laut.de-Kritik

Die Indie-Popper covern Vorbilder.

Review von

Um sich von Nada Surf ein Lächeln aufs Gesicht zaubern zu lassen, muss man sich das neue Album noch nicht mal anhören. Wer ein bisschen länger auf das Cover schaut, dem fällt auf, dass man den Albumtitel "If I Had A Hi-Fi" von hinten wie von vorne lesen kann: ein Palindrom – hübsche Idee, hübscher Titel.

Schön auch, dass die US-Amerikaner für ihr Cover-Album nicht nur Hits neu eingespielt haben, die sowieso kein Mensch mehr hören kann. Neben Depeche Mode, den Go-Betweens und Spoon begegnen einem auch der eher unbekanntere The Mice-Sänger Bill Fox, Arthur Russel und die spanische Band Mercromina. Die Liste lässt schnell erkennen: Hier wurde nicht nach kommerziellen sondern nach ganz persönlichen Vorlieben ausgewählt.

"Janine" fällt kürzer und deutlich sparsamer instrumentiert aus als Russels Original: ein sanfte, fast zerbrechliche Version; und in der Behutsamkeit, mit der sich Nada Surf dem Lied nähern, hört man den Respekt vor dem Musiker deutlich. "In another day, your dream it will appear / I touched you on the arm, you were so warm", endet der Song, und bietet damit zumindest lyrisch die perfekte Überleitung zum Dwight Twilley-Cover. "You Were So Warm" könnte locker auch aus der Feder von Nada Surf-Sänger Matthew Caws stammen, erinnert an "Blonde On Blonde", genauso das Kate Bush-Cover "Love And Anger".

"The Agony Of Laffitte", das hier natürlich viel weniger kaputt klingt als bei Spoon, bringt dagegen neue Facetten in die Klangfarbe: Eher rhythmusbetont und schlagzeuglastig rumpelt der Song durch die Strophe; den mehrstimmigen Gesang wie im Refrain hat man so auch noch nicht von Nada Surf gehört. Eine schöne Abwechslung, da manche Titel auf dem Album vor lauter Harmonie fast ein bisschen zu weich gezeichnet werden.

So geschehen beim Cover des Depeche Mode-Überhits "Enjoy The Silence", dem das markante Riff und die Extravaganz, auch wegen des angezogenen Tempos, verloren gehen. Metthew Caws' Stimme, die man sonst für das so seltene Talent schätzt, in trauriger Melancholie noch optimistisch zu klingen, intoniert das Lied leider etwas beliebig. Toll dagegen, dass Nada Surf auch ein französisches Lied ("Bye Bye Beaute") im Gepäck haben.

Ein paar Highlights zählt man auf "If I Had A Hi-Fi" - daneben greifen Nada Surf nie, was eigentlich abzusehen war. Doch hat die Band oft Ecken und Kanten abgeschliffen; manches plätschert etwas vor sich hin, wenig bleibt nach dem Hören hängen. Ein schönes, frühsommerliches Album ist es aber trotz allem geworden, das nicht zuletzt einiges über die Einflüsse einer tollen Indie Pop-Band verrät.

Trackliste

  1. 1. Electrocution (Bill Fox)
  2. 2. Enjoy The Silence (Depeche Mode)
  3. 3. Love Goes On (The Go-Betweens)
  4. 4. Janine (Arthur Russel)
  5. 5. You Were So Warm (Dwight Twilley)
  6. 6. Love And Anger (Kate Bush)
  7. 7. The Agony Of Laffitte (Spoon)
  8. 8. Bye Bye Beaute (Coralie Clement)
  9. 9. Question (Moody Blues)
  10. 10. Bright Side (The Soft Pack)
  11. 11. Evolution (Mercromina)
  12. 12. I Remembered What I Was Going To Say (The Silly Pillows)

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2 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Der Albumtitel kommt mir bekannt vor. Da hatte Weird Al Yankovic in seinem Song "Bob" doch die gleiche hübsche Idee ;)

  • Vor 12 Jahren

    Der Autor liegt wie ich finde genau falsch, denn in meine Augen ist enjoy the silence sensationell gelungen. Und ich liebe Depeche Mode, aber darum gehts nicht. Es geht darum, daß Nada Surf aus jedem aus so verschiedene Lieder eben Nada Surf-Lieder machen. Die Platte ist genauso gut wie andere Nada Surf Platten, und das ist ja das besondere daran, es klingt zu keiner Zeit nach einem Cover-Album. Man muß dafür die Band mögen, das ist dann ja geschmacksache.
    Übrigens singt Matthew Caws akzentfrei Französisch, das erfreut mein Baguette-Herz :-)