Porträt

laut.de-Biographie

Melechesh

'Das Feuer des Königs' lautet die Übersetzung des hebräischen Namens Melechesh. Bei ihrer Gründung 1993 ist der extreme Black Metal, den die bekennenden Sumerer spielen, im heiligen Land noch etwas sehr Exotisches. Eine Szene existiert schlicht nicht.

Melechesh - Enki
Melechesh Enki
Thrash trifft Black Metal: filigran, aber extrem hart.
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Um so mehr schlägt das dunkle Schaffen von Anfang an hohe Wellen in den dortigen Medien. Bereits der erste Longplayer "As Jerusalem Burns ... Al'Intisar" schlägt ein wie eine Bombe. Straighter Black Metal plus leicht orientalisch sägende Gitarren geben dem Genre frischen Wind. Ihr brennendes Jerusalem - der flammenverzehrte König - symbolisiert Melecheshs Ablehnung aller Religion.

Die deutlich antichristliche, antijüdische und antiislamische Haltung bringt ihnen bei den Metal-Fans viele Freunde ein. Ansonsten erweist sich dieses Bekenntnis jedoch als echtes Problem. Als erste aggressiv klingende, Atheismus proklamierende Heidencombo haben sie in der heiligsten aller Städte einen schweren Stand.

Es dauert nicht lange, ehe die religiösen Kreise verschiedener Konfessionen in seltener nahöstlicher Einigkeit eine Diffamierungskampagne gegen die Feuerkönige lancieren. Die konservativen Teile der Presse machen bereitwillig mit. Schließlich sehen Melechesh sich auch noch staatlichen Ermittlungen ausgesetzt. Es droht sogar eine Anklage wegen "okkulter Verschwörungshandlungen". Letztere wird zwar fallengelassen. Die Bandmitglieder fühlen sich dennoch dermaßen in ihrer künstlerischen Freiheit behindert, dass sie ihr Domizil fortan in die Niederlande verlegen.

In Amsterdam entwickeln sie ihre orientalische Version der extremsten aller Metalformen nahezu ungestört bis zur Perfektion. Die typischen Gitarren fegen in wüstenfolkigen Melodiebögen jeden Staub aus dem nordisch dominierten Genre. Einfachheit und Komplexität, kalte Härte und Exotik stehen sich auf ihren Alben Aug' in Aug' gegenüber.

Ebenso herausragend ist die lyrische Ebene. Hier hört man kein stumpfes Gekeife aus der subkulturellen Clownabteilung. Auf sehr hohem sprachlichen Niveau brüllt Sänger und Bandchef Ashmedi seine historisch und mythologisch fundierten Texte unters Volk.

Auf weltweiten Metalfestivals zelebrieren die streitbaren Exilanten mittlerweile sehr erfolgreich ihre vollkommen eigenständige musikalische Variante. Der einzige Wermutstropfen - so Ashmedi - ist das stetige Vermissen der heimatlichen Feiermöglichkeiten. "Bis heute war und ist das Nachtleben in Jerusalem mit das beste, was ich je erlebt habe. Viele europäische und amerikanische Gegenden sind so furchtbar lahm, verglichen mit einer Nacht in Jerusalem."

Im Laufe der Jahre macht Ashmedi sich parallel einen Namen als Reality-TV-Star und Blogger. Die zusätzliche Publicity tut dem Bekanntheitsgrad Melecheshs erkennbar gut. Nach dem Killeralbum "The Epigenesis" lässt er sich dennoch geschlagene fünf Jahre Zeit. "Enki" macht genau dort weiter, wo sein Vorgänger aufhörte. Neben tollen Gästen (Cavalera, Volbeat, Rotting Christ) gibt es fräsende Härte und filigrane Wüstenmusik in einander umarmender Perfektion.

Alben

Melechesh - Enki: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2015 Enki

Kritik von Ulf Kubanke

Thrash trifft Black Metal: filigran, aber extrem hart. (0 Kommentare)

Fotogalerien

Melechesh in Darmstadt Those Whom The Gods Detest Tour.

Those Whom The Gods Detest Tour., Melechesh in Darmstadt | © laut.de (Fotograf: Peter Grusel) Those Whom The Gods Detest Tour., Melechesh in Darmstadt | © laut.de (Fotograf: Peter Grusel) Those Whom The Gods Detest Tour., Melechesh in Darmstadt | © laut.de (Fotograf: Peter Grusel) Those Whom The Gods Detest Tour., Melechesh in Darmstadt | © laut.de (Fotograf: Peter Grusel)

Surftipps

  • Melechesh

    Offizielle Homepage. Dunkel.

    http://www.melechesh.com/
  • Melechesh

    Mazel Tov und Shalömchen, it's MySpace!

    http://www.myspace.com/melechesh

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