laut.de-Kritik
Ideale Musik zum Rotwein trinken und alle Sorgen vergessen.
Review von Jasmin LützAuch wenn einige jetzt wieder denken "Ach ja, der Lloyd, typischer Singer/Songwriter aus England. Sitzt da mit seiner Klampfe und säuselt schmachtend in sein Mikro" - ich mag ihn. Der Mann hat wenigstens eine gute Aussprache und man versteht was vom Text. Da gibt es ja genügend langhaarige, ins Mikro rotzende Pseudo-Rocker auf dem Markt, deren Rhetorik eine Schande ist und die ihre Instrumente als eine Art Ersatzbefriedigung missbrauchen.
Ich gebe zu, dass so was ja ab und zu mal ganz unterhaltsam sein kann, aber ich bevorzuge dann doch, vor allem in dieser Jahreszeit, die schönen, ruhigen, einfachen Popballaden. Um sie endlich mal beim Namen zu nennen: "The Negatives" heißt das mittlerweile achte Album von Lloyd Cole.
Angenehme, sympathische Stimme schon von Beginn an. "Past Imperfect" lässt auf einiges hoffen. Zugegeben, die Texte sind jetzt nicht herausragend gut, Liebe, Frauen, Enttäuschungen usw. Immer das selbe Leid. Aber jeder, der mal versucht hat, seine eigenen Gedanken in Worte zu fassen, weiß wie schwierig das eigentlich ist. Mit dem aktuellen Titel seines Longplayers hat Lloyd hoffentlich nicht die Qualität seiner Songs gemeint. Wie gesagt, es ist ja auch nicht einfach, nach bereits sieben veröffentlichten Alben immer wieder neue Lyrics aufs Papier zu kritzeln. Hut ab, Mr. Cole!
Seit rund 16 Jahren ist der Brite Lloyd Cole nun schon im Geschäft. Sein Debut "Rattlesnake" (1984) wurde von den Kritikern hoch gelobt. Damals noch mit seiner Band "The Commotions" auf den Spuren von "Lou Reed". In dieser Tradition steht beispielsweise "What's Wrong With This Picture". Aber nicht nur langsame Stücke überraschen auf dem Album, das ohne große Nachbearbeitung "live" im Studio eingespielt wurde. Mit "Too Much E" zeigt uns Lloyd, dass er schon noch weiß, wie Rock'n'Roll funktioniert.
Man kann auch nicht behaupten, dass "The Negatives" sich negativ auf den Gemütszustand auswirkt. Obwohl ich suicid-gefährdeten oder auch nur einfach unglücklich verliebten Menschen die Platte nicht unbedingt empfehlen würde. (Dafür bietet sich dann doch eher die neue Megadeth "Capitol Panishment" an, die hier bestimmt auch noch besprochen wird!)
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