Parolen statt Punchlines: Mit "Stürmen Herzen" bekommen die queerfeministische Bewegung und alle, die sich solidarisieren wollen, eine Demo-Hymne.

Hamburg (dani) - Der internationale Frauentag ist zwar erst am Freitag, begehen sollte man ihn aber ohnehin jeden Tag. Insofern sind Finna und Ainie keineswegs zu früh dran. Mit "Stürmen Herzen" tun sie genau das, nämlich Herzen stürmen. Zudem liefern sie damit nicht nur der queerfeministischen Bewegung eine Hymne, sondern auch allen, die sich mit ihr solidarisieren wollen. Was ohnehin jede*r tun sollte, deswegen: Megafone raus, es setzt Parolen statt Punchlines:

Kein Gott!
Kein Staat!
Kein Patriarchat!

In einem optimistischen Vorgriff erklären Finna und Ainie das alles für bereits gestorben, tanzen auf dem Grab und feiern das Danach. Ganz so weit sind wir ja aber noch nicht, noch gilt es allzu oft, zu "hustlen von nine to five, für rich ones, alt und weiß". Was Ainie natürlich bewusst ist, sie aber nicht unwidersprochen hinnehmen will: "Es kann einfach nicht sein, dass patriarchale Strukturen unseren Alltag so dermaßen einnehmen und kapitalistische Hierarchien jeden Tag so unfassbar viel Kraft kosten, obwohl wir es eigentlich besser wissen, dass wir so nie an den Punkt einer befreiten Gesellschaft kommen werden."

Immerhin (und auch wenn das manch einem, der um seine Privilegien bangt, ein Dorn im Auge ist) bewegen wir uns in Babyschritten vorwärts, und Initiativen wie das Female* Producer Collective tragen ihren Teil dazu bei. Im Rahmen dieses Zusammenschlusses zur Förderung weiblicher* Produzentinnen haben sich Finna und Ainie kennengelernt. Die eine: Rapperin und lautstarke Aktivistin gegen Homophobie und Bodyshaming, die man sich ruhig auch dann einmal live angucken sollte, wenn man bislang nicht überzeugt ist. (Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Hab' die vorher nur für ihre Message gefeiert, hinterher für einfach ALLES.) Die andere: Musikerin und Produzentin, schrieb und produzierte unter anderem für Mädness & Döll oder Chima und arbeitete mit dem Buena Vista Social Club und den Weather Girls.

Die Saat von morgen

Der gemeinsam produzierte Track zeugt nun von der perfekten Chemie zwischen den Ladys: Aufbruchstimmung wabert aus den Synthies, die die beiden für meinen Geschmack ruhig noch stärker hätten auf- und durchdrehen lassen dürfen. Die kämpferischen, dabei durch und durch positiven Vibes haben sie aber gut eingefangen bekommen. Oder, in Finnas Worten: "Wir säen die Saat von morgen für eine Zukunft voller Gleichberechtigung." Amen. Möge sie aufgehen und farbenfroh blühen.

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7 Kommentare mit 7 Antworten

  • Vor 7 Monaten

    Finde ich für eine Demo-Hymne zu autogetuned-cloudrappig-glattpoliert und ich finde der Staat tut schon auch einige gute Sachen, aber auf kein Gott und kein Patriarchat kann ich mich einlassen. ;)

  • Vor 7 Monaten

    Song so naja, Message natürlich ne gute und berechtigte.
    Der Teil des Staates, mit dem ich täglich zu tun habe, die Strafjustiz, ist jedenfalls stark weiblich geprägt, sehr viele Staatsanwältinnen und Richterinnen, idR equal pay qua Gesetz, alleine die Verwaltungsspitze (Präsidenten und Direktoren der Gerichte, Leitende Oberstaatsanwälte und Generalstaatsanwälte) - noch - überwiegend männlich. Im Bundeskabinett sind immerhin 7 von 17 Posten weiblich besetzt, wenn auch zugegebenermaßen nicht die einflussreichsten. (Danke, Merkel!)
    Der Staat scheint mir schon etwas weiter zu sein, als der Großteil der Gesellschaft und als die Wirtschaft.
    Außerdem wäre zu diskutieren, wie denn der Naturzustand bei "kein Staat" aussehe. Könnte ja sein, dass sich da Testosteron durchsetzen würde. Vielleicht ist der Staat deshalb gar nicht so schlecht. Da haben sich aber eine handvoll schlauerer Leute schon ein wenig den Kopf drüber zerbrochen.

  • Vor 7 Monaten

    Plumper ging es nicht? Wenn man schon ne Nische abgreifen will mit quasi Booking-Garantie für die Festival Quote, dann kann man sich doch trotzdem musikalisch etwas mehr Mühe geben.