Der irische Pop-Sänger Chris De Burgh wird als erster westlicher Musiker seit der islamischen Revolution 1979 im kommenden Jahr im Iran auftreten. Das erklärte der Manager der Arian Band, mit der De Burgh kürzlich ein Lied aufgenommen hatte. Eine Musikreise mit politischem Moment.

Teheran (mmö) - Der irische Popmusiker Chris De Burgh ("Lady In Red") plant für das kommende Jahr Auftritte im Iran. Dies sagt zumindest der Managers einer iranischen Band, mit der De Burgh vor kurzem koopiert hat. Der Sänger selbst hat das Vorhaben bislang noch nicht bestätigt.

Mohsen Rajabpour, der die Band Arian (zu deutsch: "Arier", Iran bedeutet übersetzt so viel wie "Land der Arier") betreut, bestätigte gegenüber Reuters einen entsprechenden Bericht der iranischen Nachrichtenagentur Fars. Das iranische Ministerium für Kultur und islamische Führung habe "kein Problem mit einer gemeinsamen Performance [der Band Arian und De Burgh, d.Red.]".

Die im Iran äußerst populäre Gruppe hatte vor kurzem mit dem Iren das Lied "The Words I Love You" eingespielt, er bezeichnet die Kollaboration als "interessantes Projekt". Chris De Burgh wäre damit der erste westliche Popmusiker seit der islamischen Revolution von 1979, der im Iran mit einer heimischen Band auftritt.

Rajabpour, dessen Band als erste Popgruppe im Iran eine offizielle Auftrittserlaubnis erhielt, sprach gegenüber Reuters von geplanten Auftritten in den Monaten Juni und Juli 2008. Die größte Hürde wird dabei wohl das schon erwähnte Kulturministerium darstellen. Im Iran wird westliche Popmusik mit Texten in der Regel nicht im Radio gespielt, es laufen höchstens Instrumentalversionen.

Grundsätzlich unterliegen alle Medien einer staatlichen Zensur, und so werden auch die Texte von Musikern von den Mitarbeitern des Kulturministeriums peinlich genau unter die Lupe genommen. Ob De Burgh seine Texte abändern muss, ist noch nicht entschieden. Obwohl seine Lieder für westliche Standards eher subtil wirken, dürfte Zeilen wie "The lady in red is dancing with me / cheek to cheek / there's nobody here / it's just you and me" aus seinem 1986-Hit "Lady In Red" den Sittenwächtern ein Dorn im Auge sein.

Und ganz nebenbei stellt sich natürlich die Frage, inwiefern ein Auftritt im Iran überhaupt moralisch vertretbar ist. Der Iran wird von einem repressiven Regime regiert, an dessen Spitze mit Mahmud Ahmadinedschad ein Mann steht, der immer wieder mit antisemitischen Ausfällen in die Schlagzeilen gerät und wegen des staatlichen Atomprogramms im Dauerclinch mit der internationalen Staatengemeinschaft liegt.

Chris De Burgh hat in der Vergangenheit mehrfach sein Interesse an der iranischen Kultur bekundet und erfreut sich umgekehrt im Iran großer Popularität. Sicherlich kann er jegliche politische Meinungsäußerung ablehnen und dort "nur" als Musiker auftreten. Dennoch muss er sich bei einem Auftritt unter den in der Islamischen Republik gegebenen Umständen bewusst sein, dass er leicht ein Opfer staatlicher Propaganda werden kann.

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Chris De Burgh

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laut.de-Porträt Chris De Burgh

Über den Musikstil von Chris De Burgh findet man unterschiedliche Angaben. Teilweise ist da von Art-Rock oder auch Progressive-Rock zu lesen - zwei Definitionen, …

16 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    @trilli@n («

    Weite Teile der Bevölkerung Persiens sind aber tatsächlich liberal, gebildet, und würden gerne in den Genuss der individuellen Freiheiten kommen die wir haben (und oft genug nicht ausreichend zu schätzen wissen). Sie verdienen unsere Solidarität und unsere Unterstützung. (Zum Thema: Ich empfehle wärmstens den Comic und den Film "Persepolis") »):

    Dem stimme ich zu.

    Was der Schreiberling des Artikels anscheinend gar nicht in Betracht zieht und damit nicht einmal aufwirft, aber meiner Meinung einen Gedanken wert ist:
    Kann ein Auftritt eines europäischen Popmusikers nicht auch eine solche Unterstützung sein?
    Wenn, wer auch immer, und sei es eben De Burgh dort auftritt, kann das Signal eben auch lauten: Westliche Popmusik darf heute gespielt werden. Und eben auch: wir hier in Europa und sonst wo sehen in euch Iranern* an sich keine Schurken.
    Wir unterstützen euren Wunsch, auch mal "westliche Popmusik" zu hören und live zu erleben, indem wir euch besuchen kommen und damit einige Schwierigkeiten in Kauf nehmen.

    Aber mal sehen, ob dieses Konzert überhaupt stattfindet. Neben Ahmadinedschad gibt es ja noch einige andere, die das verbieten könnten und sicher gerne täten.

    Wenn nicht bleibt der Pop und erst recht der Rock im Untergrund.

    Als Film empfehle ich übrigens "Offside".

    ____
    * gemeint ist die sogenannte "Zivilbevölkerung" des Irans - also die, die vom Westen gefeiert werden, wenn jemand wie Chatami gewählt wird und über die derselbe Westen in ungläubiger Enttäuschung den Kopf schüttelt, wenn sie nicht verhindern können, dass Ahmadinedschad an die Macht kommt (weil jener in den Armenvierteln Teherans seine letzten Stimmen zusammenverspricht ...

  • Vor 16 Jahren

    Das erklärte der Manager der Arian Band, mit der De Burgh kürzlich ein Lied aufgenommen hatte.

    :D :D :D

    p.s.: an alle schlauwis.. ja das schreibt man im englischen mit y.. blablabla

  • Vor 16 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt (« ....und über herrn deburgh mag man ja spotten.
    aber der mann hatte seine zeit und war - unabhängig von den teils schmalzigen arrangements und lyrics - zwischen 1975 und 1985 ein fabrikant grosser melodien.
    das geht oft unter. »):

    Hört hört! Und im Übrigen hat sich der Man seit 10 Jahren vom Lady in Red-Schock erholt und macht wieder gute und zum Teil anspruchsvollere Musik.

    Von wegen Bombenstimmung: haben den Herrn dieses Jahr live gesehen - 3.5 Stunden voll abgegangen von Lagerfeuerklampfe bis Bombastrock war da alles dabei. Selten so ein abwechslungsreiches Konzert besucht (obwohl es etwa mein 200. war). Da können sich einige Jungstars noch eine Scheibe abschneiden :)

    Anyway: Iran hat eine der lebendigsten Rockszenen und ist ein Land, das Bands wie Queen oder Led Zeppelin vergöttert. Habt ihr denn schon mit Iranern gesprochen, wart ihr schon da oder liest ihr meist nur die Horrorbotschaften von Achmad? Zwischen Regierung und Volk, zwischen Geschriebenem Gesetz und Alltagsleben klafft da ein gewaltiges Erdloch. Weshalb wird denn die USA nicht boykottiert, wenn doch da so böse Kriegstreiber am Ruder sitzen? - Ach ja, es gibt ja noch ein paar dutzend Millionen andere... im Iran auch!

    Ich will das Iranregime nicht verniedlichen und leider geht viel über die reine Polemik heraus, aber es bleibt trotz allem ein relativ freier Staat, verglichen mit vielen anderen, was das Leben des einzelnen angeht, aber natürlich werden wie überall nur die Scheusslichkeiten ans Tageslicht gebracht :(