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April: Alben / Deutsch

Freshman Mirco: Huch! Der April war ja ein verdammt guter Monat für deutschen Hip Hop. Irgendwie fast schon unfair: Da gibt uns unser Lieblingsgenre hierzulande so wenig außergewöhnliches Material, und dann erscheint es auch noch fast alles mit nicht mal vier Wochen Abstand voneinander.

Danger Dans "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" wurde von unserer Redaktion ja als eines der besten Alben des Jahres gefeiert, ich hielt es außerhalb des großartigen Titeltracks jetzt nicht gerade für den großen Wurf. Ähnliches gilt für die Kritiker-Darlings BRKN und Schmyt, die beide Musik machen, deren Reiz sich mir durchaus erschließt, die aber einfach partout nicht 'Klick' machen will.

Dafür hat Haiyti mit ihrem bisher besten Album "Mieses Leben" einmal mehr mein Herz erobert. Diese Frau ist ein so notwendiger frischer Wind in Deutschland, wie es ihn seit gefühlt Äonen nicht mehr gab. Trotz einer Release-Taktung, vor der selbst ein Capital Bra in Ehrfurcht erstarrt, matcht aktuell so gut wie niemand ihr Level an Kreativität und Qualität. Allen voran nicht Cro, der hat auch ein Album veröffentlicht, an das erinnert sich allerdings bereits jetzt schon niemand mehr. Glückwunsch dazu.

Yo Grandma Fromm: Ich hielt bei Danger Dan tatsächlich noch nicht einmal den Titeltrack für den riesigen Wurf, das klang in meinen Ohren schon alles sehr kalkuliert - was ja auch funktioniert hat, wie man sah. Wenn dieses Kunstfreiheit-Album einen Übertrack birgt, dann ist das aber doch wohl "Lauf Davon". Mein Deutschrap-Album im April kam jedoch ohnehin von Pöbel MC: "Stress & Raugln" hat mir echt nachhaltig Spaß gemacht. Ich muss aber beschämenderweise zugeben, dass ich erst Monate später (und lange nach dem zugehörigen Interview) kapiert hab', was "raugln" überhaupt bedeuten soll. [Denkt euch an dieser Stelle dieses Affen-Emoji mit den zugehaltenen Augen.]

Dieser Yannik™: Alter, "Lauf Davon" von Danger Dan war so großartig, dass danach eigentlich nichts mehr meine Hoffnung für das Album hätte schmälern können. Aber je mehr Distanz ich dazu entwickele, desto mehr bleibe ich doch bei meiner Meinung. Irgendetwas daran hat gehakt, und lieben werde ich es wohl nicht mehr. Aber ja, der Monat war verrückt für Deutschrap. Wir haben jetzt schon vier Absätze stehen, und es hat noch nicht einmal jemand Haftbefehl erwähnt, dessen neues Release mich aber auch auf eine sehr unkonkrete Art und Weise kalt gelassen hat. Und, ja, dann war da noch Schmyt, der ja gerade kontinuierlich Hype aufbaut, da war Samra, dessen Album schon vor der ganzen Vergewaltigungs-Vorwurfs-Kiste gesuckt hat, und Ufo361, der stets bemüht war. Und Cro! Und BRKN, Jamule, Silla, Majoe, Jesses! Wie viele große Namen kann dieses Genre beherbergen, deren Musik man getrost komplett ignorieren kann?!

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1 Kommentar

  • Vor 2 Jahren

    Irgendwie schwer nachvollziehbar für mich, wie man „Lauf Davon“ echt besser als das Titelstück finden kann. Ist schon ne gute Nummer, aber berufliche Bindungsängste und der Wunsch einem Leben außerhalb der gesellschaftlichen Maschinerie sind doch relativ gängige Themen in Popkultur und Musik im Speziellen. Der Kniff aus der Kunstfreiheit dagegen ist meines Wissens wirklich unique und textlich sogar unerwartet virtuos umgesetzt. „Kalkuliert“? Joa, im Sinne von „durchdacht“ sicherlich. In eine Reihe mit gezielt auf Schockeffekt getrimmten Sachen wie zB Prezidents ?-Album gehört der Song aber nicht.