Im Z-Bau zeigt der australische Ausnahmegitarrist, warum ihn manche als einen der besten Livemusiker unserer Zeit bezeichnen.
Nürnberg (laut) - 2018 war es noch eine unvorhersehbare Erkrankung seines Drummers Grant Garethy, die John Butler dazu zwang, seine Tour solo zu beenden. Nun traf der dieselbe Entscheidung, als Alleinunterhalter aufzutreten, bereits vor der beginn seiner musikalischen Walz. Dass der Tourstopp im Nürnberger Z-Bau trotzdem ein Highlight wird, davon sind die teilweise von weither angereisten Fans gestern überzeugt.
Liebe, Tod und Teufel
Pünktlich um 21 Uhr betritt der Protagonist die spartanische Bühne, auf der außer ein paar Gitarren, einer Loop Maschine, einem Hocker, Mikrofon und Effektboard nichts zu sehen ist. Das fränkische Publikum empfängt Butler herzlich. Dieser beginnt sein Set mit einer starken A capella-Version von "Cold Wind", die direkt für erste Gänsehautmomente sorgt.
Auch von seiner 2018 erschienen Scheibe "Home" serviert der Australier, etwa das Herzschmerzstück "Miss Your Love" oder die erste Singleauskopplung "Wade In The Water". Butler lässt sich auch nicht lange bitten und erheitert das Publikum mit teils lustigen, teils nachdenklichen Anekdoten über Liebe, Tod und Teufel. Eine ganzheitliche, spirituelle Erfahrung, die Künstler und Fans näher zusammenbringt.
Das Nürnberger Publikum staunt
Überhaupt bearbeitet der Ausnahmemusiker Banjo, Gitarre und Mundharmonika dermaßen geschmeidig und perfekt, dass nicht Wenige mit offenem Mund vor der Bühne stehen: Tight, schnell, harmonisch und eine nahezu perfekt intoniert. Es ist kaum zu glauben, dass John Butler das alles live bringt. Die Lässigkeit eines Surferboys, gepaart mit musikalischen Skills und dem Charme des netten Jungen von Nebenan. Die ein oder andere Größe der Popkultur könnte sich hier ruhig in Demut verneigen. Das Publikum im Z-Bau ist geradezu verzaubert.
Butler redet gerne und viel - und seine Fans hören gebannt zu, wie er Geschichten aus seinem Leben und zu seinen Songs erzählt. Fast scheint es, als würde das Publikum den Atem anhalten, um ja keine Silbe, keinen Ton zu verpassen. Das bleibt auch dem Künstler nicht verborgen: Butler bedankt sich für die Aufmerksamkeit der Fans, die auch diese sympathische Geste frenetisch belohnen.
Applaus haben aber auch die Techniker verdient, denn abermals besticht die glasklare und warme Akustik sowie die hervorragend abgestimmte Lichtshow im Z-Bau. Am Ende ist John Butler gute zweieinhalb Stunden auf der Bühne gestanden, was sich aber nur wie ein Sekundenbruchteil angefühlt haben muss. Denn auch, wenn alle glücklich nach Hause gehen, könnte man doch eine ganze Nacht am Lagerfeuer sitzen, dieser Musik zuhören und sein Zeitgefühl verlieren.
Text und Fotos: Désirée Pezzetta.
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