Wikinger mit Lidstrich, Cowboy mit Collier und andere Kuriositäten sangen um den Einzug ins Finale am Samstag.
Lissabon (wink) - Am Donnerstagabend ging die zweite Halbfinalshow des Eurovision Song Contest über die Bühne. An deren Ende stand fest, welche Nationen am Samstag, wenn es in Lissabon tatsächlich um die Wurst geht, überhaupt noch mitspielen dürfen. Auch die Startreihenfolge der Finalisten wurde inzwischen bekannt gegeben. Der deutsche Teilnehmer Michael Schulte tritt als elfter an.
Eisberge, Schnee und Sturm
Feuer und Eisberge, Schnee, Sturm und leidlich guter Gesang auf einer riesigen Bühne. Kurz: Es ist ESC. Die Halbfinal-Veranstaltung ließ sich an Opulenz nur noch schwer überbieten. Den ersten Auftritt des Abends bestritt dann auch gleich ein alter Bekannter: Die norwegische Grinsekatze Alexander Rybak. Der Multi-Instrumentalist schafft es mit realem Gefiedel und heiterem Gesang in die Finalshow.
Dänemark verschiffte einen Wikinger mit Lidstrich nach Portugal, der zusammen mit seiner Band Rasmussen zu Michael Jacksons "They Don't Care About Us"-Rhythmus einmarschierte. Der Nordmann-Schlager "Higher Ground" wehte ein inszenierter Schneesturm weiter. Ebenfalls noch im Rennen ist Serbiens Sanja Ilić. Der mimte den Guru und ließ sich von seinen Ofra Haza-Priesterinnen zum hymnischen "Nova Deca" in die Endrunde tragen.
Klappe zu? Klappe auf für Moldau!
Mit einer seltsamen Ikea-Einbau-Schrank-Performance präsentierten sich die sechs 50er-Jahre-Gameshow-Assistenten von DoReDos aus der Republik Moldau. Auch für sie geht das Spiel mit einer heiteren Runde "My Lucky Day" im Latino-Sound am Samstag weiter.
In gewisser Weise verstörend wirkte der Auftritt des niederländischen Vertreters. Der frisch gewaschene Cowboy Waylon im Leoparden-Look mit Glitzerkettchen versuchte sich, von vier farbigen Alibi-Musikern tanzend und zuckend umkaspert, mit "Outlaw In 'Em" an einem Country-Rock-Song. Fassungslosigkeit machte sich breit, als der Holländer ins Finale weiterrückte. Dass Justin Bieberlake (oder wie heißt der schwedische Klon noch gleich? Achja: Benjamin Ingrosso) mit aalglattem Disco-Pop im Neonröhren-Tron-Optik-Bühnenbild eine Runde weiterkam, überraschte hingegen wenig.
Eine der eher extremen und für dieses Format ungewöhnlichen Beiträge reiste aus Ungarn an. Mit einem amtlichen Metal-Auftritt headbangten, crowdsurften und stagediveten sich AWS samt pyromanischer Bühnenshow zum Stück "Viszlát Nyár" ins Finale. Damit gestaltet sich die Zusammenstellung für Samstag ausgesprochen abwechslungsreich.
Country, Schlager, Pop, Metal: Fehlt noch was?
Ein weiteres Beyoncé-Double gefällig? Oder zumindest etwas Ähnliches: Jessica Mauboy bietet Europa australischen Bauchtanz im blau glitzernden Geschenkpapier-Wickel. Atemlos kämpfte sie sich an "We Got Love" ab und darf trotzdem wiederkommen.
Slowenien schickte hingegen die erfrischende R'n'B-Elektro-Truppe La Sirk mit einer punkig-coolen, stimmlich überzeugenden Frontfrau ins Halbfinale. Sympathisch machte die Band spätestens die vorgetäuschte Soundpanne, die das Publikum zum Mitklatschen animierte.
Bevor die Bühne endgültig abzufackeln drohte, entstieg mithilfe billiger mechanischer Tricks der kleine Vampir Mélovin aus der Ukraine dem wackligen weißen Flügel-Sarg. Das Zuschauer-Voting geleitete ihn über die lichterloh brennende Bühne in die Fortsetzung der Show am Samstag.
Einzug verpasst
Den Einzug ins Finale verpasste hingegen Rumänien mit seiner Bonnie Tyler-Imitation. Russlands Sängerin im Rollstuhl erntete anerkennenden Applaus, wurde aber trotzdem nicht in die Show am Samstag gewählt. Georgiens angebliche Jazzcombo hatte den Jazz wohl zu Hause vergessen und durfte schon wieder die Heimreise antreten.
Eine burlesque Brasilianerin im roten Spitzenkleid musste nach Lettland zurück. Auch Montenegros Sänger schied samt seinen Rauschgoldengeln aus. Polen reichte es ebenfalls nicht. San Marinos Sängerin (und wenn sie noch so verzweifelt drein geblickt hat) hätte eventuell ohne das dazwischenhaspelnde - Verzeihung - rappende DSDS-Sternchen eher funktioniert.
Vorgestellt wurden über das Halbfinalistenfeld hinaus noch die übrigen drei Länder, die sich als größte Beitragszahler ins Finale gekauft haben: Deutschland vertritt Ed Sheeran-Verschnitt Michael Schulte. Madame, Monsieur gehen für Frankreich an den Start. Ermal Meta und Fabrizio Moro singen für Italien.
Die Startreihenfolge
Hier noch die Startreihenfolge der einzelnen Länder für die Final-Show am Samstag:
- Ukraine
- Spanien
- Slowenien
- Litauen
- Österreich
- Estland
- Norwegen
- Portugal
- Großbritannien
- Serbien
- Deutschland
- Albanien
- Frankreich
- Tschechien
- Dänemark
- Australien
- Finnland Monsters
- Bulgarien
- Moldawien
- Schweden
- Ungarn
- Israel
- Niederlande
- Irland
- Zypern
- Italien
1 Kommentar
Hey die AWS-Typen aus Ungarn sind ja sogar ganz gut. Nette Show. Die könnten weit kommen.