laut.de-Kritik

Triumph der Einsamkeit.

Review von

Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit Maximilian Hecker. Da saß ich im Büro und der Fernseher lief. Ich sah dieses Video. Mit diesem jungen Mann im Parka. "Infinite Love Song". Dieser Clip hat mir sehr gut gefallen. Vor allem diese traurigschöne Melodie, diese Stimme, wohlige Erinnerung an die CD von Sigur Rós. Gänsehaut und die Textzeile bleibt mir wohl für immer im Gedächtnis.

Dann habe ich erst mal nicht mehr an den jungen Mann im Parka gedacht. Wochen später, die zweite Begegnung. Diesmal in Hamburg, im Grünspan. Diesmal live und in Farbe. Wieder mit Parka aber mit kompletten Equipment. Und wieder alleine. Im Vorprogramm von Stereolab. Besser kann es ja gar nicht sein. Dann der Hit "Infinite Love Song", auch wenn ich diesen nur von der Toilette aus hörte. Die Erinnerung! Alles klar, das ist der Mensch aus dem Fernseher. Mit diesem tollen Popstück. "Will you please be quiet", sagt er auf deutsch. Und das muss man auch bei seinen Songs.

Das ist also der junge Mann, der vor kurzem noch fast täglich einsam mit seiner Gitarre und seinem Verstärker in Berlin am Hackeschen Markt stand. Maximilian Hecker. Zu der Zeit coverte er vorwiegend noch Oasis Songs. Jetzt hat Maximilian seine eigene Platte: "Infinite Love Songs". Und mit dem Album hat er es gar nicht nötig, die englische Pöbel-Truppe weiter zu imitieren. Ein Multitalent. Alle Instrumente selbst eingespielt.

"Leise ist das neue laut". Sanfte Stimme, very british, Gitarre, Keyboards und sonstiges Arrangements, die er hübsch in sanfte Pop-Elektronik verwandelt. Die 80er spielen hier und da auch eine Rolle. Ich erinnere mich mal wieder. Im Grünspan bot er dem beglückten Publikum dieses großartige Refrain-Cover von "Take On Me" des norwegischen Trios A-ha. Hier stimmte jeder mit ein, doch die wirklich hohen Töne fand nur Maximilian.

Pop mal wieder von seiner schönsten Seite. Zwölf Tracks, die niemals langweilig werden. Einer hitverdächtiger, als der andere. Ein Mann ganz alleine. Ein Triumph für die Einsamkeit. Man könnte schon fast Mitleid haben. Am liebsten möchte man ihn anrufen und sagen: "Hey Maximilian, willst du mit mir gehen?"

Auf jeden Fall ist diese Platte ein neuer kleiner Herzensbruch. Tausend, kleine Tode, die man stirbt, nach jedem Song, um dann am Ende des Albums sich wie neugeboren zu fühlen. "The Days Are Long And Filled With Pain" oder "Over" machen Gänsehaut und versetzen in andere Sphären. Das ist gut. Man will mehr und Maximilian gibt mehr. Da vergisst man seine arroganten Sprüche und sein überaus energiereiches Selbstbewusstsein. Seine Songs präsentiert er so verletzlich und traurig, dass man eigentlich jede Minute aus dem Fenster springen möchte, um als Superwoman zur Hilfe zu eilen!

"Cold Wind Blowing" wirkt anfangs so schmächtig wie Hecker selbst. Doch dann haut er am Ende des Stücks ordentlich in die Gitarre. Ich erinnere mich noch gut an das Konzert. Live wachte man damit richtig auf. Ohrenbetäubende Verzweiflung. Ein Orkan der Windstärke 12 durchfährt einen. Und dann segelt man einsam, aber glücklich in die Unendlichkeit. Auch wenn beim Hit die Klospülung etwas gestört hat, die Erleichterung war da. Ein Muss für alle Menschen, die gerne im Sommer am Hafen rumliegen oder im Winter Bratapfel und Glühwein, auf einem kleinen Schiff , unweit vom Meer, zu sich nehmen. Ich erinnere mich und lege erneut "Infinite Love Songs" auf!

Trackliste

  1. 1. Polyester
  2. 2. Sunburnt Days
  3. 3. Green Night
  4. 4. The Days Are Long And Filled With Pain
  5. 5. White
  6. 6. Cold Wind Blowing
  7. 7. Over
  8. 8. Flower Four
  9. 9. Like Them
  10. 10. Infinite Love Song
  11. 11. Let Me Out
  12. 12. Today

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