"Swift sells". Der Büchermarkt explodiert geradezu mit Taylor Swift-Merch und -Hommagen. Wozu taugen die Fan-Bücher?

Berlin (jmb) - Europa im Taylor-Swift-Fieber: Der europäische Zweig der Eras-Tour raste geradezu vorbei. Wo sie auch auftrat, brachten ihre Swifties mit tosendem Jubel und Tanz messbar die Erde zum Beben. Die Sängerin mauserte sich in den letzten 15 Jahren vom harmlosen Country-Girl zum allgegenwärtigen Weltstar, der sämtliche Rekorde bricht. Mittlerweile hat auch die letzte unter einem Stein lebende Person begriffen, dass die Marke Taylor Swift die Kassen klingeln lässt.

Also wundert es nicht, dass auch der Literaturmarkt längst auf den Swift-Zug aufgesprungen ist. Die Menge an Fan-Büchern fasziniert und überfordert zugleich: Inoffizielle Biografien reihen sich an Bastelanleitungen, Kreuzworträtsel und Lebensratgeber für Fans. Bei meinem jüngsten Besuch im Berliner Buchkaufhaus Dussmann gab es eine eigens für Swifties eingerichtete Bücherecke. Zahlreiche quietschig-bunte Einbände lachten mir entgegen. Quantität bedeutet bekanntlich nicht gleich Qualität. Bei dem Volumen an inoffiziellem Merch gibt es auch viel Schrott. Für schlecht übersetzte, lieblos geschriebene Essays und langweilige Aufzählungen von Taylor-Fakten, die sowieso schon jeder echte Fan längst kennt, lohnt es sich jedenfalls kein Geld auszugeben -zumal die begehrten Konzerttickets in diesem Jahr schon heftig zu Buche geschlagen haben.

Wer nach der Euphorie der Eras-Tour in ein tiefes Loch des Taylor-Entzugs gefallen ist und unbedingt Nachschub braucht, fühlt sich möglicherweise ähnlich überfordert von der Menge an Swiftie-Lesestoff. Um die Auswahl etwas zu erleichtern, habe ich drei Neuerscheinungen etwas genauer unter die Lupe genommen:

Fanbuch #1: "89 Taylor Rules" von Sophia and Michalis Pantelouris, Thienemann-Esslinger Verlag

Niemand kennt sich besser mit Taylor Swift aus als ein echter Fan. Und dieses Buch stammt von gleich zwei davon. Der 16-jährigen Hamburgerin Sophia Pantelouris ist es gelungen, aus ihrem Vater Michalis nach langen Gesprächen und ernsthaften Diskussionen einen echten Swiftie zu machen. In "89 Taylor Rules" begeben sich die beiden auf die Suche nach den Schätzen der Weisheit, die sich aus Taylors Biographie und bisherigem Lebenswerk herausinterpretieren lassen. Sorgfältig analysieren sie dabei Songtexte, Interviews und Musikvideos.

"89 Taylor Rules" ist mit seinen 192 Seiten ein umfangreicher Ratgeber, der sich bestens für Fans eignet, die selbst eine kreative Ader haben. Die beiden Autoren geben Einblicke in Taylors Schaffensprozesse und ermutigen dazu, alltägliche Probleme wie den Umgang mit Hatern oder Liebeskummer in Kunst zu verwandeln - sei es in Form von Songs, Gedichten oder Tagebuchschreiben. Daneben gibt es Platz zum Beantworten von Journaling-Fragen und zum Aufkleben von eigenen Polaroids. Die Kreuzung aus Selbsthilfe-Buch und Porträt liest sich angenehm und gibt Ratschläge, die nicht nur für Teenager relevant sind. Zum Beispiel: Der gut gemeinte Spruch "Sei Du Selbst" ist schnell gesagt, um diese Idee umzusetzen braucht es aber manchmal mehrere Anläufe. So wie Taylor sich mit jeder "Era" neu erfindet und mit neuen Ausdrucksformen experimentiert, kann das jede*r von uns ebenfalls: "Die nächste 'Era', der nächste Versuch".

Auch Taylor macht Fehler

Wie Taylors Katzen heißen (Olivia Benson, Meredith Grey und Benjamin Button) weiß inzwischen jeder Fan. Aber welches Gitarren-Modell die Musikerin spielt oder wie lange sie zum Schreiben ihrer Songs braucht? Das ist schon ein besonderes Hintergrundwissen. Allein für diese gut recherchierten Fun-Facts gibt es eine Kaufempfehlung. Bei aller Liebe zu Taylor liegt die Versuchung nahe, den Star zu verklären. Darauf verzichtet das Vater-Tochter-Duo glücklicherweise: "Niemand ist perfekt, Taylor Swift auch nicht". Taylors Menschlichkeit soll junge Fans dazu ermutigen, nicht zu streng mit sich selbst zu sein. Selbstwert, Individualität und das Streben nach den eigenen Träumen sind die zentralen Botschaften, die Sophia und Michalis ihren Lesern weitergeben möchten.

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Michalis Pantelouris, Sophia Pantelouris - "89 Taylor Rules"*

Fanbuch #2: "Taylor Swift: Großer Star - Kleine Fans" von Wendy Loggia, EMF Verlag

In diesem Kinderbuch erzählt Wendy Loggia von der Zeit, als der große Star noch ein kleines Mädchen war. Das Leben der Sängerin liest sich fast wie ein modernes Märchen: Die kleine Taylor wächst behütet auf einer Weihnachtsbaumfarm auf. Ihre Eltern und ihr Bruder stehen ihr zur Seite und geben ihr Geborgenheit und Unterstützung. Taylor geht vielen unterschiedlichen Hobbys nach, hört Shania Twain und träumt von der großen Bühne. Als junger Teenager überredet sie ihre Eltern, mit ihr in die Musikstadt Nashville zu reisen, um die Plattenlabels von sich zu überzeugen. Was sie schon damals so besonders macht: Die Sängerin besteht von Anfang an darauf, ihre eigenen Songs zu singen. Obwohl sie Widerständen begegnet, überzeugt sie die Musikwelt von sich. Loggia erzählt von Taylors ersten Auftritten in Nashville, ihren frühen Alben und dem großen Durchbruch. Natürlich finden auch Swifts drei Katzen eine Erwähnung. In ihren Songs blickt Swift voll Dankbarkeit auf ihre Anfänge zurück. In "The Best Day", ein Lied, das sie ihrer Mutter widmetem, beschreibt sie ihre glückliche Kindheit.

Die Künstlerin Elisa Chavarri steuerte niedliche Illustrationen bei. Die 24 Seiten sind für erwachsene Swifties ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen. Die Geschichte eignet sich jedoch hervorragend für junge Leser zwischen 6 und 12 Jahren zum selbständigen Lesen und zum Vorlesen für noch jüngere Fans. Als Gute-Nacht-Geschichte verleitet das Buch zum Träumen von einem Leben, wie Taylor es hat: "Taylors harte Arbeit hat sich ausgezahlt. Ihre Alben haben sich millionenfach verkauft. Sie hat mehrere Grammys gewonnen. Sie ist um die Welt gereist und hat Menschen mit ihrer Musik glücklich gemacht. Was wird sie als Nächstes tun? Wenn man Taylor Swift ist, ist nur der Himmel die Grenze!" Einziger Kritikpunkt: Das Buch ist dem ebenfalls in diesem Sommer erschienenen Buch "Taylor Swift: Little People, Big Dreams" (Suhrkamp) zum Verwechseln ähnlich.

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Wendy Loggia - "Taylor Swift: Großer Star - Kleine Fans"*

Fanbuch #3: "Shake it off! Das Journal für Taylor Swift-Fans: Mit 100 Stickern, spannendem Quiz, DIYs, Beauty-Secrets und allem, was ein Swiftie wissen muss" von Maria Prochaska et al., EMF Verlag

Schminktipps für den perfekten roten Kussmund à la Swift (getreu dem Motto "That red lip classic thing that you like" aus Swifts Song "Style"), eine Anleitung für Freundschaftsbänder und jede Menge Fun-Facts – der Terminplaner "Shake it off" vom EMF Verlag bietet all das und noch viel mehr. Das Startdatum für den einjährigen Kalender wählt der Leser selbst. Jeder Monat bietet Wochen- und Monatsübersichten. Das "Future Log" ist eine Jahresübersicht für alle besonders wichtigen Termine. Für Fleißige gibt es zu Beginn einen fortlaufend ausfüllbaren Index und einen Schlüssel für wiederkehrende Symbole, die die Leser festlegen. Ganz hinten im Buch finden sich allerlei Sticker in Gitarren-, Diskokugel- und Cowboy-Stiefelform. Mehrere Sticker stellen die Frage "What would Taylor do?" in Anlehnung an die "WWJD" (What Would Jesus Do?)-Armbänder, die in den 90ern in den USA verbreitet waren. Auch "89 Taylor Rules" schließt mit dieser Frage. Darüber musste ich ein bisschen den Kopf schütteln. Ein wenig ironisch, dass dieser Spruch in gleich zwei Büchern auftaucht, denn meine letzte Buchkritik über "Das große Harry-Styles-Fanbuch" von Charlotte McLaren stellte genau diese Art der Star-Anbetung in Frage. Warum sollte man sich ausgerechnet privilegierte Popstars zum unangefochtenen Vorbild nehmen? Andererseits muss man es vielleicht auch nicht so kritisch sehen. Die einen fragen sich was Jesus machen würde, die anderen schauen zu Taylor auf. Wenn das Ergebnis der jeweiligen Besinnungsübungen bedeutet, dass man insgesamt ein besserer Mensch wird und andere gut behandelt, ist es am Ende vielleicht egal, an wem man sich orientiert.

"I miss sparkling."

Ein viel strengeres Urteil muss ich hingegen über die grafische Gestaltung fällen. Die optische Qualität der bunt gestalteten Seiten lässt sehr zu wünschen übrig. Die Farben leuchten nicht, sondern wirken schlaff und matt. Ebenfalls enttäuschend: Die Glitzeroptik ist nur in Weiß und Grau angedeutet und funkelt gar nicht – da kommt keine Partylaune auf. Die großen Smileys, die über die Seiten verstreut sind, passen nicht so richtig zur Swiftie-Ästhetik und wirken so, als wollten sie über das fehlende Glitzern mit plakativ guter Laune hinwegtäuschen. Ja, es könnte natürlich sein, dass ich mich in diese Ästhetikfrage etwas hineinsteigere – aber singt nicht Swift in ihrem Song "Mirrorball" selbst davon, eine schimmernde Diskokugel zu sein? In "Bejeweled" heißt es außerdem: "I miss sparkling." Ich auch, Taylor, ich auch. Ich vermisse das Glitzern.

Inhaltlich gibt es ebenfalls einige Minuspunkte: Bei den hier aufgeführten "Fun Facts" behaupten die Autorinnen beispielsweise "Bis heute schreibt Taylor alle ihre Songs selbst." Ja, es stimmt, dass Taylor am Songwriting aller ihrer Songs beteiligt ist, aber sie schreibt sie nicht immer alleine. Hier wäre die Erwähnung ihrer treuen Songwriting-Partner wie Jack Antonoff (Bleachers) und Aaron Dessner (The National) angebracht gewesen.

Zudem lässt das Rezept von Taylor Swifts berühmten Chai-Keksen zu wünschen übrig. Denn die hier abgedruckte Backanleitung entspricht nicht dem Rezept, das die Sängerin 2014 mit ihren Fans auf Tumblr teilte. Taylor hatte die Cookies bei ihrer "1989 Secret Session", einer ihrer exklusiven Fan-Zusammenkünfte, für ihre Swifties gebacken. Eine originalgetreuere Übersetzung des Taylor-Geheimrezepts gibt es hier.

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"Shake it off! Das Journal für Taylor Swift-Fans"*

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