Barkley in Prog, TV On The Radio oder die Labelkollegen Bibio. Vorbildcharakter besitzen für Kwes Soft Machine, Frank Zappa, N.E.R.D und Robert Wyatt.
Als Produzent wiederum darf er nicht nur Matthew Herbert zu den Anhängern zählen ("Ich bewundere den wirklich ungewöhnlichen experimentellen Ansatz"), auch Damon Albarn rechnet sich zu den Verehrern und ließ seine Oper "Monkey" bereits von ihm remixen. Außerdem performte Kwes in der Vergangenheit schon mit Ebony Bones, Jack Peñate und Leftfield live.
Indes liegt der Grund für seine Liebe zur Musik auf der Hand. Zum einen erweckten wohl die Besuche bei den Großeltern als Vierjähriger diese Leidenschaft, an deren der Brite seinerzeit zu spielen begann – ein geschenktes Keyboard und ein Tape Recorder für eigene Aufnahmen einige Jahre später taten diesbezüglich ihr Übriges; zum anderen bezeichnet sich der Songwriter als Synästhesist. "Diese Farben beim Hören stören mich beim Musikgenuss nicht, sie belustigen mich nicht und geben mir kein gutes Gefühl. Sie sind eine normale Gegebenheit für mich. Im selben Moment", überlegt Kwes, "könnte das jedoch der Grund für meine große Liebe zur Musik sein."
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