laut.de-Biographie
Moodymann
Wer aus der US-Metropole Detroit kommt und elektronische Musik produziert, den assoziiert man für gewöhnlich mit Techno. Dann fallen große Namen wie Jeff Mills, Mike Banks von Underground Resistance, Kevin Saunderson und Carl Craig. Dabei ist die Detroit-Szene bei genauerem Hinsehen weitaus weniger homogen. Ein Beispiel dafür liefert ein Produzent: Kenny Dixon Jr. alias Moodymann.
Seit den frühen 90er Jahren prägt er mit seinen DJ-Sets und Veröffentlichungen ein Bild seiner Heimatstadt, das sich nicht auf griffige Stereotype reduzieren lässt. Vom Beginn seiner Karriere an stärker im House angesiedelt, macht es sich Moodymann zur Aufgabe, seine Musik in die lange Tradition schwarzer Musik zu stellen und diese in zeitgenössischer Form am Leben zu erhalten.
Das klingt sehr programmatisch und erinnert an die politischen Aussagen von Underground Resistance, die sich ebenfalls in einer Reihe schwarzer Künstler sehen. Insbesondere in Europa schätzt man diese kompromisslose Haltung. So feiert Moodymann dort seit den späten 90er Jahren seine größten Erfolge. Sein erstes Lebenszeichen mit dem Titel "I Like It" erscheint 1994 auf seinem eigenen Label KDJ.
Den Ausschlag für seine wachsende Popularität geben unter anderem seine Releases auf Peacefrog und Carl Craigs Label Planet E. Die erschließen seinem Sound eine neue Hörerschaft. Auf diesen beiden Plattformen erscheinen bis 2004 alle Moodymann-Alben, darunter Compilations seiner KDJ-Platten wie "A Silent Introduction", "Mahogany Brown" und "Forevernevermore" sowie der Klassiker "Black Mahogani".
Musikalisch zeichnet das Schaffen von Kenny Dixon Jr. die starke Bezugnahme auf Soul, Jazz, Disco, Gospel und Funk aus. Darüber hinaus entwickelt er sein Studio-Set-Up ständig weiter und produziert seine Tracks als Hybrid aus live eingespielten Instrumenten und klassischen House- und Techno-Produktionsgeräten wie Synthesizer und Drum-Machine.
Eigenwillig wie seine Musik ist auch der Künstler Kenny Dixon Jr., der Interviews strikt ablehnt und sich auch sonst der Öffentlichkeit weitgehend entzieht. Während andere DJs beinahe wöchentlich neue Mixes veröffentlichen, erscheint sein erstes DJ-Set 2006 unter dem Titel "Moodymann Collection". Dafür belebt er ab 2008 sein KDJ-Label mit hochkarätigen Longplayern, die seinen Status als einer der wichtigsten Innovationstreiber elektronischer Musik weiter verstärken.
Auch die 27 Tracks des selbstbetitelten Albums "Moodymann" (2014) sind von der ersten Sekunde an produziert, um Arschzuwackeln: Schwarze Rhythmen, schwarzer Soul, schwarzer Funk und schwarze Vocals treiben den Longplayer bis zum letzten Track mit viel Groove nach vorne. Bei allen seinen Produktionen beweist Moodymann eine große musikalische Offenheit. Vielleicht auch deshalb hieven die Berliner vom !K7-Label den rebellischen Raver in den Olymp derer, die ein Exemplar der exquisiten DJ Kicks-Reihe gestalten dürfen.
Seinem Konzept bleibt Kenny Dixon Jr. auch in den Jahren darauf treu. Die Detroiter Ikone hält sich weitestgehend fern von Medien, verkauft neue Alben bei Barbecues aus dem Kofferraum und bewegt sich weiterhin an den Schnittstellen von House, Soul und Funk – gelegentliche Grsangseinlagen inklusive.
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