Die Polizei durchsucht Wohnungen von mehr als 100 mutmaßlichen Cyber-Angreifern einer Anonymous-Aktion.
Frankfurt (hf) - Am Dienstag haben Beamte des BKA bundesweit 106 Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die Razzia ist Teil der Ermittlungen zu einem Hacker-Angriff vom letzten Jahr. Am 17. Dezember hatte das Cyber-Kollektiv Anonymous zu einem Distributed Denial of Service-Angriff (DDoS) auf die Seite der GEMA aufgerufen. Ziel war es, die Homepage lahm zu legen.
Hierzu hatten die Anonymous-Aktivisten auf pastehtml.com auf eine Seite verlinkt, die ein Script enthielt, das alleine durch Aufrufen der Seite startete. Wer auf den Link klickte, machte seinen Rechner so automatisch zu einem Teil eines Bot-Netzes, das den GEMA-Server zu sabotieren versuchte.
Automatisch gestartetes Script
Ob dieser Umstand Hausdurchsuchungen durch die Ordnungshüter rechtfertigt, ist zumindest zweifelhaft. Zumal die Aktivisten nur eine Verlangsamung der Seite erreicht hatten. Die Maßnahmen trafen zudem wohl nur Mitläufer. Dass die Drahtzieher der Aktion ermittelt werden konnten, ist nicht bekannt.
Geld- und Gefängnisstrafen
Anhand der IP-Adressen hat die Polizei nun den Kreis der Verdächtigen ermittelt. Die Computer der Betroffenen, inklusive Zubehör wie Modems und Router, sowie Smartphones und Unterlagen mit Passwörtern wurden beschlagnahmt. Beim vorgeworfenen Tatbestand der Computersabotage drohen laut Strafgesetzbuch Geldstrafen bis hin zu mehrjährigem Freiheitsentzug.
GEMA vs Youtube
Unter den Betroffenen - größtenteils Jugendliche und junge Erwachsene - waren offenbar auch Unschuldige, wie Spiegel Online berichtet. Unterdessen twitterte Anonymous Verhaltenshinweise, was man angesichts der Hausdurchsuchungen unternehmen kann. Der Angriff im Dezember war eine Reaktion auf die anhaltende Uneinigkeit zwischen der GEMA und YouToube: Viele Musikvideos sind deshalb für deutsche Internet-Nutzer gesperrt.
49 Kommentare
Tja .... Die (noch) GEMA ist ja irgendwo auch der Staat, die herrschende Macht sozusagen. Wer die angreift ist Anarchist und Revolutionär. Kein Wunder also, dass die Staats"macht" mit "voller Härte" der Kripo gegen diese "Verbrecher" zuschlägt. Die "Härte" wundert einen ja schon erst, wenn man bedenkt dass eigentlich nur eine Website gehackt wurde. Aber was in letzten Jahren mit unseren Freiheitsrechten gemacht wird (hier, Europa, USA) sollte einen eigentlich nicht wirklich mehr zum Wundern bringen.
Schöne Neue Welt. Big Brother Überwachungsstaat 5.0. Wir sind längst da, Orwell und Huxley lassen grüßen. Morgen lassen wir uns alle brav RFID-Chips unter die Haut implantieren und melden uns nur noch persönlich mit unseren biometrischen und demnächst sogar DNA-Code-einlesbaren Pässen mit eindeutiger Internet-ID an, um weiter auf laut.de und anderswo "frei" surfen zu können. Aber wir sind ja brav, wir machen das mit, nicht wahr?
also nicht dass ich hacken jetzt schönreden will, es geht mir nur um die "Härte" im Vergleich zu anderen Delikten
Diese Aktion wird Anonymous bestimmt nicht unbeantwortet lassen.
@stummerzeuge:
Wundert mich nur, daß das überhaupt jemand macht ...
Was ist denn da der Inhalt? In der Regel wahrscheinlich Volksbespaßung ...?
Das "GEMA-Model" nennt sich schlicht "Verwertungsgesellschaft" und das gibt es praktisch überall dort, wo so etwas wie ein Copyright oder ein Urheberrecht existiert, weil im Normalfall die vom Recht Begünstigten weder Zeit, Lust noch Möglichkeit haben, ihre Rechte effektiv wahrzunehmen (kontrollier' mal sämtliche Discotheken eines Landes, ob sie gerade was von Dir im Repertoire haben). Hat man sich mit der Verwertungsgesellschaft geeinigt, ist alles in bester Ordnung. In den USA existieren Verträge zwischen youtube und der ASCAP bzw. der BMI, den dortigen GEMA-Gegenstücken. Ob die dritte im Bunde (SESAC) ebenfalls mitzieht, weiß ich aktuell nicht. Klar ist nur, daß auch diese Beziehungen ständig angespannt sind - wenn nach GEMA-Auskunft die ASCAP ebenso wie die BMI trotz aktueller Verträge die Klage gegen youtube unterstützt haben, kann man sich ausmalen, daß da einiges im Argen liegt. Laut youtube selbst (Auskunft: unmittelbar nach dem GEMA-Urteil) hat man sich weltweit mit Verwertungsgesellschaften in vierzig Ländern einigen können. Bedeutet im Umkehrschluß, daß man in ca. 160 Staaten dieser Erde mehr oder weniger ungebremst Geld verdienen kann, ohne für die Nutzung urheberrechtlich relevanter Inhalte auch nur einen müden Kevin abdrücken zu müssen. Mag sein, daß in diesen Staaten kein vergleichbares Recht existiert, mag auch sein, daß sich dort aktuell niemand oder niemand effektiv darum kümmert - keine Ahnung.
Ich traue Pupsi-Google so viel Selbstbewußtsein zu, daß sie sich in keinem einzigen dieser Länder auch nur in irgendeiner Form rechtlich ans Bein pinkeln lassen und überall versuchen, ihr Recht durchzusetzen. Anders kommt man nicht zu Milliardengewinnen pro Quartal. Und es ist wirklich der Gipfel der Naivität zu glauben, daß man seine Rechte durchdrücken und im gleichen Maß irgendwelchen Pflichten aus dem Weg gehen kann. "Mach Du mal in aller Seelenruhe Deine Kohle, wir kommen schon klar" - so ist die Menschheit nicht gestrickt.
Und auch sonst wirst Du unzählige Beispiele finden, bei denen auch in Amilanden bestimmte Leute aktiv werden, um Inhalte aus youtube zu entfernen. Aktuell von der Leinwand abgefilmte oder geleakte Kinofilme beispielsweise, Kinderpornos, Videos von Selbstmorden, Werbefilmchen von nationalsozialistischen Vereinigungen, ... manche Sachen sind wohl selbst Anonymous nicht "Information" genug, sonst hätten sie schon längst youtube angegangen, derartige Videos im Rahmen der "Revolution" nicht einfach unter den Teppich zu kehren.
Gruß
Skywise
@stummerzeuge (« Evtl wäre es wirklich für alle Beteiligten und insbesondere für die Künstler, Kunst und die Konsumenten am besten, wenn die Inhalte frei verfügbar sind, auch auf anderen Video-Portalen - global gesehen ist das GEma-Model doch gar nicht zu halten, oder? »):
Ich zweifle stark daran, dass du jemals checkst, was für die Künstler wirklich das Beste ist... Die meisten von denen sind nicht umsonst vollkommen freiwillig Mitglied bei dem Verein.
Davon abgesehen hast du immer noch nicht gesagt, was man in diesem Fall unternehmen sollte. Soll man die Video-Portale weiter Kohle scheffeln lassen und tolerieren, dass kein Cent davon an die Künstler/Autoren geht?
Genau da haben wir doch das Problem. Die Bringschuld hat hier youtube, das nicht einen Cent abdrücken will, nicht die Gema, gegen die sich die ganzen Hass-Attacken richten.