laut.de-Kritik
Klug erzählte, magisch-minimal vertonte Geschichten.
Review von Rainer HenzeLieder in einer fremden Sprache: Kein Geringerer als der wunderbare Lloyd Cole hat in sein Kaminzimmer geladen und berichtet zu sanften Akustik-Gitarren-Klängen aus Leben und Lieben eines Früh-Vierzigers.
Nähern wir uns behutsam dieser intimen Atmosphäre. Geben wir acht, zufällig entlang streunende Cole-Neulinge nicht mit dem Attribut 'Singer/Songwriter' zu verschrecken. Sind dies doch meist unhippe, bärtige alte Männer, die nicht singen können, mäßig Gitarre spielen und noch schlechter Mundharmonika.
Herr Cole dagegen trägt "Style" als zweiten Vornamen. Seine schmeichelnde Stimme, die elegante Sprache, eine kristallene Gitarre nehmen Kritikerherzen stets im Sturm. Auch diesmal wieder: Coles zehntes Studiowerk erntet höchste Lobeshymnen. Von "Alterweisheit" ist die Rede und einem "durchweg exzellenten Spätwerk", von Leonard Cohen, gar Bob Dylan. "Reif", "berührend", "zart" lauten die Adjektive.
Sie alle haben Recht. Und bessere Worte sind auch nicht zu finden. Fast zwanzig Jahre nach seinem Debüt mit den Commotions ist Lloyd Cole ein weiteres Meisterstück gelungen. Dass die Nick Cave-Adaption "People Ain't No Good" in diesem Kontext lyrisch etwas ungelenk anmutet, spricht Bände. Es sind klug erzählte, magisch-minimal vertonte Geschichten zwischen Großstadt-Melancholie und Lagerfeuer-Wärme. Mit Pathos, ohne Kitsch. Im Herbst (wann sonst?) kommt Herr Cole mit Frau Nova auf Unplugged-Tour. Macht Konzertsäle zu Kaminzimmern. Darauf freuen wir uns.
Noch keine Kommentare