Noch ein Schlammfest! Erst Regen, dann Sonne: In Hamburg drehten Bands und Fans trotzdem ab.
Hamburg (adm) - Schlamm, oh Schlamm: Über Nacht auf Freitag fiel in Hamburg so viel Regen, dass selbst die Organisatoren des Dockville Festivals machtlos waren: Trotz Vorkehrungen mit Sand und Kies stand man auf Europas größter Flussinsel am Nachmittag knöcheltief im Schlamm.
Die Bands konnten erst zwei Stunden nach dem offiziellen Start ihre Sets beginnen. Aus Sicherheitsgründen musste gar eine Zeltbühne geschlossen werden. Die Dockville-Fans kümmerte das freilich wenig - und am Samstag ließ sich zum Glück noch die Sonne blicken.
Und so wurde der Schlamm betanzt, ob mit oder ohne Gummistiefel. Die Editors spielten ein Set, das vor allem durch ihr erstes Album "The Back Room" glänzte. Auf der Vorschrot-Bühne bouncten derweil die Fans von Marteria durch den Matsch.
Die Hamburger von Hundreds profitierten von der Schließung besagter Zeltbühne und kitzelten zu später Stunde dann die großen Gefühle heraus. Das Resultat: wilde Knutschereien im Publikum.
Und blickte man tief in der Nacht bei Mondschein über die Schlammassen des Geländes, wähnte sich der ermüdete Festivalgänger beinahe in einer romantischen Seenlandschaft. Nur das Schmatzen der Gummistiefel holte einen wieder in die moddrige Realität zurück.
Endlich, die Sonne!
Solch Matschinferno verschwindet über Nacht natürlich nicht von selbst. Und so wateten die Besucher trotz Sonnenschein auch am Samstag durch die braune Brühe. Man nahms gleichwohl mit Humor.
Während die Wild Beasts für ihre morbid-erotischen Texte bei Sonnenuntergang das perfektes Setting fanden, animierte Casper auf der Hauptbühne Deutschlands Jugend. Über Standardfloskeln kamen seine Sprüche zwar nicht hinaus, dafür gabs fleißigen Körpereinsatz. Und die Dockville-Hipsters outeten sich bei ihm tatsächlich als Mitmachfans, die textsicher jede Zeile nachrappten.
Ohrenbetäubend skurril
Auf der Nebenbühne freuten sich die Goldenen Zitronen, dass sie nach Gigs in praktisch allen Hamburgern Stadtteilen nun endlich auch mal hier aufspielen konnten. Sie bedankten sich mit gewohnt skurrilem Auftritt und ohrenbetäubenden Bässen.
Das Electroduo Crystal Castles verbot danach den Zutritt zum Fotograben und versteckte sich hinter Strobogewitter. Doch der noisige Electro entwickelte auch ohne erkennbare Bühnenpräsenz (man sah sie schlichtweg nicht!) seine Wirkung. Raven im Schlamm, so mögen wirs!
Nach Mitternacht war die wieder eröffnete Zeltbühne schließlich rappelvoll: Kein Wunder, zeigten die Post-Dubstepper von SBTRKT und Mount Kimbie doch, dass ihre Musik nicht nur auf Kopfhörern bestens funktioniert.
8 Kommentare
das "dockville love"-bild sieht aus wie'n screenshot aus blade runner,geil. generell, schicke bilder!
Berichtet ihr jetzt eig. über nix mehr anderes als über euren "casper" ?
berichetet mal über kollegah´s neues album oder savas´neues aber nicht immer nur über diesen Casper!
Zum Thema Dockville: trotz Unmengen Schlamms eine Fahrt wert (im Leben würde ich da nicht nochmal ohne Gummistiefel hinfahren. Noch besser eine Wat- oder Anglerhose!). Leider meinen und einige Leute, ein Festival ist ein komplett rechtsfreier Raum, in dem sie alle von ihren Müttern so mühsam beigebrachten Manieren über Bord werfen können und bis sechs Uhr morgens gröhlend über den Platz zu ziehen. Besagter Personenkreis hat auch vordringlich dafür gesorgt, das der Campingplatz in nur zwei Nächten eher einem Flüchtlingslager nach einem Hurrikan gleichkam. Nach dem Motto: was der Schlamm nicht geschafft hat, übernehmen wir.
Zum Thema Casper: Warum dieser Heini gefeiert wird, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Platte Texte und vor allem: diese Stimme geht nun gar nicht. Nach jedem Stück die Frage in die Menge :"Habt ihrrrr Spasssssss? Habt ihr gefressssennnnn? Wollt ihrrrr noch saufennnnnnn?" Das "Wolllllt ihrrrrr noch F***ennnn" hat er sich wohl nur in Hinblick auf die teilweise doch sehr jungen Dockville-Besucher gespart (bei einigen konnte man die Nabelschnur noch unter dem T-Shirt raushängen sehen, ohne Scheiss!). Meine sofortige Assoziation: Rede Hitlers auf dem Reichparteitag der NSDAP, 1938. Brrr. Da bekomme ich übelst schlechte Laune.
@JaDeVin (« War der Casper bestimmt schon auf'm Bravo-Cover oder sonstigen Teenieblättchen? »):
Auf dem Cover der letzten juice war er drauf^^
aufhören zu haten jungs! hammer wochenende, wetter 10mal besser als vorhergesagt und gestern noch mit trail of dead gesoffen! top!!
Übel geiles Festival trotz heftigen Wetters / Schlamms. Meine Favouriten dieses Jahr: Blackmail und Trail of Dead. Garnicht ging hingegen Casper. Ich hoffe, das Ganze hier bei Laut.de wird mal wieder etwas objektiver, denn der Hype sollte eher mal kritisch hinterfragt werden, als unterstützt werden. Aber Dockville nächstes Jahr auf jedenfall wieder. Letztes Jahr wars schon geil, aber dieses Jahr hat alles getoppt. Ein weiterer Höhepunkt war noch das Schwimmen in der Elbe, quasi direkt vor der ehemaligen Haustür.