laut.de-Kritik

Harmonie und Wahnsinn.

Review von

Allen Zweiflern an der neuen Bandzusammensetzung sei gesagt: gleich, wenn man den Eingangstrack "Without MSG I'm Noting" hört, weiß man, dass bei Mclusky alles beim Alten ist. War durch die Neubesetzung des Hockers hinter der Schießbude die Veröffentlichung des Nachfolgers zum großartigen "Do Dallas" gleich mehrfach gefährdet und verschoben worden, beweisen die drei Waliser mit "The Difference Between Me And You Is That I'm Not On Fire", dass sie genauso krank wie immer sind. Noise galore!

Schon bei "Without MSG I'm Nothing" bleiben Mclusky ihrem Motto treu: alle verfügbaren Verzerrer zwischen Gitarre und Verstärker aufdrehen, am besten alle durcheinander singen, fertig ist der intonierte Wahnwitz. "Everywhere I look is a darkness", die geistige Umnachtung hält Einzug. Doch nur scheinbar, denn der Krach ist wohlgeplant und macht in hohem Maße abhängig. Die fast schon tanzbare Single-Nummer "That Man Will Never Hang" demonstriert die schwierige Gratwanderung zwischen Harmonie und schierem Wahnsinn, die Mclusky in Perfektion beherrschen.

Tracks wie "She Will Only Bring You Happiness" gaukeln dem Hörer vor, vielleicht sei ja doch alles normal in den Oberstübchen von Egglestone, Falkous und Chapple. Aber nur, bis die Textzeile "Our own singer is a sex criminal" fast mantrisch wiederholt wird. Hier ist gar nix normal, und genau das macht Mclusky so gut. Dieses manisch Verrückte bringt kaum ein Song so gut auf den Punkt wie das schnell-explosive "KKKitchens, What Were You Thinking?". Küchen, die denken?

Beim spöttisch groovenden "Icarus Smicarus" darf der Neue mal zeigen, was er unter World Cup Drumming versteht. In neue ungeahnt-irrsinnige Höhen schraubt sich "Slay!", das zwischendurch einfach mal ganz verschwindet, nur um als Ohrenpeiniger zurückzukehren. "You Should Be Ashamed, Seamus" steigert sich zu einer Noise-Orgie allererster Güte, Andrew Falkous schreit gegen die Instrumente an, als wären Mclusky die Trompeten, und des Hörers Ohren Jericho. Diverse Rhythmenwechsel tragen auch nicht grade zur Orientierung bei.

Bei "Lucky Jim" ist dann auch der Gesang dermaßen verzerrt, dass es unmöglich ist, auch nur irgendwas zu verstehen. Gut, dass das überaus ansprechende Artwork auch Texte bietet. Selbst ein leise-zurückhaltender Track wie "Forget About Him, I'm Mint" wirkt bei Mclusky völlig durchgeknallt, einer der - viel zu kurzen - Höhepunkte des Albums. "1956 And All That" fand sich bereits auf der "There Ain't No Fool In Ferguson"-Single, aber große Songs dürfen gern auch mal recycelt werden. Mit "Falco Vs. The Young Canoeist" und "Support Systems", das sich von feiner Zerbrechlichkeit zum infernalischen Lärm entwickelt, setzen Mclusky zwei grandiose Schlusspunkte.

Nach gut vierzig Minuten ist man um ein Paar Ohren ärmer und die Erkenntnis bereichert, dass es durchaus möglich ist, ein Riesenalbum zu wiederholen. Mclusky haben es bewiesen.

Trackliste

  1. 1. Without MSG I Am Nothing
  2. 2. That Man Will Not Hang
  3. 3. She Will Only Bring You Happiness
  4. 4. KKKitchens, What Were You Thinking?
  5. 5. Your Children Are Waiting For You To Die
  6. 6. Icarus Smicarus
  7. 7. Slay!
  8. 8. You Should Be Ashamed, Seamus
  9. 9. Lucky Jim
  10. 10. Forget About Him I'm Mint
  11. 11. 1956 And All That
  12. 12. Falco Vs. The Young Canoeist
  13. 13. Support Systems

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