Der Chaos Computer Club ruft zum Boykott gegen die Musikindustrie auf. Die Hackervereinigung reagiert damit auf die erste Klagewelle deutscher Plattenfirmen gegen Tauschbörsen-Nutzer.
Berlin (xy) - "Entziehen wir ihr den Umsatz", lautet die Empfehlung des Chaos Computer Clubs an seine Mitglieder, um auf die angekündigten Klagen des deutschen Musikbranchenverbandes IFPI gegen Filesharer zu reagieren. Dieser reicht vermutlich am 1. April Klage gegen 68 Personen ein, die mehrere hundert MP3s über Kazaa und Co. anbieten. Brancheninsider sprechen dabei von einem symbolträchtigen Datum. Die Industrie wolle zeigen, dass man nicht zu Scherzen aufgelegt sei, schreibt das Onlinemag mp3-world.
Die deutsche Musikindustrie folgt damit dem Vorbild des amerikanischen Branchenverbandes RIAA, der seit dem vergangenen Sommer gegen illegale Filesharer vorgeht. "Die Branche sollte nicht den Nutzern die Schuld geben, wenn sie selbst den Beginn des Informationszeitalters verschlafen hat", heißt es in der Erklärung des CCCs. Außerdem seien immense Schadenersatzforderungen in Deutschland "gar nicht durchsetzbar". Die aktuelle Kampagne stufe man daher nur als Panikmache ein.
Unterdessen schlagen sich Bands wie Fear Factory oder Franz Ferdinand auf die Seite der Netzuser. "Downloaden ist großartig", sagte Franz Ferdinand-Sänger Alex Kapranos kürzlich im NME. Es sei ein guter Weg, um Musik kennen zu lernen. Er kritisiere niemanden, weil er Musik liebe. "Leute kommen zu mir und erzählen mir: 'Ich hab eurer Album runtergeladen, ich kann es kaum abwarten, es zu kaufen'", so Kapranos.
Ein bisschen zwiegespaltener sieht es Dave Rowntree, Schlagzeuger von Blur: "Ich sage sicher nicht, dass Downloaden großartig ist, denn schließlich müssen Musiker auch von ihren Plattenverkäufen leben." Aber die Plattenfirmen hätten grundlegende Fehler gemacht. Die Zeit, etwas gegen Downloaden zu unternehmen, sei längst vorbei. "12-Jährige vor Gericht zu schleppen, wie es in den USA passiert ist, ist sinnlos und bringt niemandem einen Vorteil", so der Drummer.
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