laut.de-Kritik
Klingt, als würde man verschollene Songs von David Bowie covern.
Review von Kerstin KratochwillDie Brooklyner Band Nation Of Language geht wieder mal auf musikalische Zeitreise. Diese führte sie beim Debüt "Introduction, Presence" zunächst stilsicher in die Achtziger. Beim Zweitling "A Way Forward" bog man ein wenig in Richtung Krautrock ab. Beim dritten Album "Strange Discipline" landen sie nun so ziemlich bei sich selbst.
Leadsänger und Songwriter Ian Devaney zog als Metapher für das erste Album ein rasendes Auto heran, beim zweiten eine tuckernde Lokomotive. Aktuell fühle es sich nun an, als wäre die Band von einem fahrenden Zug gesprungen, um neue Orte zu erkunden.
Die ersten Songs auf "Strange Discipline" hören sich dann allerdings eher nach einem seltsamen Stillstand an: Alle Tracks entstanden erstmals in einem komplett analogen Aufnahmeprozess, der den typischen kühlen bzw. unterkühlten Synth-Pop in ein disziplinierendes Korsett zwängt. Geht es also zurück in die Zukunft mit angezogener Handbremse?
Nicht ganz, denn die Tracks entfalten trotzdem wieder jenen hypnotisch einlullenden Sog, der für die retro-seligen Nation Of Language typisch geworden ist, und der Einflüsse wie New Order, OMD, The Human League oder Ultravox durchschimmern lässt. Doch dieses Mal sorgen die Vocals in ihrer melancholisch ernsten Färbung sowie die prägnanten Drums und zusätzlichen Gitarrenelemente für mehr nebligen Post-Punk und treibendes New-Wave-Feeling.
So könnten Songs wie "Stumbing Still" oder "A New Goodbye" auch verschollene Songs von Leonard Cohen oder David Bowie sein, die hier gecovert werden. Der größte Spaß an der Musik von Nation Of Language ist zugleich ihr größtes Manko: Sie lässt immer ein bisschen an andere Artists denken. Ihre eigene Sprache haben sie (noch) nicht (ganz) gefunden.
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