Porträt

laut.de-Biographie

Lloyd Cole

Gemeinsam mit seinen New Wave-Kollegen von The Commotions kassierte Lloyd Cole für das Debüt-Album "Rattlesnakes" den Titel "Greatest Album of the 80's" in der NME-Top 50. Da zeigt sich schon: Der Sänger und Gitarrist ist nicht aus gewöhnlichem Holz geschnitzt.

Lloyd Cole - On Pain
Lloyd Cole On Pain
Synth-Schleifen als Hypnose-Mantren.
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1961 im englischen Buxton geboren, beginnt seine musikalische Karriere im schottischen Glasgow, wo er Philosophie studiert. Mit seinen Kollegen Blair Cowan (Keyboard) und Neil Clark (Gitarre) gründet er 1982 die Soul-Band The Commotions. Anfangs noch mit zwei weiblichen Stimmen bestückt, entwickelt sich die Band später dann ohne Frauen in Richtung Folk/Pop. Gleich mit ihrer ersten Single "Perfect Skin" und ihrem Debütalbum "Rattlesnakes" landen Lloyd Cole & The Commotions, wie sie mittlerweile heißen, in der britischen Top Ten.

Ein Erfolg, den "Easy Pieces" (1985) und "Mainstream" (1987) bestätigen. Als die Sammlung "1984-1989" zwei Jahre später erscheint, sind die Commotions jedoch schon Geschichte: Auf der Suche nach Inspiration und der Möglichkeit einer Neuorientierung hat sich Cole in Freundschaft von seinen Mitstreitern getrennt und ist nach New York gezogen.

Als Produzent von "Lloyd Cole" (1990) fungiert Lou Reeds Schlagzeuger Fred Maher. In den USA schlägt das Album aber ebensowenig ein wie der Nachfolger "Don't Get Weird On Me, Baby" (1991). Die Folgen sind Ärger mit dem Label und der Umstand, dass Coles dritte Album "Bad Vibes" (1993) nur in Großbritannien erscheint.

Mit "Love Story" (1995) kehrt Cole zum Sound der Commotions zurück, indem er Gitarrist Clarke mit ins Boot nimmt. Obwohl die Single "Like Lovers Do" zumindest in Großbritannien die Top 30 knackt, geht das Verhältnis zum Label endgültig in die Brüche. Das 1996 aufgenommene "Etc" erscheint erst 2001, auch eine Best Of bleibt 1998 hinter en Erwartungen zurück. Schließlich kommt es zur Trennung und Cole kann sich wieder auf die Arbeit konzentrieren.

Das erste Ergebnis ist ein Bandalbum mit den "Negatives" (2000). Auf Tour geht der Songwriter in der Folge aber auch verstärkt alleine, begleitet von seiner Gitarre. "Cole spielte neben seinen eigenen Songs auch Kompositionen von Bob Dylan und Tom Waits, und zeigte auf äußerst taktvolle Weise, dass sein Werk dem ihrigen in nichts nachsteht", schreibt die New York Times zu einem seiner Auftritte.

Ebenso minimalistisch klingt "Music In A Foreign Language" (2003), das neben neuen Stücken auch eine gelungene Coverversion von Nick Caves "People Ain't No Good" enthält.

Nachdem er 2005 eine Kurztour mit den vorübergehend wiederbelebten Commotions anlässlich des 20. Jahrestages der Veröffentlichung von "Rattlesnakes" über sich ergangen lassen hat, meldet sich Cole 2006 mit "Antidepressant" zurück. "Die Arbeit war ungeheuer anstrengend, aber auch sehr spannend. Als ich etwa die Hälfte geschafft hatte, wusste ich, dass ich den Sound gefunden hatte, der mir vorschwebte: eine Mischung aus elektronischen und akustischen Klänge", sagt er dazu.

"Ich schreibe hauptsächlich Songs, die sich mit dem Leben im mittleren Alter beschäftigen. Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Musik ähnlich wie Country oder Blues funktioniert, wo ja hauptsächlich über die Dinge gesungen wird, die nicht so gut für einen laufen. Diese Musik hilft den Leuten, mit solchen Erfahrungen in ihrem Leben fertig zu werden, einen Schlussstrich unter bestimmte Probleme zu ziehen und wieder Freude zu empfinden. Mir selbst geht es ähnlich, wenn ich die Musik von Tom Waits oder den Tindersticks höre, und ich weiß, dass das die Sparte ist, in die ich musikalisch gehöre, erklärt Cole 2006 seine musikalische Identität.

Das Zustandekommen seines 2010er-Albums verdankt Cole schließlich 1000 seiner Fans, die die Einspielung von "Broken Record" mit finanziellen Zuwendungen erst ermöglichen.

Für die Aufnahmen dieser Songs setzt er erstmals seit über einem Jahrzehnt wieder auf musikalische Unterstützung. Der ehemalige Mitstreiter wie Blair Cowan ist ebenso mit an Bord wie Mark Schwaber und Matt Cullen vom Begleittrio The Small Ensemble oder Joan Wasser alias Joan As Police Woman. Seinen schöngeistigen Songwriterpop reichert er diesmal mit Banjo, Mandoline und Akkordeon an.

Wer erfahren möchte, wie sich sein Sound und seine Wahrnehmung im Laufe der Jahre gewandelt hat, sollte auf die im Januar 2009 erscheinende Retrospektive "Cleaning Out The Ashtrays" zurückgreifen: Dort sind auf vier CDs Raritäten und B-Seiten vereinigt, begleitet von ausführlichen Kommentaren.

2013 kehrt Cole mit "Standards" einerseits zur klassischen Rockbesetzung zurück, andererseits nimmt er mit Krautrock-Legende Hans Joachim Roedelius eine experimentell orientierte, elektronische Platte auf. Und auf der Bühne steht er ja eh regelmäßig.

Davon künden etliche Live-Mitschnitte, die in den Folgejahren erscheinen. Anlässlich seines Albums "Guesswork" (2019), das sich von den Vorgänger-Platten als Storyteller-Album mit viel Synthesizer unterscheidet, gibt Lloyd Cole zu bedenken, dass man sich das Musikmachen leisten können muss.

So dauert es denn auch bis Juni 2023, ehe mit "On Pain" ein neues Studioalbum von Cole erscheint. An vier der acht neuen Songs sind die Commotions-Gründungsmitglieder Blair Cowan und Neil Clark beteiligt, die Lloyd Cole im Herbst 2023 auch bei seiner Deutschland-Tour begleiten. Produzent ist wie schon bei "Antidepressant" und bei einigen CDs in den '90ern Christopher Hughes, laut Twitter für Lloyd "my best mate in music". Größter Hit für Hughes war in den '80ern "Everybody Wants To Rule The World" für Tears For Fears, den er auch mit komponierte. Hits sind dieses Mal aber keine vorgesehen. "Das Album mag sich dem kommerziellen Tod nähern", so Cole selbst. Aufgenommen wurde es auf seinem Dachboden. Begleitet wird das Album von Remix-Videos des Tracks "Wolves", deren Bilder von künstlicher Intelligenz erstellt wurden.

Alben

Lloyd Cole - On Pain: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 2 Punkte

2023 On Pain

Kritik von Philipp Kause

Synth-Schleifen als Hypnose-Mantren. (0 Kommentare)

Lloyd Cole - Standards: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2013 Standards

Kritik von Eberhard Dobler

Gitarrenpop und Rock. Ohne Sentimentalitäten, ohne Kitsch. (0 Kommentare)

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