In einem Interview mit einer englischen Zeitung erzählt Dylan, dass er sich in seiner Rolle als Volksheld der Sechziger reichlich unwohl fühlte.
London (kf) - "Es entwickelte sich alles zu einem Alptraum," erzählte Bob Dylan diese Woche dem Sunday Telegraph. Mit diesem Statement verdammte er aber nicht beispielsweise seine unglückliche Zeit nach einem schweren Motorrad-Unfall, sondern seine viel umjubelten Anfänge im Musikbusiness.
Dylan, der am 12. Oktober den ersten Teil seiner Autobiographie "Chronicles: Volume 1" heraus bringt, machte gegenüber der Presse nun erstmals Andeutungen, was die Leser seiner Memoiren erwartet. Demnach fühlte er sich zu Beginn seiner Karriere und auch später noch von der Presse sowie seinen Fans oft missverstanden. Seine Popularität erreichte während den Sechzigern ungeahnte Höhen, so dass zahlreichen Fans, Ausreißer, und Drogenabhängige aus ganz Amerika anreisten, um ihrem Idol Bob Dylan einmal ganz nah zu sein. Die Familie war deshalb gezwungen, nach New York umzuziehen, in der Hoffnung dort ein bisschen Ruhe und Frieden zu finden.
"In den ersten paar Jahren fühlte sich alles wie eine einzige Achterbahnfahrt an. Und dann war es auf einmal vorbei. Da war dieses Ding, das ich schon mein ganzes Leben lang machen wollte, doch plötzlich hatte ich das Gefühl, mit der ganzen Sache nicht mehr fertig zu werden," wird Dylan von der Zeitung zitiert. Dass Kritiker und Fans ihn überall als "Sprecher seiner Generation" bezeichnet hätten, sei ihm bald zu viel geworden. "Nicht nur dass ich das alles nie wollte, ich brauchte es auch nicht," so Dylan. "Alles was ich wollte, war ein Haus mit einer schönen Auffahrt, einem weiß gestrichenen Zaun und roten Rosen im Garten."
Erst in den Achtziger Jahren wendete sich das Blatt langsam zum Guten. Dylan gegenüber dem NME:" Da konnte ich endlich das wahre Leben leben. Ich sah mir Fußballspiele an, ging auf Geburtstagspartys, und holte meine Kinder von der Schule ab, dass waren die Dinge die ich wirklich liebte."
Auch für die Interpretationen seiner Songs hatte er keine netten Worte übrig. "Ich konnte es nicht ausstehen, wie meine Lyrics hochgerechnet wurden, ihre Bedeutung wurde in Polemik begraben. Alle Leute hielten mich für den "Big Bubba" der Rebellion."
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