Am 26. März kommt "Notorious" auch in Deutschland in die Kinos. Der Streifen setzt Rap-Legende Biggie Smalls ein filmisches Denkmal.
Frankfurt (dani) - In den USA spielte der Film über Leben und Tod der Eastcoast-Legende Christopher Wallace a.k.a. Biggie Smalls a.k.a. The Notorious B.I.G. beachtliche Summen ein. Insbesondere von Rap-Fans heiß erwartet, läuft "Notorious" am 26. März nun auch in deutschen Kinos an. Eine Vorab-Vorführung im Frankfurter Metropolis am Freitag beweist: Der Streifen rechtfertigt die hohen Erwartungen zumindest teilweise.
Jamal Woolard ist Biggie
Unter der Regie von George Tillman, Jr. ("Barber Shop", "Soul Food") erwacht das 1997 erschossene Rap-Schwergewicht zu neuem Leben. Eine tiefe Verbeugung gebührt dafür dem Hauptdarsteller. Jamal Woolard, kein Schauspieler, wohl aber Rapper aus Brooklyn, glänzt weniger mit mimischer Leistung, fasziniert aber durchgehend in Folge seiner schieren Präsenz.
Kein Wunder, war das Produzententeam bereits beim Auftauchen Woolards bei dem Castings für einen Hauptdarsteller von den Socken. Den anerkennenden Worten Voletta Wallace', der Mutter Notorious B.I.G.s, bleibt nichts hinzu zu fügen: "Jamal sah aus wie Christopher, er klang wie mein Sohn, er hatte seine ganze Ausstrahlung". Jamal Woolard ist Biggie in seiner ganzen gewichtigen Person.
Exzellente Besetzung
Die Wahl der übrigen Schauspieler erweist sich als ebenfalls durch die Bank brillant. Voletta Wallace, eine besorgte, zuweilen verzweifelte, dennoch starke und herzliche Frau, verkörpert Angela Bassett noch intensiver als einst Tina Turner in "What's Love Got To Do With It". In Anthony Mackie fand sich ein Tupac, der der Vorlage in Optik und Auftreten wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Derek Luke nehme ich den jungen Puffy ohne Weiteres ab. Anthonique Smith gibt eine fantastische Faith Evans, Naturi Naughton eine grandios zickige Lil' Kim.
Vom Musterschüler zum Dealer zum Star
Das Drehbuch aus den Federn von Reggie Rock Bythewood und Cheo Hodari Coker orientiert sich streng an den Lebensstationen Biggies. Einst Musterstreber und der ganze Stolz seiner alleinerziehenden Mutter entwickelt sich Christopher, der das Dasein als übergewichtiger, gehänselter Außenseiter gründlich satt hat, zunehmend zum Problemkind.
Er schwängert bereits im Teenageralter seine Freundin, steigt nebenbei vom Kleinkriminellen in den Straßen Brooklyns zum Hustler im großen Stil auf - und landet bald darauf hinter Gittern. Dort verpasst er die Geburt seiner Tochter, entdeckt aber sein Talent, Wut und Frustration in Reime zu verpacken.
Wieder auf freiem Fuß kommt er in Kontakt mit Puffy, der ihm einen Plattenvertrag in Aussicht stellt. Sein Rat - "Don't chase the money, chase the dream!" - wird zum Wegweiser. Biggie macht Rap, bisher ein netter Zeitvertreib, zu seinem Lebensinhalt, erlebt den Aufstieg zum Superstar des Genres mit allen seinen erfreulichen und weniger erfreulichen Begleiterscheinungen, bis die unerfreulichste seinem Leben noch vor der Veröffentlichung seines zweiten Albums ein jähes Ende setzt: Christopher Wallace wird am 9. März 1997 im Alter von 24 Jahren in Los Angeles in seinem Wagen erschossen.
Good boy tryin' to be bad?
Mit dem bis heute unaufgeklärten Mord beginnt "Notorious", ehe die Handlung zurück in die Kindertage Biggies springt. Mit dem Mord hätte der Streifen besser auch geendet. Die abschießenden tränenreiche Beisetzungsszene samt rührseligen Rückblenden wären nicht mehr nötig gewesen, unterstreichen sie doch nur noch, was ohnehin bereits überdeutlich wurde: Im Zentrum von "Notorious" steht einzig und allein die Frage: "Are you a bad boy tryin' to be good or a good boy tryin' to be bad?"
Der Mann hinter der Legende
In Biggie steckte, glaubt man "Notorious", vielerlei: ein guter Sohn und liebender Vater genauso wie ein großes Kind, das sich den Umständen ausgeliefert fühlt, ein ekelhafter Macho wie ein unwiderstehlich witziger Charmeur, ein skrupelloser Geschäftemacher wie auch ein begnadeter Künstler und ein Straßenpoet, der einer ganzen Generation seine Stimme lieh, ein Macher, und letztlich ein Opfer.
Wer in "Notorious" überraschende Entwicklungen in der Handlung erwartet, wird enttäuscht. Auch zur Aufklärung der Hintergründe des Jahre schwelenden Konflikts zwischen Rappern von East- und Westcoast, deren traurigen Höhepunkt die Morde an Tupac Shakur und Notorious B.I.G. bildeten, trägt der Streifen nicht viel bei. Genre-fremdes Publikum wird mit der Geschichte vermutlich nicht allzu viel anzufangen wissen.
Wer jedoch Interesse an der Person und der Karriere Christopher Wallace' mitbringt, wird bestens bedient. Die Außergewöhnlichkeit der Story liegt einzig in seiner Lebensgeschichte. "Notorious" vollbringt das Kunststück, einen Mann mit allen seinen Schwächen und Unsicherheiten zu porträtieren, ohne seinen Legendenstatus zu beschädigen.
78 Kommentare
wer zum teufel ist biggie smalls? und seit wann versucht sich laut als filmportal?
geh kacken.
Toll nach dem mißratenen Get Rich or Die Tryin von dem Falschen Fuffziger nun der nächste Film für die Möchtegern coole Generation
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,6…
Ich sag nix, bevor ich nicht drin war.
Der Film ist absolut gut. Im Original-Ton eine Offenbahrung, beste Rapper-Verfilmung bisher.
Nächstes Jahr: Masta Ace-Doku und Big L Doku (und Bubu-Filmchen mit Fler..).