laut.de-Kritik
Organisch lodernder Metal mit reichlich Suchtpotential.
Review von Ulf KubankeDie Feuerkönige sind zurück! Seit Jahren beweist Mastermind Ashmedi neben Kollegen wie Orphaned Land oder Salem, wie kreativ, anspruchsvoll und nicht minder unterhaltsam der fliegende Teppich des Orient-Metal ist. Mit "The Epigenesis" legen Melechesh hier sogar noch eine Schippe drauf.
Für mich liefern sie hier nicht nur ihr Meisterstück ab, sondern ebenso eine der beiden Extrem-Metal-Überflieger des nicht mehr ganz so jungen Jahres. Neben dem grandiosen ORwarriOR brauchen sie sich dabei wahrlich nicht zu verstecken.
Gravierende Veränderungen darf man im Haus des Feuers dabei nicht erwarten. Immer tiefer verfeinert der armenisch/assyrisch stämmige Jerusalemer die Klangfarben seines zwischen fies und anmutig pendelnden Extrem-Metals. Das Fundament bildet dabei stets melodisch geprägter Black Metal. Die orientalischen Melodiebögen entwickeln sich auf der mittlerweile fünften Platte jedoch zum gleichberechtigten Partner; zeigen sich mitunter gar federführend, ohne in Weltmusikklischees abzudriften.
Die Schlüsselrolle spielen die nicht nur von Ashmedi großartig komponierten, sondern auch von Moloch hervorragend gespielten Gitarrenläufe. Sehr beeindruckend, wie lässig, mühelos und fließend die Black/Death Rhythmen in arabische Skalen wechseln und wieder zurückkehren. Beide komplett gegensätzlichen Strukturen münden einstimmig in ein linear melodisches Muster ganz eigener Form. Wie durch Zauberhand vollbringen Melechesh dabei das Kunststück, weder verkopft akademisch noch artsy-fartsy zu klingen. Das Ergebnis ist organisch lodernder Metal mit heftigem Suchtpotential.
Gänzlich neu hingegen ist die teilweise Hinwendung der Wüstensöhne zu archaischen Folkpassagen, die ohne jeden Metalanteil auskommen. Die beiden Instrumentals "When Halos Of Candles Collide" und das reinkarnative "A Greater Chain Of Being" atmen den ausgedörrten Geist Tausende Jahre alter Negev und Sahara Gesellschaften ohne jede zeitgeistige Verzierung. Wer immer schon mal wissen wollte, zu welcher Mucke bereits Salome tanzte, als sie sich den Kopf des Täufers servieren ließ, sollte hier mehr als nur ein flüchtiges Ohr riskieren.
Dramatische Höhepunkt ist sicherlich das episch angelegte Titelstück. Alle genannten Stärken der Band presst der Wahl-Niederländer zusammen mit lupenreinen Rockriffs, bis die glühende Kohle innerhalb von knapp 13 Minuten zum schimmernden Diamanten mutiert. Besser geht es kaum.
Dieses Album zeigt deutlich, was im Black Metal alles möglich ist. Nebenbei lässt das Quintett mit seinem selbst ernannten Mesopotamian Metal so manch verfrüht hochgejazzte Scheibe der nordischen Kollegen mehr als alt aussehen.
5 Kommentare
"...den ausgedörrten Geist Tausende Jahre alter Negev und Sahara Gesellschaften..."
Jeder Schüler würde für diesen Satz aus orthographischer, semantischer und grammatikalischer Sicht gesteinigt werden.
Ich hatte mal den Vorgänger "Emissaries" angehört und das war einfach Spitzenklasse und weit ab vieler anderer Black Metal Scheibchen. Wollte mir dann auch mal die CD kaufen und bis jetzt noch nicht dazugekommen. Die neue Platte wäre jetzt einmal ein Anlass.
Ich hatte mal den Vorgänger "Emissaries" angehört und das war einfach Spitzenklasse und weit ab vieler anderer Black Metal Scheibchen. Wollte mir dann auch mal die CD kaufen und bis jetzt noch nicht dazugekommen. Die neue Platte wäre jetzt einmal ein Anlass.
der erste track hört sich ja fantastisch an. ich glaube, ich muss hier mal näher reinhören. "emissaries" war auf jeden fall ein absolutes brett. lege ich immer wieder mal gerne ein. wäre für mich auch eines der alben, die mir (und vielen freunden) den black metal nähergebracht haben. allen voran bleibt jedoch weiterhin für mich "black cascade" der wolves... was nicht rezensiert wurde x-D
Bald kommt endlich der Nachfolger. Die beiden Vorabtracks lassen Großes hoffen.